Für die Kunst in München gibt es keine Sommerferien. Damit ihr mit starken Eindrücken durch den August kommt, haben wir ein paar Ausstellungen hier aufgelistet. Die kompletten Artikel gibt es in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Kunst in München: August 2021
Erwin Olaf in der Kunsthalle München
Nacktheit spielt zunächst im Sinne der sexuellen Befreiung eine große Rolle. Dabei nimmt die Ästhetik einer Anordnung für den Künstler einen hohen Stellenwert ein. So erzählt jedes Bild eine eigene kleine Geschichte. Die buchstäbliche Wut ist der Brennstoff dieser frühen Werke. Könnten sie sprechen, so würde aus manchen Marilyn Mansons »Sweet Dreams« geradezu brüllen. Stechende Blicke, kantige Gesichter – Olaf verleiht mit Licht und Schatten seinen Bildern mindestens so viel Schärfe wie den Bedeutungen dahinter. Die meisten seiner Fotos mögen auf den ersten Blick beinahe unheimlich clean und oberflächlich wirken, ein Effekt, der durchaus beabsichtigt ist. Durch seine jahrelange Arbeit in der Werbeindustrie macht er sich bewusst seine Fähigkeit zu Nutze, auch gerne mal mit Klischees und Stereotypen optisch Aufmerksamkeit zu erregen. (Fiona Grün)
ERWIN OLAF: UNHEIMLICH SCHÖN
Kunsthalle München | Theatinerstr. 8 | bis 26. September | täglich 10–20 Uhr | Der reich bebilderte Katalog (Hatje Cantz, 240 Seiten, 300
Abb.) kostet vor Ort 32 Euro | Gratis-Audiotour | Kinderführungen: mittwochs (bis 8.9.) 15 Uhr | Kuratorinnenführung: 30.8. und 20.9., 18.30 | weitere Führungen undVeranstaltungen
Maximiliane Baumgartner im Kunstverein München
»Auf Fassaden schauen«, auch wenn die legendäre Fassade längst verschwunden ist. Darauf nimmt der elaborierte Titel der Ausstellung Bezug, denn die künstlerische Forscherin Maximiliane Baumgartner nutzt den Begriff Fassade als Denkfigur. (Thomas Betz)
MAXIMILIANE BAUMGARTNER: AUF FASSADEN SCHAUEN ODER DIE VIERTE WAND DER DRITTEN PÄDAGOGIN
Kunstverein München | Galeriestr. 4
bis 20. August | Di–So 12–18 Uhr
»The World:Reglitterized« im Haus der Kunst
Diese 5. Biennale mischt prominente Münchner Positionen von Ayzit Bostan über M+M bis Stefanie Zoche mit bekannten (Daniel Knorr, Nevin Aladag, Heike Baranowsky und diverse andere hatten übrigens an der Münchner Akademie studiert) und weltbekannten Namen: Joseph Beuys schaut, auf einem Foto von Michael Ruetz, 1972 in seiner Düsseldorfer Wohnung mit der Familie »Raumschiff Enterprise«; daneben ist das Beuys-Objekt »Enterprise« von 1973 zu sehen – Beuys glaubte an die Zukunftsfähigkeit des Menschen. (Thomas Betz)
THE WORLD:REGLITTERIZED
Haus der Kunst, Westflügel | Prinzregentenstr. 1
bis 10. September | Mo/Mi/So 10–18 Uhr, Fr/Sa 10–20 Uhr | virtuelle Ausstellung
#wurzelspitzen in Seeshaupt
Der Ort zwischen jahrhundertlanger Gärtnerei-Tradition, Verwahrlosung und Zukunftsvision hat etwas Magisches. Genau das war auch den beiden Besitzern bewusst, als sie ihr Kunstprojekt gestartet haben: 30 Künstler*innen, die sich ein Jahr lang auf dem Gelände abseits der Blumenwiese tummeln dürfen und ganz nach Lust und Laune, ohne jegliche Vorgaben, Werke kreieren, pflanzen, installieren, bauen und gestalten können. Ein Zuckerl in Zeiten von Corona für die Künstler*innen, ein inspirierendes Vergnügen für die Gäste, eine sinnvolle Zwischennutzung für ein brach liegendes Gelände und eine geniale Idee, um ein Bauprojekt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, das schon lange darauf wartet, genau dort umgesetzt zu werden. (Ericka Wäcker-Babnik)
#WURZELSPITZEN
Gelände der ehemaligen Gärtnerei Demmel
Baumschulenstr. 3, 82402 Seeshaupt | bis März 2022 | Sa und So 14–18 Uhr | Zum umfangreichen Veranstaltungsprogramm mit Kuratorenführungen, Künstlergesprächen, Performances und Musik sowie den jeweils geltenden Hygieneregeln siehe und Instagram
Matt Black im Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung
Seine Bilder, ergänzt durch Tagebucheinträge, erzählen vom toxischen Zusammenhang zwischen Bildungsferne, Umweltzerstörung, trostloser Resignation, Einsamkeit und Armut. Matt Black fotografierte Orte und Menschen in den Wüsten im Südwesten, über den Black Belt im Südosten bis hin zu den ehemaligen Industriestädten im Mittleren Westen und Nordosten. Die Fotografien leben von harten Kontrasten, vom Spiel von Licht und Schatten, dann wieder von Momenten, die durch Glasscheiben, Regen und Schnee unscharf gefiltert und in Spiegelungen vervielfacht werden. Manchmal rückt die Kamera so gnadenlos an ihre Sujets heran, dass die Oberflächen aufzuplatzen scheinen (Christiane Pfau)
Michaela Eichwald im Kunstbau
Die Ausstellung im Kunstbau zeigt Werke Eichwalds aus den letzten drei Jahren. Viele sind während Pandemie und Lockdown entstanden und sprechen uns, den Betrachter*innen, aus der Seele: Dass die Künstlerin in dem weißen Nussknacker-Objekt mit dem bunt gefüllten Lampenschirm einen Mann als »Pandemiebeauftragter Sachsen« porträtiert, nimmt man ihr schmunzelnd ab, ohne den Herrn zu kennen. (Erika Waecker-Babnik)
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MICHAELA EICHWALD
Kunstbau München der Städtischen Galerie im Lenbachhaus | U-Bahnhof Königsplatz, Zwischengeschoss | Di bis So, 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr | bis 12. September | Anmeldung und Tickets
Gerhard Richter in der Pinakothek der Moderne
»54 Zeichnungen, 3 graue Spiegel und 1 Kugel« heißt die Ausstellung, und ja, es sind auch drei große graue Spiegel zu sehen: »Spiegel sind absolute Bilder«, sagt Michael Hering. »Sie spiegeln nicht nur, sie beschreiben einen Raum, der wie eine Leerstelle wirkt. Und in dem Moment, wo man sich in diesem Nichtraum bewegt, macht das was.« Es gibt Ausstelllungen, die sind toll – und trotzdem freut man sich nach einer gewissen Zeit, wieder an die frische Luft zu kommen. In dieser Ausstellung wäre man gern Teil des Aufsichtsteams: um die Arbeiten tage-, ja wochenlang anschauen und darüber nachdenken zu können. (Julie Metzdorf)
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GERHARD RICHTER.
54 ZEICHNUNGEN . 3 GRAUE SPIEGEL . 1 KUGEL.
Staatliche Graphische Sammlung München in der Pinakothek der Moderne | Barer Str. 40 | bis 22. August
Di–So 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr
Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys
In München hatte er mit Bernd Klüser (damals: Galerie Schellmann & Klüser) seit 1971 einen seiner wichtigen Galeristen; Schellmann und Klüser präsentierten 1976 im Kunstforum in der Unterführung Maximilianstraße die Installation »Zeige Deine Wunde« – damals relativ unbeachtet von den Paassanten. Der Ankauf 1979 durch das Städtische Lenbachhaus – für 270.000 DM – brachte durch den Protest der Gegner einen großen Skandal und machte das Lenbachhaus zu einem bedeutenden Museum für Gegenwartskunst. Münchner Museumsgeschichte schrieb auch der Freundesverein der Pinakothek der Moderne PIN: PIN trieb 1984 das Geld auf für den Ankauf der 1983 im Haus der Kunst gezeigten, raumgreifenden, assoziativen und ästhetisch packenden Installation »Das Ende des 20. Jahrhunderts« für die Staatsgemäldesammlungen. (Joachim Goetz)
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JOSEPH BEUYS. WER NICHT DENKEN WILL FLIEGT RAUS
Galerie Klüser 1 + 2 | Georgenstr. 15 und Türkenstr. 23
bis 4. September
JOSEPH BEUYS – 100 JAHRE. ZEIGE DEINE WUNDE. PLASTIKEN UND ENVIRONMENTS AUS DER SAMMLUNG LOTHAR SCHIRMER UND DEM LENBACHHAUS
Städtische Galerie im Lenbachhaus | Luisenstraße 33
Dauerausstellung | Di–So/Fei 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr
EVA HUTTENLAUCH, MATTHIAS MÜHLING (HRSG.): JOSEPH BEUYS. ZEIGE DEINE WUNDE
Schirmer/Mosel, 2021 | 117 Seiten, 66 Abbildungen | 29,80 Euro (im Museumsshop 18 Euro)
»Springtime/Summertime« in der Galerie Spielvogel
Es is unmöglich, alle Künstlerinnen und Künstler in meinen Räumen zu zeigen, mit denen ich über 30 Jahre zusammengearbeitet habe, deshalb ist das Jubiläumspaket häppchenweise geschnürt. Es wird jedem Künstler, der noch lebt, in Einzel- und Gruppenausstellungen besonderes Augenmerk gegeben. (Gudrun Spielvogel im Interview mit Erika Wäcker-Babnik)
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GUDRUN SPIELVOGEL GALERIE & EDITION
Maximilianstraße 45 | Mi–Fr 14–18, Sa 11–14 Uhr, nach vorheriger Terminabsprache Springtime/Summertime. Künstlerinnen der Galerie
Erdmut Bramke, Petra Lemmerz, YeunHi Kim, Karin Radoy, Marie Thérèse Vacossin | bis 28. August
Bridge Sprout
Welche Funktion hat eine Brücke, die bereits wenige Meter nach dem Auflager zu Ende ist? Gar keine, denn diese Brücke ist Kunst. Sie erinnert an einen Regenbogen, der eine imaginäre Verbindung schafft, flüchtig, zauberhaft, um beim nächsten Lichtwechsel wieder zu verschwinden. »Bridge Sprout« nennen die Schöpfer von Atelier Bow-Wow ihr Werk, was soviel bedeutet wie »Brückenspross«. Wie der Astansatz eines Bambushalms soll sie in Gedanken immer weiterwachsen, bis sie das andere Ufer erreicht – oder eben auch nicht. (Frank Kaltenbach)
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BRIDGE SPROUT
Widenmayerstraße 3 (Isarufer an der Schwindinsel) | bis Ende 2021 | rund um die Uhr geöffnet
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