Das Wochenende steht vor der Tür und will kulturell genutzt werden. Ein kleiner Überblick über die Ausstellungen im Februar. Mehr gibt es in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Ausstellungen im Februar 2022
Yalda Afsah. Every Word Was Once An Animal
Mit der Domestizierung von Tieren vollzieht sich vor etwa 11.000 Jahren ein entscheidender Entwicklungsschritt: Der Mensch erhebt sich zum Herrscher über die Natur. Eine Synergie aus Nähe und Gewalt prägt seither die wechselseitige und vielschichtige Beziehung. Wie ambivalent diese Beziehung ist und welche Formen sie annehmen kann, zeigt Yalda Afsah auf eindrückliche Weise an den Beispielen der Pferdedressur, dem Züchten von Tauben und dem Stierkampf. Mit der Präsentation von vier Kurzfilmen unter dem Titel »Every Word was once an Animal« würdigt der Kunstverein die deutsch-iranische Künstlerin in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung. (Erika Wäcker-Babnik)
YALDA AFSAH. EVERY WORD WAS ONCE AN ANIMAL
Kunstverein München | Hofgarten, Galeriestr. 4 | bis 3. April | Di bis So 12–18 Uhr
Buchpräsentation der ersten umfassenden Publikation zu Yalda Afsah im März
Gustav Metzger – Revisited
»Don’t make art but study art«. Mit diesem Blick ins eigene Ausstellungsarchiv läutet der Kunstraum München sein 50-jähriges Jubiläum 2023 ein. Denn 1997 wurde in einer Metzger-Ausstellung, kuratiert von Justin Hoffmann, eine Arbeit aus der Reihe »Historic Photographs« gezeigt; darin reagierte er mit Bearbeitung, partieller Zerstörung und Verbergen auf unseren Umgang mit ikonischen Abbildern. Abbildern von Unmenschlichkeit: aus dem Vietnamkrieg, dem Warschauer Ghetto oder von Hitler und der Hitlerjugend. Die aktuelle Präsentation will auch die heutige Relevanz von Metzgers Strategien diskutieren. (Thomas Betz)
GUSTAV METZGER – REVISITED
Kunstraum München | Holzstraße 10 Rgb.
bis 6. März | Mi–So 14–19 | Termine, jew. 16 Uhr: 5. Feb., Gespräch mit Justin Hoffmann; 26. Feb., Gespräch mit Juli Lambert (Filmemacherin, München) und Doris Leutgeb (Leitung Sammlung Generali Foundation, Salzburg); 5. März, 16 Uhr, Kuratorische Präsenz
Vertrauliche Distanz. Fotografien von Barbara Niggl Radloff 1958-2004
Nun würdigt eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum unter dem Titel »Vertrauliche Distanz« erstmals das Werk der Fotografin. Möglich wurde dies, weil ihr Nachlass
2018 als Schenkung der Familie an die dortige Sammlung Fotografie ging. 2500 Abzüge und ein Negativ-Archiv mit mehr als 50.000 Aufnahmen erforschte der junge Kunsthistoriker Maximilian Westphal, der eine preisgekrönte Masterarbeit daraus formte – und gemeinsam mit Sammlungsleiter Ulrich Pohlmann die sehenswerte, informative und ästhetisch beeindruckende Ausstellung konzipierte. (Joachim Goetz)
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VERTRAULICHE DISTANZ. FOTOGRAFIEN VON BARBARA NIGGL RADLOFF 1958–2004
Münchner Stadtmuseum | St.-Jakobs-Platz 1
bis 20. März | Di bis So 10–18 Uhr | Der informative und reich illustrierte Katalog (Schirmer/Mosel, 170 S.) kostet im Museum 29,80 Euro | Kuratoren-Führung: 9. März, 18.30 Uhr; weitere Führungen (Anmeldung erforderlich)
Ragnar Axelsson. Where the World Is Melting
Axelsson dokumentiert Lebensräume am Rand der bewohnbaren Welt und reist zu Inuit-Jägern nach Nordkanada und Grönland, zu Bauern und Fischern auf Island oder zur indigenen Bevölkerung in Nordskandinavien und Sibirien. Seine Informationen stammen aus erster Hand, von den Menschen vor Ort. Der Fotograf besucht sie immer wieder, verbringt Zeit mit ihnen – und hat so ihr Vertrauen gewonnen. Er teilt bei seinen Besuchen dann auch den oftmals beschwerlichen Alltag mit ihnen. Das wiederum erlaubt es ihm, Momentaufnahmen ihres Lebens festzuhalten und ihre Erzählungen aufzuschreiben. (Joachim Goetz)
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RAGNAR AXELSSON. WHERE THE WORLD IS MELTING.
Kunstfoyer, Versicherungskammer Kulturstiftung
Maximilianstr. 53 | bis 13. März | täglich 9.30–18.45 Uhr
Eintritt frei, Zutritt nur mit online-Reservierung | Der Katalog (224 Seiten, 149 Abb.) kostet 50 Euro
Gruppendynamik
Künstlergruppen konstituieren und entwickeln sich im Konflikt: mit der »feindlichen« Umwelt – oder intern. »Gruppendynamik« lautet der treffende Übertitel zweier aufwändig erarbeiteter Ausstellungen im Lenbachhaus, die eine zum »Blauen Reiter«, die zweite zu Künstlerkollektiven der Moderne des 20. Jahrhunderts weltweit. Die Städtische Galerie in der Villa des Münchner »Künstlerfürsten« ist hierzu der passende Ort. (Thomas Betz)
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GRUPPENDYNAMIK – DER BLAUE REITER
GRUPPENDYNAMIK – KOLLEKTIVE DER MODERNE
Städtische Galerie im Lenbachhaus | Luisenstr. 33 | bis 24. April | Di–So/Fei 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr | Kunstgespräche (gratis), jew. Sa/So 15–17 Uhr | Der Katalog zum »Blauen Reiter« ( 446 Seiten, 200 Abb.) kostet 48 Euro; der Katalog zu den »Kollektiven der Moderne« erscheint im März
Natur und Idylle. Die Künstler-Kolonie Kronberg
Nicht fehlen darf Heinrich Winter (1843–1911) mit einem »Pferd im Stall«, der in den 1860er Jahren, wie viele, im Gasthof Zum Adler wohnte und 1874 die Villa Winter bezog. Dort residiert heute die Stiftung Kronberger Malerkolonie, deren Leiterin Ingrid Ehrhardt zusammen mit der Dachauer Museumsdirektorin Elisabeth Boser Ausstellung und Katalog erarbeitet hat. Zurück zu den Anfängen und zur Landschaftsmalerei: »Wir fuhren alle zusammen im Stellwagen hinaus, denn damals gab es noch keine Bahnverbindung mit Frankfurt«, erinnert sich Schrödl an die frühe Zeit in Kronberg. »Wir machten mit Feldstuhl, Staffelei und Malkasten weite Ausflüge in die schönen Taunuswälder und blieben ganze Tage draußen.« Den Proviant hatte die Mutter in den Rucksack gepackt. (Thomas Betz)
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NATUR UND IDYLLE. DIE KÜNSTLERKOLONIE KRONBERG
Gemäldegalerie Dachau | Konrad-AdenauerStr. 3, 85221 Dachau | bis 13. März | Di–Fr 11–17 Uhr, Sa/So/Feiertag 13–17 Uhr, 2G-plus | Kuratorenführung: 10. Feb., 19 Uhr (Anmeldung: 08131 5675-13 oder verwaltung@dachauer-galerien-museen.de Der Katalog (64 S., 70 Abb.) kostet 17 Euro
Der romantische Blick. Werke aus der Sammlung Maibaum Lübeck
Die Sammlung konzentriert sich auf romantische Landschaftsmalerei Norddeutschlands und Skandinaviens sowie auf den Zeitraum von 1780 bis 1840, es sind also nicht nur Romantiker vertreten, sondern auch Klassizisten. Die Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck präsentiert eine Auswahl aus über 500 Sammlungsobjekten: Werke von 25 Künstlern – von Blechen über Dahl und Rottmann bis Tischbein – sind zu sehen. (…) Das Museum Fürstenfeldbruck feiert mit diesem Ausstellungs-Highlight sein 30-jähriges Jubiläum. Die »Sammlung Maibaum« ist nach einem Freund benannt; das Sammler-Ehepaar bleibt anonym. Ihr Interesse für die norddeutsche Romantik verfolgen sie, wie die Ausstellung deutlich macht, mit Hingabe, Gefühl und Spürsinn, Forschungsinteresse und Kennerschaft. (Thomas Betz)
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DER ROMANTISCHE BLICK. WERKE AUS DER SAMMLUNG MAIBAUM LÜBECK
Museum Fürstenfeldbruck | Fürstenfeld 6, 82256 Fürstenfeldbruck | bis 1. Mai | Di–Sa 13–17 Uhr, So/Fei 11/17 Uhr | Führungen: 30.1., 27.2., 27.3., 1.5., je 15 Uhr | Der Katalog (140 Seiten, zahlr. Abb.) kostet 19,80 Euro
Stefan Hunstein. Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Die Frauen auf den sieben Monitoren sind frontal auf die Betrachter*innen ausgerichtet und blicken ihnen trotz leicht bewegter Mimik offen und unausweichlich in die Augen. Nach zwei Minuten ohne Kommentar und Handlung wenden sie sich ab, und in einer kurzen Überblendung dreht sich eine neue Frau ihrem betrachtenden Gegenüber zu. Scheinbar starr und doch mit minimaler Bewegung ausgestattet, sind die Porträts auch diesmal wieder im Zwischenbereich von Fotografie und Film angesiedelt. Der Wechsel der insgesamt 21 Frauen istnicht synchron, sodass sie in den sieben Nischen in immer neuen Konstellationen erscheinen und eine zusätzlich bewegte, scheinbar endlose, »ewig« andauernde Dynamik entsteht. (Erika Wäcker-Babnik)
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STEFAN HUNSTEIN: »VON EWIGKEIT ZU EWIGKEIT«
Kirche St. Paul | St.-Pauls-Platz 11 an der Theresienwiese
bis Ende Februar 2022 | täglich 8.30–17 Uhr | stündlich 9–16.30 Uhr: Klangkrippe von Stefan Hunstein und Axel Nitz | Sonntagsveranstaltungen der Kunstpastoral
Nevin Aladag. Sound of Spaces
Immer wieder ist man hin- und her gerissen zwischen Faszination und Frustration, gäbe es da nicht einige Videos, die Bild und Ton, Objekt und Klang in eins setzen. Unter dem Titel »City Language« sieht man an einem kleinen Bildschirm rhythmisch klatschende Hände meist von Männern (das sieht man an den behaarten Knöcheln). Schnell und raffiniert geschnitten ist das, aber obwohl sich das Ganze alle Minute in Endlosschleife wiederholt, kann man eine Viertelstunde zusehen und man glaubt mit jedem Loop, jeder Wiederholung immer wieder Neues zu entdecken, zu sehen wie zu hören, obwohl es das immer gleiche Dutzend Hände ist, das da klatscht wie in einem magischen Mantra. (Klaus Kalchschmid)
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NEVIN ALADAG – SOUND OF SPACES
Museum Villa Stuck | Prinzregentenstr. 60 | bis 20. Februar | Di-So, 11-18 Uhr | Katalog: Hatje Cantz, 288 S., 200 Abb., 35 Euro
Philipp Gröning. Bildprozesse
Gröning fragte sich also, wie die Welt durch den Server von Instagram aussehen würde. Ganz speziell: etwa der Petersdom. Aus den im Internet auffindbaren Erinnerungsbildern der Kirche sollte die künstliche Intelligenz den Raum rekonstruieren, errechnen, visualisieren. Das war die Aufgabe für die Rechner, wobei die Überforderung einprogrammiert war. Denn auf den zigtausenden Internet-Bildfunden sind kaum Räume zu erkennen, sondern bevorzugt Menschen. Man macht halt Selfies. Das führt dazu, dass die Menschen nicht – wie die fiese Aufgabe vorsah – komplett herausgerechnet werden können. So bleiben diese als Punkte, als amöbenhafte Massen, als fratzenhafte Gebilde im Bild – während von den Bauten nicht so viel zu sehen ist. Auf die gleiche Weise entstanden die faszinierenden Bilder von den Oktoberfestzelten. (Joachim Goetz)
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Bildprozesse – Arbeiten von Philip Gröning
Bayerische Akademie der Schönen Künste | Max-Joseph-Platz 3 |
bis 23. Februar | Mo–Fr 11–16 Uhr | Eintritt frei | 2g-plus-Regel, FFP2-Maske
Schnapstrinken. Mit Stil. Aus Spaß. Als Droge.
Von sonderbarem Humor zeugen nicht nur an Gaskartuschen angelehnte, hochprozentige Werbegeschenke, sondern auch die Adaption kapitalistisch-bürgerlicher Trinkgarnituren im Sozialismus: Nach Luft schnappende Fische aus russischukrainischer Produktion lechzen ebenso nach Füllung wie die einer Kalaschnikow nachempfundene Karaffe mit den dazugehörigen Trink-Patronenhülsen aus chinesischer. Die Männlichkeitsrituale, die man sich dazu vorstellen mag, sind aber kein Symptom der Moderne, wie Trinkbecher in Pulverfassoder auch Phallusform aus der ersten Hälfte des 16. bis zum 18. Jahrhundert zeigen. (Franz Adam und Franziska Mayer)
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SCHNAPSTRINKEN. MIT STIL. AUS SPASS. ALS DROGE
Bayerisches Nationalmuseum | Prinzregentenstr. 3
bis 30. Januar 2022 | Di bis So/Feiertag 10–17 Uhr, Do bis 20 Uhr | Das illustrierte Begleitheft (64 S.) kostet 5 Euro
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