Das Volkstheater ist zurück, ein Klassiker wird im Residenztehater auf die Meta-Ebene gehoben und die Traumata der deutschen Geschichte werden eindrucksvoll aufgearbeitet. Ein Überblick darüber, was die Theater in München diesen November auf die Bühne bringen. Die kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

Theater in München: November 2021

»Edward II.«, »Unser Fleisch, unser Blut« und »Gymnasium« im neuen Volkstheater

volkstheater

»Edward II.« (Ensemble) | © Arno Declair

Den kompletten Text von Gabriella Lorenz zu den Premieren im Volkstheater können Sie bereits komplett hier lesen.

Der Schlüssel

theater in münchen

Demagogen unter sich (v.l.: Murali Perumal, Sebastian Gerasch, Stefan Lehnen) | © Verena Kathrein

Als Mash-up, also eine kreative Mischung heterogenen Ausgangsmaterials, will Christiane Mudra denn auch die Quellenlage ihres neuen Stücks verstanden wissen. Das Publikum wird zum Teil der – fiktiven – Bewegung »Der Schlüssel«, die von drei Demagogen unterschiedlicher Couleur gelenkt wird. Dabei sind die Zuschauer*innen aufgerufen, über ein anonymes Abstimmungstool persönliche Meinungen und Präferenzen einzubringen und gleichzeitig die eigene Anfälligkeit beziehungsweise Widerstandskraft gegenüber Panikmache, alternativen Wahrheiten und verlockenden Heilsangeboten zu testen. (Silvia Stammen)

DER SCHLÜSSEL
LUISE | Ruppertstr. 5 | 11.–14. Nov. | 19.30 Uhr | Tickets: derschluessel.eventbrite.de

 

Cyrano de Bergerac

Der Italiener Antonio Latella zeigte im Cuvilliéstheater schon seine Inszenierung »Die drei Musketiere«, die sich kurzweilig um die Charaktere des Dumas-Romans windet. Jetzt nehmen er und Federico Bellini »Cyrano de Bergerac« und Christian ins Visier. Sie erzählen allerdings nichts vom Stück, sondern führen einen Meta-Theater-Diskurs, der vor allem Insider interessiert. (Gabriella Lorenz)

CYRANO DE BERGERAC
Residenztheater | 28. Nov., 4., 17., 26. Dez. | 20 Uhr (sonntags 19 Uhr) | Tickets: 089 21851940 | Infos

 

King A

theater in münchen

Lancelot und Artus (v.l. Janosch Fries, Hardy Punzel) | © Cordula Treml

Die fünf auf der Bühne switchen permanent zwischen »Mucke machen«, den fast kindlichen Balgereien, mit denen sie sich dem 10- bis 15-jährigen Zielpublikum andienen, und den Rittern, die demonstrieren, wie das funktioniert mit der Demokratie und mit dem Interessen-Clash zwischen Amt und Privatperson. Auch rhythmisch läuft die Inszenierung zuweilen aus der Spur, ein Fokus fehlt in dieser »Od an jedes Ritterherz«, wie »King A« im Untertitel heißt, sowohl optisch als auch thematisch. Und doch macht es Spaß, dank einiger sehr witziger Szenen, die sich aus dem übermütigen Spiel ergeben. (Sabine Leucht)

KING A
Schauburg | 26., 29. Nov., 1., 2. Dez. | 11 Uhr | 26. Nov., 3. Dez. | 19 Uhr | 30. Nov., 3. Dez. | 10 Uhr | 5. Dez. | 16 Uhr
Tickets: 089 23337155

 

Urteile

Auch wenn die auf der Bühne zerteilte Melone als Illustration der Großmarkthalle überflüssig ist und dieser unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit gewidmet wird: Dieser Abend ist ein wichtiger, seine Botschaft essenziell. Es genügt nicht, dass die NSU-Morde eher schlecht als recht aufgeklärt sind. Wir alle müssen die Verantwortung dafür übernehmen, dass sich in diesem Land alle sicher fühlen können. Dass alle »in Frieden leben« können, wie es sich Voulgaridis wünscht. (Anne Fritsch)

URTEILE (REVISITED) – NACH DEM PROZESS
Marstall | 12., 29. Nov., 3., 20. Dez. | 20 Uhr | 3. Dez.
11 Uhr | Tickets: 089 21851940

 

Die Träume der Abwesenden

theater in münchen

Die Überlebenden feiern das Leben (Ensemble) | © Sandra Then

Judith Herzbergs meisterliche Menschen- und Schicksalsskizzen haben harte Konturen und warme Untertöne. Und die Regie folgt ihr in beidem. Der autobiografisch grundierte Stoff, an dem die heute 87-Jährige zwei Jahrzehnte lang spann, lässt auch Kimmig nicht los. 2011 hat er am DT Berlin die ganze Trilogie unter dem Titel »Über Leben« inszeniert. Für deren Neuauflage mit anderem Namen, anderen Schauspielern, anderen Kostümen, anderer Musik und anderer Bühne hat er ein kleines, aber eher marginales Zwischenspiel eingefügt und mit der Chronologie gebrochen. (Sabine Leucht)

DIE TRÄUME DER ABWESENDEN
Residenztheater | 13., 28. Nov., 11., 26. Dez. | 18 Uhr (sonntags 17 Uhr) | Tickets: 089 21851940

 

Projekt S.T.R.I.P

Aktueller kann ein Theaterstück kaum sein, zumal es so eindringlich inszeniert und so überzeugend gespielt wird wie hier. Und dass gerade das Teamtheater am Viktualienmarkt den Zuschlag für die europäische Erstaufführung dieses aufrüttelnden und mit leichter Ironie durchsetzten Stückes erhalten hat, spricht für dieses seit vielen Jahren stets ambitionierte Haus. (Hannes S. Macher)

PROJECT S.T.R.I.P. (EUROPÄISCHE ERSTAUFFÜHRUNG)
Teamtheater Tankstelle | Am Einlaß 2a | bis 27. Nov.
Mi bis Sa 20 Uhr | Tickets: 089 2604333

 

HEART CHAMBER FRAGMENTS

theater im november

Im Treibsand (Ensemble) | © Judith Buss

Drei Texte liegen der Zusammenarbeit der Kammerspiele mit Tian Gebing, einem freien Theatermacher aus Peking, zugrunde: Jean-Luc Nancys »Der Eindringling«, Franz Kafkas »Der Bau« und Tao Yuanmings »Der Pfirsichblütenquell«. Nur bekommt man von diesen Texten akustisch meistens eher weniger mit, weil sie teils in rhythmischem Sprechgesang präsentiert werden.Gebing und Wang ersinnen plakative Bilder vom Ensemble in rosa OP-Kitteln mit blutverschmiertem Mundschutz (Kostüme: Claudia Irro) und lassen es hochpoetisch im roten Treibsand der Bühne von Eva Veronica Born versinken. Der Inhalt bleibt dabei nebensächlich. (Christiane Wechselberger)

HEART CHAMBER FRAGMENTS
Kammerspiele – Therese-Giehse-Halle | 10. Nov. | 11 Uhr
Tickets: 089 23396600

 

Like lovers do

Thema ernst, Setting comichaft poppig (Ensemble) | © Krafft Angerer

Diese Textfläche ohne Rollenzuschreibungen beschäftigt sich mit allen Aspekten sexualisierter Gewalt. Explizit wird hier alles gesagt, nichts beschönigt oder verharmlost, weshalb das Theater die Ankündigung mit einer Triggerwarnung versieht. »Der Text enthält viele Schilderungen von sexualisierten Gewalthandlungen, die belastend und retraumatisierend wirken können«, heißt es auf der Homepage und im Programmheft. (…) Am Ende, wenn die Säulenphalli längst erschlafft sind, verwandeln sie sich in hybride Fabelwesen mit Krakenbeinen und vielen Armen und geben sich ihren Ermächtigungsfantasien hin, während sie in einem leuchtenden Raumschiff in den Bühnenhimmel entschweben. Gesichert von den männlichen Bühnentechnikern, die ihnen freundlich hinterherwinken. Ja, Karabulut begegnet der Vorlage mit einem Augenzwinkern, nimmt ihr etwas von ihrer Härte. Und sie tut gut daran. (Anne Fritsch)

LIKE LOVERS DO
Kammerspiele | 15. Nov., 20., 30. Dez. | 20 Uhr
Tickets: 089 23396600

Frau Schmidt fährt über die Oder

Diese Frau Schmidt ist die Titelfigur in Anne Habermehls Stück »Frau Schmidt fährt über die Oder«, dessen Uraufführung die Autorin nun selbst im Werkraum der Kammerspiele inszeniert hat. Es soll den Auftakt einer Trilogie bilden. Ausgehend vom Leben dieser im Grunde sehr unspektakulären Frau Schmidt will Habermehl nicht weniger als einem Stück deutscher Geschichte auf den Grund gehen. (…) Möglich, dass ein anderer Regisseur oder eine andere Regisseurin dem Text mit einem Blick von außen mehr abgewinnt. Hier wurde viel verschenkt. (Anne Fritsch)

FRAU SCHMIDT FÄHRT ÜBER DIE ODER
Kammerspiele – Werkraum | 10., 11. Nov., 22. Dez. | 20 Uhr
Tickets: 089 23396600

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