Die Folk-Metal-Band Subway To Sally spielt mit Zeichen. Dafür wird sie im Backstage gefeiert.
»Geschichten über unseren Bandnamen gibt es viele. Welche willst du hören?« Eric Fish schmunzelt und meint, letztlich sei der Name einem feuchtfröhlichen Abend in den Anfangsjahren der Band entsprungen, und geblieben, weil er schön und geheimnisvoll klinge. Überhaupt sind die Folk-Metaller aus Potsdam Meister der Verschlüsselung. Sie müssen es sein, denn das Rätselhafte gehört zum Geschäft. Seit bald drei Jahrzehnten tummeln sie sich in einer Szene, die von tierfell-gewandeten Convention-Spielern bis lateinerprobten Dunkelrockern ein weites Spektrum enigmatischer Klangsinnsucher zusammenbringt. Zu diesem Spiel mit den Ebenen der Deutung gehört auch, dass man auf Fotos gerne ein wenig martialisch kostümiert im Wald posiert, im Gespräch aber über mittelalterliche Polyphonie sinniert und auf der Bühne gerne zu historisch-exotischen Instrumenten von verschiedenen Dudelsäcken über Schalmeien und Drehleiern bis hin zu Lauten und Geigen greift.
Im Laufe der Zeit haben Subway To Sally jedenfalls einige Stilwandlungen vollzogen, vom in der Geschichte verwurzelten Folk über wechselnde Formen des Metal, wo ihnen eine Zeit lang auch Nähe zur sogenannten Neuen Deutschen Härte bescheinigt wurde, bis hin zu einer Mixtur der Gegenwart, die in die Welt der herben und lauten Klänge auch ein paar elektronische Beats und eine Prise Dubstep integriert. »Nein, Pop ist das nicht«, meint Schlagzeuger Simon Michael mit dem Brustton der Entrüstung, »ich würde sogar sagen, dass unser aktuelles Programm am wenigsten Pop von allen ist.« Und doch sind Stücke wie die »Königin der Käfer« oder auch der Titelsong des aktuellen Albums »Hey!« klare Ansagen an die Fanbase, bitteschön ordentlich mitzuschwelgen. Das gehört zur Botschaft und ist auch einer der Gründe, weshalb Subway To Sally sich als Band bis heute nicht abnützen. Denn es geht um das Verbindende der Musik, um die rauschhafte Gemeinsamkeit des akustischen Erlebens, die auch mal ein wenig wuchtig und pathetisch oder bei der aktuellen Akustiktour mit viel Folk gewürzt sein darf.||
SUBWAY TO SALLY
Backstage| Reitknechtstr. 6 | 5. April| 20 Uhr | Tickets: 089 54818181
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