David Lowerys »Ein Gauner und Gentleman« ist ein liebenswerter Rückblick auf Robert Redfords Karriere.
Robert Redford hat sich mit Gefängnisausbrüchen, Raubüberfällen und Trickbetrügereien in die Filmgeschichte eingeschrieben. Seit über 50 Jahren ist er eine der Größen Hollywoods. Es wäre ungerecht, seinen nun angeblich letzten Film »Ein Gauner und Gentleman« als eine Revue all dieser Stationen zu bezeichnen. Doch hat Regisseur David Lowery eine charmante Hommage an Redfords Rollen, aber auch an ein Kino gedreht, das es heute nur noch selten gibt. Der Film basiert auf einem Artikel, den der »New Yorker« 2004 über den Bankräuber Forrest Tucker veröffentlichte, der es in seiner ebenfalls Jahrzehnte umspannenden Karriere zu einem stattlichen Strafregister gebracht hat. Lowery puzzelt diesen Rückblick liebevoll aus Jugendfotos und Filmszenen aus Redfords Karriere zusammen. Tucker fällt bei allen Überfällen mit zuvorkommender Höflichkeit auf und brachte es zum Ruf des großväterlichen Gentleman-Bankräubers.
Anders als seine jungen Kollegen, die es aufs Geld abgesehen haben, kann Forrest die Überfälle einfach nicht lassen – er mache das nicht, um zu überleben, sondern weil der Beruf sein Leben sei, sagt er einmal. Zu schön sind jene Szenen, in denen die Polizei ihn bereits eingeholt hat und er mit einem diebischen Grinsen wieder aufs Gaspedal steigt und eine weitere Verfolgungsjagd anzettelt. Er entschuldigt sich bei seinen Opfern immer beinahe dafür, dass er ihnen eine Waffe vorhält. Das Publikum bekommt diese erst gar nicht zu Gesicht. Das ist aber auch egal, denn Redfords strahlende Augen und sein entwaffnendes Lächeln sind die einzigen Geschütze, die er auffahren muss, um zu bekommen, was er will. Man glaubt manchmal, den jungen Frauenschwarm Redford vor sich zu haben. Tucker lernt auf einer seiner vielen Fluchtfahrten die Witwe Pearl kennen – gespielt von Sissy Spacek. Die Handlung von »Ein Gauner und Gentleman« ist damit recht vorhersehbar, doch ist es ein Genuss, den Darstellern dabei zuzuschauen, wie sie in einem Diner oder auf einer Veranda sitzen und sich aus ihren Leben erzählen. Die Chemie zwischenden beiden ergänzt die klassische Struktur und Lowerys Faible für körnige 16-mm-Bilder zu einem jener zeitlosen und aus der Zeit gefallenen Filme, die man auch nach Jahren gerne wieder hervorholt. ||
EIN GAUNER UND GENTLEMAN (OT: THE OLD MAN AND THE GUN)
USA 2018 | Regie: David Lowery | Mit: Robert Redford, Sissy Spacek, Casey Affleck, Danny Glover, Elizabeth Moss, Tom Waits
93 Minuten | Kinostart: 28. März
Trailer
Das könnte Sie auch interessieren:
Ponkie: Eine Erinnerung von Gabriella Lorenz
Fünf Seen Filmfestival 2021: Programm für ein neues Kino
Robot Dreams: Komplette Kritik zum Animationsfilm
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton