Das Theater Viel Lärm um nichts macht sich in »Feier Abend!« Gedanken über die Arbeit.

Philipp Weiche, Stefanie Dischinger, Melda Harzici und Maria Maschenka (v. l.) feiern die Geburt der Arbeit | © Hilda Lobinger

»Gibt’s was zu feiern?«, fragen Margrit Carls (Text) und Andreas Seyferth (Regie) in ihrem Theater Viel Lärm um nichts. 15 Jahre Agenda 2010 und 200 Jahre Karl Marx sind Anlass, sich mal Gedanken zu machen – über die Arbeit. In ihrer sati­rischen Revue »Feier Abend!« rufen sie dabei zu Zeugen auf, was Rang und Namen hat und in der Weltliteratur urheber­rechtsfrei zu haben ist. Lessing und Büchner brechen eine Lanze für die Faulheit, Nietzsche und Foucault kategorisieren Arbeit als Zaumzeug der Freiheit.

Und die Schauspielerinnen Maria Maschenka, Stefanie Dischinger, Melda Harzici und Philipp Weiche schmeißen erst mal energisch und achtlos zugleich ihre Kaffeebecher weg und machen Feierabend mit Ausrufezeichen. Ihre kurzhosigen Blaumänner (Kostüme Johannes Schrödl) erinnern an den Urklempner aller Compu­terspiele, Super Mario. Mit dem haben sie auch bewegungs­choreografisch gelegentlich Ähnlichkeit. Ikonografisch standen Chaplins »Moderne Zeiten« für diese kurze Geschichte der Ausbeutung Pate. Bilder von Fließbandarbeit flimmern unauf­hörlich über die rückwärtigen Leinwände (Bühne und Videos: Peter Schultze). Auf den davor stehenden, blinkend ange­strahlten Podesten wird Reise nach Jerusalem gespielt, als wäre es eine Gewinnspielshow. Nur ist der Gewinn die beschö­nigend »freisetzen« genannte Entlassung.

Stefanie Dischinger feiert die gute alte Zeit und ihre Bau­ernherrlichkeit. Maria Maschenka singt trippelnd und Fächer schwingend das wahre Lied über die schlechte alte Zeit in komisch klischeehaftem Japandeutsch und fasst die kurze Geschichte von Industrialisierung, Landflucht und Massene­lend folgendermaßen zusammen: So kam Arbeit zur Welt, richtige Arbeit. Die Parolen von damals kommen einem selt­sam aktuell vor. Wozu die Freiheit des Fabrikherrn mit Geset­zen beschränken? Der Mensch kann schließlich seine Arbeits­kraft nach eigenem Ermessen verwerten. Oder etwa nicht? Dazu passen die Werbesprüche für Hammerjobs wie Clown bei
McDonalds, natürlich auf Abruf, aber mit Aussicht auf Fest­anstellung.

Während die vier Super Marios sich abstrampeln, steuert Kai Taschner Stichworte und den Flipperautomatensound bei. Influencerin Vanessa (Stefanie Dischinger) nervt gewaltig, der Kassiererinnenblues erzählt vom tristen Arbeitsalltag und ein paar völlig gechillte Yogis zeigen, dass man aus der Siwilai­säischn auch aussteigen kann. Das Fazit dieses intelligenten, am Mythos von Fleiß und Arbeit kratzenden Abends ist: Arbeit ja, Lohnarbeit nein, dann wird auch nicht so viel Quatsch hergestellt. Hat eine gewisse Logik. ||

FEIER ABEND!
Theater Viel Lärm um Nichts| Pasinger Fabrik
bis 1. Dez.| Do bis Sa 20 Uhr (nicht 22. Nov.)
Tickets: 089 82929079

 


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