Rundum gelungen: Philipp Jescheck inszeniertdie schwarze Komödie» Kein Honigschlecken« im Teamtheater.

Puppe Greta (Daniela Voß) und die Bären Julius (Mario Linder, Mitte) und Ludovic (Martin Schülke, r.) wehren sich gegen den fiesen Politclown | © Ludo Vici

Hinter einer Bretterwand tauchen zwei verschreckte Gesichter auf. Die Bären schlottern vor Angst. Ein Picknick, zu dem sie dem Clown BoBo gutgläubig in den Wald gefolgt sind, entpuppte sich als ein Workshop für extreme Sexualpraktiken und geriet zu einem veritablen Albtraum. Der Liebhaber von autoerotischer Asphyxie, BoBo, hat sich bei seinen Würgespielchen selbst erdrosselt, allein diese Geschichte, fürchten Ludovic und Julius, wird ihnen niemand glauben. In ihrer Panik suchen sie Hilfe bei der Puppe Greta.

Das Personal von »Kein Honigschlecken« könnte aus dem Kindertheater stammen, doch es ist alles andere als eine nette Gutenachtgeschichte, die uns da erzählt wird. Das Stück von Greg Freeman, das ein britischer Kritiker als eine »Mischungaus Tim Burton, Terry Pratchett and The Simpsons« bezeichnete, ist ein gruselig-komisches Märchen für Erwachsene und eine böse politische Parabel über Lüge und Wahrheit, Realität und Fiktion, die mitten in unsere Gegenwart verweist. In der Demokratie in Freemans Fantasieland haben die Clowns die Macht übernommen. Auf Mord und Verschwörung steht die Todesstrafe. Um ihr zu entgehen, müssen die Freunde das Lügen lernen, obgleich dies ihrer Bärennatur widerspricht. Dadurch aber verlieren sie das Vertrauen in sich selbst und einander.

Puppendamenhaft flötend gibt ihnen Greta (Daniela Voß) eine Einführung in die Kunst des Lügens und Betrügens, in dersie mit herrlichen Spitzfindigkeiten moralische Begriffe dehnt, die Grenze zwischen Wahrheit und Fake aushebelt und erläutert, wie man »alternative Realitäten« erschafft. Doch ein Sicherheit und Ordnung predigender Politikerclown, der um seine Wiederwahl bangt und partout einen Schuldigen für BoBos Tod präsentieren will, ist den liebenswert naiv verwirrten Bären (ein feines komisches Paar: Martin Schülke und Mario Linder) auf den Fersen. Der finstere Fiesling (Armin Hägele), der überall Komplotte wittert, treibt Ludovic und Julius unerbittlich schnarrend in die Enge.

Philipp Jescheck hat die deutschsprachige Erstaufführungder tiefschwarzen Komödie, in der man immer wieder hell auflachen kann, einfallsreich und klug pointiert, sehr witzig und unterhaltsam inszeniert. Dafür hat ihm Michele Lorenzini ein schönes Bühnenbild gebastelt: Zwei Flügeltüren enthüllen in einem drehbaren Holzkasten, dessen Rückseite als Scheune dient, eine überdimensionale Puppenstube, in der Greta in ihrem rosanen Rüschenkleid haust und auf einem Öfchen ihre Tinkturen braut. Das sonderbare Puppenfräulein, das in einem hysterischen Jugendwahn gefangen ist, kämpft mit aus Leichenteilen angerührter Naturkosmetik verzweifelt gegen das Altern an. Im Verlauf von kuriosen Wendungen gerät schließlich auch sie ins Visier des schurkischen Clowns. Am Ende ersinnt die Puppe gemeinsam mit den Bärenfreunden einen Plan, um das System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Zu viel aber darf man nicht verraten, um die Spannungs- und Überraschungsmomente an diesem unbedingt sehenswerten Abend nicht zu zerstören. ||

KEIN HONIGSCHLECKEN
Teamtheater Tankstelle| Am Einlaß 2a | 10.–13. Okt.| 20 Uhr
Tickets: 089 2604333

 


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