Mit »Utoya 22. Juli« verfilmt Erik Poppe das schreckliche Attentat des Anders Breivik – aus der Sicht der Kinder.
Wenn ein Kind schwerverletzt in den Armen eines anderen Kindes stirbt und seine letzten Worte der verzweifelte Ruf nach seiner Mutter sind, die, weit entfernt, ihr Kind in der sicheren Umgebung eines Feriencamps wähnt, ist das ein Bild, das an Grauen kaum zu übertreffen ist. Dem ist der Zuschauer ausgesetzt, und das ist ein Bild, das von diesem Film bleibt. Leider ist das auch schon der zentrale Inhalt, zu dem man nicht sehr viel mehr sagen kann: Kinder hetzen, verschreckt von Schüssen, über eine Ferieninsel, vorbei an Toten und Verletzten. Sie verstecken sich unter Büschen, sind panisch und wissen nicht, wie ihnen geschieht. Das geht so 72 ungeschnittene Filmminuten lang. Der Zuschauer weiß nicht mehr als die Protagonisten, wenn ihm die Geschichte von Anders Breivik, der am 22. Juli 2011 69 Menschen auf der Ferieninsel Utoya tötete, nicht geläufig ist. Was will dieser Film erzählen? Die Aussage des norwegischen Regisseurs Erik Poppe, sein Film sei ein Akt der Loyalität gegenüber den Opfern, ist so schwammig wie konstruiert. Anders Breivik, der die Insel für ein paar Stunden beherrscht, taucht nur einmal als schwarze Kontur im Gegenlicht auf einer Klippe auf. Die Willkür, der die Kinder ausgesetzt sind, und ihre Ohnmacht brauchen keine 72 Minuten, um vermittelt zu werden. Der Film wird den Kindern von Utoya in seiner Eindimensionalität nicht gerecht. Er zeigt auf sehr undifferenzierte Weise, wie einfach es ist, Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber braucht man dafür einen Film? ||
UTOYA 22. Juli
Norwegen 2018 | Regie: Erik Poppe
Mit: Andrea Berntzen, Aleksander Holmen, Solveig Koløen Birkeland u.a.
72 Minuten | ab jetzt im Kino
Trailer
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