Regie-Ikone Agnès Varda ist auch mit 90 Jahren nicht müde. Gemeinsam mit dem Fotokünstler JR reist sie in »Augenblicke« durch das ländliche Frankreich – und durch die eigene Erinnerung.
Warum erst jetzt? Hätten sie nicht schon früher etwas machen können? Die Regie-Ikone Agnès Varda und der Street-ArtKünstler JR bilden ein wunderbares und harmonisches Paar, dessen Charme man sich nicht entziehen kann. Auch wenn er sich konsequent weigert seine Sonnenbrille abzunehmen. In ihrem gemeinsamen Projekt »Augenblicke: Gesichter einer Reise« reist das Duo durch das ländliche Frankreich. Der Film ist jedoch nur das eine Kunstwerk, das dabei herauskommt. Die weitere Kunst entsteht mit den Menschen, die ihnen begegnen. Diese werden nämlich die Landschaft als überdimensionale Porträtaufnahmen prägen, die auf Häuserwänden, Containern und Wagons verewigt werden. Varda und JR schenken dem Zuschauer ihre Liebeserklärung an die Menschen und die Landschaft Frankreichs sowie an die Macht der Fotografie. Gleichzeitig ist »Augenblicke« aber auch ein melancholischer Blick auf die Vergänglichkeit. Die fast 90-jährige Regisseurin thematisiert immer wieder ihr Augenleiden und die sichere Einsicht des baldigen Ablebens. Die Beziehung zu ihrem jungen Kollegen wird jedoch immer von Humor und Leichtigkeit getragen, sodass dieser Film durchgehend von positiver Energie durchzogen ist – zumindest bis man versucht, einen gewissen Herrn Godard zu besuchen. Über all den kleinen Geschichten steht die Erinnerung. Die Regisseure führen dem Publikum deren Verschwinden und Erhalt, ihre persönliche und die kollektive Sphäre vor Augen. Und trotzdem schaffen JR und Varda es, sich nicht vom Ernst ihres Stoffes erdrücken zu lassen, und wecken in uns den Wunsch nach mehr. ||
AUGENBLICKE: GESICHTER EINER REISE
Dokumentarfilm | Frankreich 2018 | Regie: Agnès Varda, JR
94 Minuten | Kinostart: 31. Mai
Trailer
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