Cécile McLorin Salvant ist eine neue Stimme des Jazz. Und was für eine!

Cécile McLorin Salvant | © Mark Fitton

Als »Cécile McLorin Salvant & Aaron Diehl Trio« wird die Amerikanerin mit den französisch-haitianischen Wurzeln häufig angekündigt. Das macht Sinn, weil der Pianist die Sängerin schon begleitet, seit sie im spektakulären Sprint die Jazzwelt erobert hat. Und man lernt einiges über sie, wenn sie ganz undiplomatisch schildert, warum sie ihn als Begleiter auserkoren hat: »Ich habe einen YouTube-Clip gesehen, bei dem Aaron ›Viper’s Drag‹von Fats Waller genauso gespielt hat, wie ich immer schon mit alten Songs umgehen wollte: eigener Zugang, aber ganz im Geist des Originals. Sehr vielseitig, sehr ernsthaft – und er schien kein Asshole zu sein.« Wie der Juilliard-Akademiegestählte Aaron ist Cécile eine vom Jazzpapst Wynton Marsalis geschätzte und geförderte Musikerin. Aber während der Pianist nur selten dessen Ideal von schnörkellosem Traditionsbewusstsein in Frage stellt, überrascht sich die abenteuerlustige Sängerin gerne selbst. Und sie ist als vielseitiges Naturtalent bestens gerüstet dafür. Nicht nur gesangeshalber dank unfehlbarer Intonation und großer Freiheit bei Phrasierung und Stimmlage. Salvants Ausgangspunkt ist immer der Text eines Songs. Sie schlüpft in Rollen, dramatisiert, karikiert und beweist dabei schon seit Jahren eine Reife, die ihrem Alter von mittlerweile 28 Jahren so gar nicht zu entsprechen scheint.

Bass erstaunt war denn auch die Jury, als die gerade 21-jährige Cécile 2010 beim Thelonious-Monk-Wettbewerb einige Standards so souverän vortrug, als sei sie mit ihnen groß geworden. Dabei hatte sie den Jazz erst kurz vorher für sich entdeckt, am Rande ihres Studiums (Jura, politische Wissenschaften, klassischer Gesang) in Südfrankreich. Wenig später hörte sie sich an, als hätte sie die ganze Geschichte des Vocal Jazz absorbiert, von Bessie Smith bis Betty Carter, und zugleich einen individuellen Zugang zu jahrzehntelang strapaziertem Repertoire gefunden. Nur ein bis zwei Mal pro Generation gäbe es so eine Sängerin, verkündete Marsalis, Jazzchef am Lincoln Center, und lud sie ein, mit seiner Band auf Tournee zu gehen. 2014 gewann sie dann alle wichtigen Preise beim Downbeat Critics Poll, Grammys folgten für die Alben »For One To Love« (2015) und »Dreams And Daggers« (2017). Viele Klassiker von Irving Berlin bis zu einer Kurt-Weill-Rarität sind darauf zu hören, aber auch Beweise dafür, dass Cécile mit eigenen Songs gegenhalten kann, was gelegentlich wörtlich zu nehmen ist. Wenn sie mit einem Text Probleme hat, dann wird der ironisierend vorgetragen, mit einem Blick durch jene Brille mit den dick umrandeten, großen Gläsern, die ihr optisches Markenzeichen sind. ||

CÉCILE MCLORIN SALVANT & AARON DIEHL TRIO
Jazzclub Unterfahrt| 25., 26. Mai | 21 Uhr
Tickets: 089 4482794

 


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