In seiner sechsten Comedyshow »Must Be Love« rauft sich Arthur Senkrecht mit einem neuen Partner zusammen.
Das Wort »Clown« sei im Deutschen problematisch, findet der Schauspieler Arnd Schimkat. Da denken viele an rote Pappnasen und blödes Herumstolpern. »Doch in Frankreich und der Schweiz wird das Clowneske als die hohe Kunst der Komik zelebriert, in allen Facetten mit hohen Ansprüchen«, sagt der Münchner. Er hat die Komik zu seinem Lieblingsprojekt gemacht und dafür vor über 20 Jahren die Bühnenfigur Arthur Senkrecht erfunden. Denn mit gut zwei Metern Körpergröße ragt der Künstler meist senkrecht heraus. Seit 2003 hat Schimkat alias Senkrecht mit Bastian Pusch als Musiker fünf Comedy-Programme herausgebracht, und jetzt kommt das sechste zur Premiere: »Must Be Love«.
Allerdings mit einem neuen Partner: Weil Bastian Pusch sich wieder mehr der Musik widmen will, darf jetzt Manuel Schunter, der an der Dimitri-Clownsschule in der Schweiz das Handwerk lernte, die Schikanen von Arthur Senkrecht aushalten. Aber was tut man nicht alles, wenn’s eben Liebe ist. Regie hat der Starclown David Shiner geführt, der lange beim Cirque du Soleil war und seit den 80er Jahren in Herrsching lebt. Und die Musik stammt weiterhin von Bastian Pusch. Wann sagt man von einer Beziehung, das muss wohl Liebe sein? »Wenn zwei gegensätzlich strukturierte Menschen beieinander bleiben und um Gemeinsamkeiten kämpfen«, meint Schimkat. Wobei es nicht explizit um Mann und Frau geht. Wie schon vorher mit Pusch bildet er jetzt mit Schunter quasi ein altes Paar, das trotz Streit zusammengehört. Dabei erinnern sie an andere seltsame Paare der Filmgeschichte: Laurel und Hardy etwa, oder Walter Matthau und Jack Lemmon, nur eben dem Tempo unserer Zeit entsprechend. Die Charakterunterschiede führen zu Konflikten bis fast zur Trennung. »Senkrecht lebt frei und ungebremst im Jetzt«, erklärt Schimkat, »aber beide lernen im Laufe des Stückes voneinander. Vor allem Schunter von Senkrecht das Lockerlassen. Es geht immer um das aufrichtige Wollen, auch im Scheitern.«
Schimkat pflegte sein komisches Talent schon als Kind bei Zaubernummern, die seine Zuschauer zum Lachen brachten. Er machte seine Ausbildung beim berühmten Jacques Lecoq in Paris, danach studierte er Schauspiel am Actors Studio in New York. Mit 23 war er mit der Show »Pomp, Duck & Circumstances« von Amerika bis Deutschland unterwegs, dabei lernte er Shiner kennen und ist seitdem mit ihm befreundet. Trotz dieser steilen Showkarriere vergisst er nicht die Grundlage seines Berufs: die Schauspielerei. »Clownerie baut auf Schauspiel auf«, sagt er. »Nicht jeder Schauspieler kann komische Rollen spielen, aber jeder gute Clown kann Drama spielen. Wenn man Lachen erreichen will ohne Schadenfreude, muss ein Drama zugrunde liegen – die Träume und das starke Wollen eines scheiternden Clowns.«
Der 49-Jährige ist Autor, Darsteller und Produzent seiner neuen Show. Und er denkt groß: Nach der München-Premiere im Schloss-Zelt (leider nur eine Vorstellung) wird er eine englische Version erarbeiten und 2019 beim Edinburgh Fringe Festival vorstellen. Mit einer Agentur plant er bereits eine internationale Tournee. Auch als Schauspieler ist der Vater zweier fast erwachsener Kinder in Film und Fernsehen gut im Geschäft. Er spielte in Filmen von Marcus H. Rosenmüller, Otto Waalkes oder Matthias Schweighöfer. »In Filmen werde ich auch manchmal wegen meiner skurrilen Fähigkeiten besetzt«, meint er. Doch er macht auch selbst welche: Gemeinsam mit Moses Wolff schrieb er den Roman »Highway to Hellas«, den sie auch als Drehbuch adaptierten und der 2014 mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle verfilmt wurde. Ein nächstes Drehbuch ist in Arbeit. Sein ureigenes Feld aber ist für Schimkat die Komik: »Da kann ich am meisten von meinen besonderen Fähigkeiten geben.« ||
MUST BE LOVE
Theaterzelt Das Schloss| Schwere-Reiter-Str. 15 | 12. Mai| 20 Uhr | Tickets: 089 1434080 und online
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