Katrin Kazubko inszeniert im HochX Werner Fritschs Hörspiel »Steinbruch«.
Seit 2015 ist die von Katrin Kazubko geleitete Studiobühne des theaterwissenschaftlichen Instituts heimatlos. Denn das Gebäude, in dem das Institut beheimatet war, wurde entkernt, und wenn der Umbau irgendwann fertig ist, zieht dort die philologische Zentralbibliothek der Uni ein. Doch die Theaterwissenschaftler wandern mit ihren Produktionen – Theorie ist ja nicht alles – unermüdlich durch die Stadt und spielen.
Diesmal im HochX Werner Fritschs Hasstirade gegen Krieg und Militär »Steinbruch«. Ein Soldat bewacht in einer kalten Winternacht eine Grenze. Und redet sich in Fritschs unter dem Eindruck seiner Bundeswehrzeit entstandenen Wortkaskaden den Frust von der Seele: über Marschieren in Schlamm und Kälte, der Schinderei und Drill in der Ausbildung, nächtliche Gewaltmärsche und sinnloses Scheibenschießen. Als quälend, demütigend und unmenschlich empfindet der Soldat seine Situation – und flüchtet sich in immer brutalere Fantasien, stürzt sich in einen Abgrund an Aggression, deliriert vom Erlegen des Vorgesetzten. Jurij Diez spielt den Monolog dieses Wachsoldaten und hat gleichzeitig eine russische Fassung eingesprochen, die vom Band kommt. Das soll den Eindruck vermitteln, als wäre da tatsächlich jemand auf der anderen Seite der Grenze. Jemand Fremdes. Der doch die gleichen Erlebnisse hat, ähnliche Gefühle entwickelt, die eigene Aggression teilt. Ein Alter Ego auf der anderen Seite. Kazubko und Diez stellen mit diesem Kniff die Wahnwitzigkeit vergangener und gegenwärtiger Kriege aus, dass zwei Menschen mit im Grunde denselben Problemen aufeinandergehetzt werden, um sich gegenseitig umzubringen.
9.–11. Februar
Steinbruch
HochX | Entenbachstr. 37 | 20 Uhr | Tickets: 089 90155102 | www.theater-hochx.de
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