Nicht nur Oper, sondern Jazz – Salzburg geht neue Wege mit einem großen, kostenlosen Festival.
»In many of the shops here in Salzburg you can buy Mozart Balls.« Kichern und Staunen bei einer japanischen Reisegruppe. Gut 20 Jahre ist der Lapsus ihrer Fremdenführerin her, charmant amateurhaft, aber Vergangenheit. Heute staunen Touristen im späten Oktober über die Mozartstadt als eine Hochburg des Jazz mit 100 Konzerten auf 50 Bühnen an fünf Tagen: In Restaurants und Kirchen, Galerien und Geschäften, Kinos und Kaffeehäusern, Hotels, Museen und berühmten Konzertsälen der Altstadt treten Musiker auf, mal wohlbekannt wie Bugge Wesseltoft, mal als spannende Überraschung wie die Saxofonistin Marike van Dijk. US-Kollegen aus deren Großensemble sind auch mit eigenen Projekten zu hören – wie es überhaupt zur Philosophie des Festivals gehört, Musiker für mehrere Tage und Konzerte nach Salzburg zu holen. Zusammen mit dem Publikum können sie so zum Jazz auch die City entdecken.
»Dass wir bei freiem Eintritt zu allen Konzerten nicht mit großen Namen Konzerttickets verkaufen müssen, gibt uns die Freiheit, Impulsgeber zu sein, statt bloße Tourstation für Musiker, die sowieso nach Salzburg kommen«, lautet das Credo der Festivalleiterin Tina Heine. Eröffnet wird der Reigen am Mittwoch mit dem zappaesken Andromeda Mega Express Orchestra. Bugge Wesseltoft setzt sich allein ans Klavier und bringt drei junge Bands mit, Kalle Kalima ist solo im winzigen Fachgeschäft »Riverside Guitars« zu hören, aber auch mit Hayden Chisholm sowie den Bands KUU! und Novel of Anomaly. Die Saxofonistin Angelika Niescier tritt frisch mit dem »Deutschen Jazzpreis« gekürt im Trio auf, es gibt Jazzrhythmen kongenial umsetzende Experimentalfilme zu sehen – und ein Konzert eines Posaunisten, dessen Musik ganz Österreich in den kommenden Jahren täglich hören kann: Christian Muthspiel, Bruder des Gitarristen Wolfgang, hat dem Kultursender Ö1 ein neues Sounddesign verpasst. Wer’s als Münchner auf Ö1 hören will, muss nur die Website anklicken. Wer Fan von »Jazz & The City« werden will, braucht dafür gut anderthalb Stunden mit Auto oder Bahn. Und ein Quartier, für das die gesparten Eintrittskosten gut investiert sind. ||
JAZZ & THE CITY
Salzburg – verschiedene Orte | 25.–29. Oktober
Eintritt frei | Programm
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