Die Ausstellung »Normalzustand« zeugt von der kreativen Freizügigkeit des 80er-Jahre-Undergroundkinos.
Mauer, kalter Krieg, tonnenweise Haarspray – sind das die Achtziger? Wenn man tiefer gräbt, kann man das nur verneinen. Angesteckt durch die Do-it-yourself-Haltung des Punkrock experimentierten junge Künstler mit Film-, Musik- und Performance-Elementen und formierten so den deutschen Underground. Vor allem in Westberlin, aber auch in Bonn oder Düsseldorf traf Punk auf Kunst, Dada auf B-Horror und Protest auf Unsinn.
Noch bis zum 8. Oktober läuft im Georg-Knorr-Saal des Lenbachhauses der erste Durchgang der Ausstellung »Normalzustand«. Unter anderem mit dabei sind Die Tödliche Doris (mit einem besonderen Beitrag über München), Farb- und Formexplosionen von Schmelzdahin und Jörg Buttgereit, der später mit seinem Leichenliebhaber-Film »Nekromantik« Furore machte. Im zweiten Teil (bis 22. Okt.) schmeißen Kollektive wie Notorische Reflexe, Schwarze Schokolade und Läsbisch-TV die Regeln über den Haufen. Von letzterem Projekt wird Mahide Lein am 11. Oktober anwesend sein, um über die Lesben- und Frauenbewegung dieser Zeit zu referieren.
Die teilweise sehr seltenen Beiträge von »Normalzustand« beweisen zwei Dinge zweifellos: Erstens waren die Achtziger eine großartige Zeit für Kunst- und Filmexperimente. Und zweitens braucht man nichts weiter als ein paar Freunde, eine Super 8-Kamera und eine Idee, um diese in die Tat umzusetzen. Vielleicht inspiriert das Ganze auch so manchen, heutzutage ein bisserl mit der Handykamera rumzuspinnen. ||
NORMALZUSTAND – UNDERGROUNDFILM ZWISCHEN PUNK UND KUNSTAKADEMIE
Lenbachhaus |bis 22. Oktober
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