Gabi Rothmüller ist die Regisseurin hinter den erfolgreichen Kabarettisten. Im Lustspielhaus bringt sie eine Neufassung ihres Erfolges »Götterschweiß und Heldenblut« heraus.

Gabi Rothmüller im Ensemble des Germanicals (2.v.l.)| © Gila Sonderwald

Ein »bisserl« hat das Lustspielhaus sie schon überreden müssen, aber wirklich lange hat es nicht gedauert, Gabi Rothmüller davon zu überzeugen, den Bühnenhit mit WagnerAnleihen zu reanimieren. Schließlich, glaubt sie, »ist jetzt genau die richtige Zeit für die Geschichte um Machtgier und den fahrlässigen Umgang mit Verantwortung«. 14 Jahre ist es her, dass Manfred O. Tauchen, Alexander Liegl und Gabi Rothmüller erstmals ihr »Germanical« präsentierten. »Sagenhaft gut« sei diese Nibelungen-Persiflage, jubelte die SZ damals, »eine musikalisch kongenial aufgepeppte, herrlich blöde Seifenoper«. Keine Wiederaufnahme mit Umbesetzung will Rothmüller nun zeigen, sondern eine echte Neuinszenierung.

Natürlich soll »Götterschweiß und Heldenblut« wieder eine Riesengaudi werden, doch mit ernsten Untertönen. Dafür hat sie einige Szenen aktualisiert. Statt eines mittelalterlichen Gewandes trägt Gunther eine mit Orden gespickte Uniform, die an die Kostümierung berühmt-berüchtigter Despoten gemahnt. Zudem hat sie ein neues Lied gedichtet »über Nibelungentreue und die schwarz-rot-goldene Leidenschaft«, das musikalisch bei Heino und Mozart wildert. Ein, so Rothmüller, »fröhliches
deutsches Lied mit verführerischem Ohrwurmpotenzial. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass es ein Wiesnhit wird!«

Gabi Rothmüller in Zivil | © Gila Sonderwald

Auch wenn es ihr im Herzen wehtut, dass der mittlerweile 70-jährige Tauchen nicht mehr mitspielt, ist sie mit ihrem Ensemble rundum glücklich. Liegl gibt den Zwergen- und den Burgunderkönig. Constanze Lindner mimt Kriemhild, Thomas Wenke Gott Wotan und Brünnhilde, und Aron Altmann springt aus der Liveband heraus in die Rolle des Hagen. Besonders gespannt sein darf man auf Martin Frank, der Severin Groebner als Siegfried ablöst. Sich gegen Groebners tollen ÖsiSigi zu behaupten, ist nicht leicht, aber wer den jungen niederbayerischen Kabarettisten, der heuer den Stuttgarter Besen gewann, schon einmal gesehen hat, weiß, dass er fähig ist, einen Saal zu rocken. Obendrein hat er eine Opernsänger-Ausbildung und kann, so Rothmüller, »irrsinnig schön singen und gänsehauttreibend schmettern«. Manchmal musste sie ihn gar ein wenig bremsen. (»Jetzt kein Vibrato, nicht knödeln, ganz schlicht bitte!«)

Ein Ensemble aus spielwütigen Solisten zu zähmen, ist für die 57-Jährige kein Problem. Die Liste der Kabarettisten, bei deren Programmen sie Regie geführt hat, ist lang und illuster, reicht von Ottfried Fischer, Helmut Schleich und Andreas Giebel über Michael Altinger bis zur Couplet-AG. Was wäre die Münchner Kabarettszene ohne Gabi Rothmüller. Von einem eigenen Solo hat sie nie geträumt. Ganz alleine auf der Bühne zu stehen, ist ihr ein Graus. Viel lieber tritt sie zusammen mit anderen auf wie in der Occam-Truppe.Eigentlich wollte sie ja eine klassische Regisseurin werden, und tatsächlich waren es die »Nibelungen«, die sie für den Beruf entflammten. Mit 15 sah sie in Landshut eine »Nibelungen«- Inszenierung und war völlig elektrisiert. Sie studierte Theaterwissenschaften und arbeitete in der freien Szene, ehe sie durch eine Kombination aus Zufall und Bestimmung zum Kabarett fand: Eines Tages traf sie Ottfried Fischer auf der Straße, der sie fragte, ob sie bei seinem ersten Solo Regie führen wolle. Zu vielen Engagements, erklärt Rothmüller, kam sie »wie die Jungfrau zum Kinde«, was natürlich nicht wirklich stimmt.

Sie kann eine anarchische Fülle an Einfällen wie nur wenige bündeln und strukturieren und verfügt über die perfekte Mischung aus Einfühlungsvermögen, Sensibilität und unverblümter Ehrlichkeit, damit Künstler auf ihr Urteil vertrauen. »Was man als Kabarettregisseurin vor allem braucht«, meint sie, »ist eine feine Beobachtungsgabe. Du musst die Stärken eines Menschen erkennen und sie zum Strahlen bringen.« Das sieht sie auch bei »Götterschweiß und Heldenblut« als ihre Aufgabe an: »Jeder soll auf seine Weise leuchten können.« Den Part des beschwingt reimenden Drachentöters – »Ich bin ein schöner Königssohn / und sing so gerne Bariton« – hat sie eigens auf Martin Frank zugeschnitten: »Unser Siegfried ist ein Pubertier. Er lebt nach dem Motto: Nicht denken und fragen, sondern losstürmen und machen. Das passt fabelhaft zur Rolle des dummen starken Helden.« Nur zusehen aber mochte sie dann doch nicht. So tollt sie auch selbst wieder mit über die Bühne – als Göttin, holde Jungfer und tanzender Zwerg. ||

GÖTTERSCHWEISS UND HELDENBLUT
Lustspielhaus| Occamstr. 8 | 15.–31. Aug.
Di bis Sa 20 Uhr | Tickets: 089 344974

 


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