Das Puch Open Air versucht, ein Geheimtipp zu bleiben. So einfach ist das nicht.

So cool, dass sie schon mal für Berliner gehalten werden: die Münchner Indie-Combo Friends Of Gas © Susanne Beck

Was als kleines Festival für Bands aus der Umgebung startete, zählt mittlerweile zu den letzten großen Festivals für Indie-Fans: das Puch Open Air nahe Petershausen. Wobei die Größe desselben darin liegt, dass es in Zuschauerzahlen gerechnet immer noch eine kleine Veranstaltung ist, deren Organisationsaufwand sich finanziell also kaum rechnet. Aber genau das ist von den Verantwortlichen so gewollt. Als das Puch Open Air vor Jahren nämlich immer mehr Zuschauer lockte, überlegte das Organisationsteam, wie man einen weiteren Zuwachs künstlerisch verhindern könne, ohne das Niveau des Programms aufzugeben. Tatsächlich wollte man niemanden abweisen, weil das Festival ausverkauft sei.

Das Ergebnis jener Überlegungen ist ein Festival, das künstlerisch noch fordernder agiert, trotzdem auch heuer mit Größen wie Element Of Crime oder den Gebrüdern Teichmann die Aufmerksamkeit seines Publikums belohnt. Oder mit dem österreichischen Liedermacher Voodoo Jürgens, der mit seinem schwarzen Humor nicht nur ausverkaufte Clubkonzerte garantiert, sondern auch sein Debütalbum »Ansa Woar« auf Platz 1 der österreichischen Charts katapultierte. Dergleichen wird dem Münchner Klangkünstler LeRoy aus dem Hause Schamoni Records absehbar nie gelingen, beschreibt er sich doch selbst als »Arrangeur, Composer, Destroyer«. Als Zerstörer also, auf dessen karibischen Klängen ein Krautrock wuchert, der das Gemisch aus Elektronik und Hawaiigitarren auch mal mit einem Klangbett aus Stimmen und Geräuschen unterfüttert. Mit der Düsseldorfer Postrock-Formation Kreidler öffnet sich das Festival außerdem einmal mehr einer progressiven Clubmusic.

Die größte Herausforderung des diesjährigen Puch Open Air sind indes die Münchner Senkrechtstarter Friends Of Gas. Bewährte Musiker aus dem Münchner Underground wie Martin Tagar (Das Weiße Pferd; Murena Murena), Erol Dizdar alias Dizzy Errol (Fehlfunktionskontrolle; Konnexion Balkon) und Thomas Westner (Majmoon) reagieren hier mit ihren Instrumenten auf den markant rauen Gesang von Nina Walser, die ihren Texten eine Musikalität abgewinnt, die nun wieder mit den Rhythmen der Silben und den Klangfarben der Vokale den Sound der Band antizipiert. Erweitert wird das Klangbild darüber hinaus von der Gitarristin Veronica Burnuthian. Unter dem Namen Unicorn In The Stars schlägt sie in ihren Soloperformances sonst auf Trommeln ein und singt dazu.

Bei Friends Of Gas gerät ihr Gitarrenspiel entsprechend perkussiv, was dem Sound eine Klangfarbe vermittelt, die nicht selten an die Talking Heads erinnert. »Es ist eine zwingende Kraft in der Musik von Friends of Gas«, hatte der Hamburger Singer-Songwriter Bernd Begemann mal euphorisch über die fünf Münchner gejubelt, die er als das Beste empfand, was er letztes Jahr auf dem renommierten Reeperbahn-Festival in Hamburg erleben durfte. Friends Of Gas sind Postpunk mit einer Prise Can, darüber hinaus aber eigen genug, um alte Referenzen hinter sich zu lassen. Sie sind der eigentliche Headliner des Puch Open Airs, des kleinen, großen Festivals. ||

PUCH OPEN AIR
Jetzendorf| Lueg 1 | 15. Juli| 16 Uhr
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