Zum 20. Geburtstag leistet sich Münchens Kleinstes Opernhaus ein Zuckerstück der Opernliteratur.
Rossinis »Cenerentola« ist die italienische Variante des Aschenputtel-Themas, aber in der Bearbeitung und Regie von Julia Dippel wird das Zauberstück zu einer wild-wüsten Gesellschaftssatire, der nur Märcheninterpretationen wie Roald Dahls »Revolting Rhymes« das Wasser reichen können. Gereimt wird auch in Dippels Version, und zwar, dass sich die Balken biegen. Haarpracht und Kostüme lassen vermuten, dass der Ausstattung (Claudia Weinhart) so manch lustiger Abend mit viel Vivian-Westwood-Feeling vorausging. Pragmatisch ist das Bühnenbild: Auf zwei Ebenen finden die Protagonisten Platz genug, um sich auszutoben.
Und das tun sie, allen voran die beiden ganz und gar nicht hässlichen Schwestern (Maria Margarethe Brunauer und Roxana Lucia Mihai) und ihr ehrgeiziger, dabei allerdings tumber Vater (Bernd Gebhardt). An den jungen Eros Ramazzotti erinnert mit schmelzendem Vibrato der Prinz (Giancarlo Paola), der zunächst als Diener auftritt. Eine wunderbare Knallcharge gibt der echte Domestik und falsche Aristokrat Herfinnur Arnafjall. Cenerentola (Hitomi Kawai) wiederum besticht als Musterbeispiel edler Größe. Der Kontrast von Schein und Sein wird bis zum Anschlag ausgereizt. Da dies mit durchgehend überzeugender stimmlicher Kompetenz geschieht und es immer wieder ein großes Vergnügen ist, Maestro Andreas P. Heinzmann zuzusehen, wie er seine Sänger und Musiker bei vollem Körpereinsatz im Griff hat, kann man dem letzten Satz des Abends herzlich zustimmen: »Das ist grad noch gut gegangen, und der Schluss gefällt mir sehr!« ||
LA CENERENTOLA
Wagenhalle, Pasinger Fabrik| August-ExterStr. 1 | 8., 9., 13.–16., 28.–30. Juli, 2.–6.,
9.–13., 16.–20. August | 19.30 Uhr || Ope(r)n
Air auf Schloss Blutenburg| 20.–25. Juli
20 Uhr | Website
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