Das Filmfest München widmet Sofia Coppola eine Retrospektive und zeigt ihre Kinofilme sowie ihr neuestes Werk »Die Verführten«.
Die junge Ehefrau eines Boulevardfotografen in einem Hotel in Tokio, die französische Königin Marie Antoinette und ein zweitklassiger Filmstar in Los Angeles haben eines gemeinsam: Sie langweilen sich und sind auf der Suche nach einemZeitvertreib, um die große Leere in sich zu füllen. Diese Figuren stammen alle aus den Filmen von Sofia Coppola. Die 1971 in New York geborene Regisseurin ist Meisterin darin, diese zwischen Luxus und fehlendem Lebensinhalt schwankenden Seelen zu inszenieren. Ihre Filme sind eigentlich Studien über die Einsamkeit. Aber stets mit einem stilsicheren Sinn für Musik und Mode, gespickt mit der richtigen Mischung aus Pop-Ästhetik und Promibesetzung. So kommen die anachronistischen Chucks in »Marie Antoinette« ebenso zu ihrem Auftritt wie Paris Hiltons Schuhschrank in »The Bling Ring«.
Das 35. Filmfest München widmet Coppola eine Retrospektive und zeigt all ihre Kinofilme sowie als Deutschlandpremiere ihr neuestes Werk »Die Verführten«, das jüngst in Cannes seine Weltpremiere feierte. Coppolas Protagonisten gehören alle zur betuchteren Gesellschaft oder sind selbst berühmt. Als Tochter des Regisseurs Francis Ford Coppola ist ihr die Welt des Luxus und Starkults vertraut. Sie selbst stand bereits als Baby vor der Kamera ihres Vaters – in einer Taufszene des »Paten«. Dass sie zur Schauspielerin allerdings nicht taugt, merkte die junge Coppola, als sie im dritten Teil des »Paten« für die Schauspielerin Winona Ryder einsprang und vernichtende Kritiken bekam. Nach dem Studium der Malerei und Fotografie, der Gründung eines Modeunternehmens und einiger Drehbucharbeiten entschied sich die gebürtige New Yorkerin fürs Filmemachen und trat in die väterlichen Fußstapfen. Allerdings auf ihre ganz eigene, zurückhaltende und beobachtende Art.
Sie adaptierte Jeffrey Eugenides Roman »The Virgin Suicides« (1999), der von fünf behüteten jungen Schwestern in der amerikanischen Provinz handelt, die aus verzweifelter Langeweile Selbstmord begehen. Auch in ihrem zweiten Film »Lost in Translation« (2003), für den Coppola einen Oscar für das beste Drehbuch bekam, geht es um eine einsame, gelangweilte und verträumte junge Frau, die sich mit einem wesentlich älteren Filmstar anfreundet. 2006 folgte mit »Marie Antoinette« ein weiteres Werk über eine der Hofetikette überdrüssige Prinzessin,die sich ganz dem luxuriösen Nichtstun hingibt. Auch in »Somewhere« (2010) versucht ein Schauspieler seine Einsamkeit durch Partys, Alkohol und Frauen zu kompensieren, in »The Bling Ring« (2013) bricht eine Gruppe von Richkids nachts in die Häuser der Hollywoodprominenz ein, um anschließend mit dem erbeuteten Diebesgut im Netz anzugeben. Coppolas neuer Film »Die Verführten« basiert auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Cullinan. Es ist der erste Thriller der Regisseurin – unter anderem mit Colin Farrell, Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning – und erzählt von einem verletzten Soldaten, der inmitten des amerikanischen Bürgerkriegs im Jahr 1864 Zuflucht in einer Mädchenschule sucht und das geordnete Internatsleben der jungen Damen durcheinanderbringt. ||
FILMFEST MÜNCHEN
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