Die Ingolstädter Jazztage haben mit Wolfgang Haffner einen prominenten neuen Leiter. Und der setzt seine perkussiven Akzente.
Ingolstädter Jazztage 2024
Jazz atmen
Es gibt zwei Wochen im Herbst, da atmet Ingolstadt den Jazz. Dann starten die Ingolstädter Jazztage. Es ist eines der vielfältigsten Festivals des Landes, mit jazzaffinen Konzerten aus dem Grenzbereich von Soul, Elektro, Hip Hop, Pop und Weltmusik. Miles Davis, Pat Metheny, Herbie Hancock und die Supremes waren bereits in Oberbayern, große Gastspiele kontrastieren mit Gigs im kleinen Rahmen. Die 41. Ausgabe der Jazztage findet in diesem Jahr vom 31. Oktober bis zum 16. November statt, Jan Garbarek tritt gemeinsam mit Trilok Gurtu auf, Nils Landgren spielt mit seiner Funk Unit und Chris Boettcher fusioniert Kabarett mit Bigband-Klängen. Eröffnet wird das Programm mit der Verleihung des Jazzförderpreises 2024.
Neuer künstlerischer Leiter der Jazztage ist Wolfgang Haffner. Der Schlagzeuger gehört zu den bekanntesten deutschen Musikern des Genres, er trommelte bereits für Chaka Khan und arbeitete mit Klaus Doldinger, Randy Brecker und Dominic Miller zusammen. Vielleicht erklärt sich durch ihn der diesjährige Schwerpunkt aufs Perkussive. So findet am 9. November eine »Drummers Night« statt, mit zwei Schlagzeugern ganz im Zeichen des Grooves. Benny Greb verzichtet etwa gleich auf Gitarre, Piano und Co. und erforscht stattdessen mit seiner Brass Band (Trompete, Posaune, Tuba) funkige Rhythmen. Und Anika Nilles, die vergangenes Jahr für den Deutschen Jazzpreis nominiert war, rückt in instrumentalen Tracks ihr polyrhythmisches Drumming ins Zentrum.
Essenziell ist der »Jazz in den Kneipen«. Am Abend des 7. November pulsieren die Straßen, wenn Besucher sich von einem Konzert zum nächsten treiben lassen. In einem intimen Rahmen, in dreizehn Clubs und Bars, treten die verschiedensten Künstler auf: Komfortrauschen spielt virtuosen Live-Techno, die Kölner Bokoya laden das Publikum zu einer kollektiven Improvisation ein, der Produzent Moglii vermengt Souliges mit traditionellem Jazz-Piano. Ebenfalls dabei sind die finnische Sängerin Ina Forsman und die Hochzeitskapelle mit Mitgliedern von The Notwist und dem Alien Ensemble. Insgesamt finden an dem Abend vierzehn Konzerte statt.
Zum ersten Mal ist der »YoungJazz« ins Festivalprogramm eingegliedert. Schlagzeuger Quirin Birzer, der vor zwei Jahren mit dem Jazzförderpreis ausgezeichnet wurde, arbeitet dafür eng mit dem Nachwuchs der Ingolstädter Szene zusammen. Am 6. November bestreiten sie gemeinsam ein Konzert bei freiem Eintritt. Neu ist auch die »Jazzparty«, eine Art Ein-Tages-Festival im Congress Center des edlen Maritim-Hotels. Auf gleich drei Bühnen stehen am 15. November einige der aufregendsten Künstler des Jazz: Nils Wülker mit Arne Jansen etwa, ein Duo aus Gitarre und Trompete. Oder der unerschrockene Klangforscher Nils Petter Molvær, die genresprengenden Dirty Loops und die überwältigend kraftvolle Jazzrausch Bigband aus München. Beim »Grand Closing« im Maritim gibt sich schließlich auch Festivalleiter Wolfgang Haffner die Ehre, spielt mit seinem Trio als einer der letzten Acts der diesjährigen Jazztage. Ein idealer Abschluss, bis Ingolstadt im nächsten Herbst dann wieder den Jazz atmet. ||
41. INGOLSTÄDTER JAZZTAGE
Stadttheater, Maritim Hotel, Kulturzentrum neun u. a. | Ingolstadt, Schlosslände 1, Schlosslände 24, Eliosabethstr. 9 u. a. | 31. Oktober bis 16. November | Verschiedene Zeiten | Tickets: 0841 30546601 | Website
Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ebow: Die Rapperin aus dem Münchner Westend
Roberta Pisu & Arcis Saxophone Quartett | MF Online Deluxe
Münchner Symphoniker: Das Programm 2022/23
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton