Beim Schamrock-Festival präsentieren über 50 Lyrikerinnen an drei Tagen ein dichtes Programm mit Lesungen, Performances, Podiumsdiskussionen und Workshops.
Schamrock 2024
Rendezvous der Dichterinnen
Ein Forum für Lyrikerinnen, ein Netzwerk für Dichterinnen: Schamrock wurde 2009 gegründet, aus Wut über die Unterrepräsentation weiblicher Stimmen im Literaturbetrieb sowie die Dominanz männlicher Autoren – und aus der Lust, daran etwas zu ändern. »Literatur von Frauen wird immer noch gerne als mindere ›Frauenliteratur‹ eingestuft, im Gegensatz zu ›normaler‹ männlicher Literatur. So wird verhindert, dass Frauen sich in die Norm und den Kanon einschreiben können», formuliert die Initiatorin Augusta Laar ihren Impuls. »Diese Wut hat ein großes kreatives Potenzial. Wir arbeiten gegen ungerechte gesellschaftliche Strukturen – auch gemeinsam mit den Männern. Wir vernetzen nicht nur Lyrikerinnen untereinander und mit ihren Leserinnen und Lesern. Wir ermutigen Frauen, zusammenzuarbeiten, neue Wege zu gehen, zu kooperieren und zu teilen.« Aus dem Dichterinnen-Salon erwuchs ein Festival: 2012 trafen sich erstmals über 45 Lyrikerinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol, Finnland und den USA zu einem großen generationen- und grenzübergreifenden Lesefest. Darunter waren bekannte Namen wie Marlene Streeruwitz oder Ruth Klüger, aber auch Newcomerinnen. Das Festival war ein Erfolg und findet seither alle zwei Jahre statt.
Nachdem sich die finanzielle Lage aufgrund von Förderprogrammen während der Corona-Zeit kurzzeitig verbessert hatte, ist die Situation nun wieder angespannter: »auf dem Mindest-Niveau vor Corona«, so Augusta Laar. Am letzten Festivaltag wird es darum in einem Symposium mit europäischen Partnerinnen auch um die Frage gehen, was strukturell verbessert werden könne. Denn es sei schwierig, gute und faire Honorare zu zahlen, wenn die Gelder gleichzeitig immer knapper werden. Kooperationen werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger, vor allem auch, um Dichterinnen international zu unterstützen.
Das Motto des diesjährigen Festivals lautet »Conference of the Birds«, und dieser Name ist Programm. In der Ukraine waren Dichter*innen eine Art Frühwarnsystem: »Sie sprachen vom Krieg, als er noch nicht wirklich da war«, so Laar. »Wie die Kanarienvögel in den Minen, die die Gefahren vorauswittern, die den Grubenarbeitern drohen …« Das Schamrock-Festival will diesen Gefahren etwas entgegensetzen, Begegnungen und Gespräche ermöglichen, Vernetzungen fördern. Dichterinnen aus 20 Ländern werden vom 25. bis 27. Oktober nach München kommen, aus der Schweiz, Lateinamerika und dem Writers in Exile-Programm des PEN. »Frauen, vor allem Schriftstellerinnen, werden in einigen Ländern verfolgt und haben keine Möglichkeiten zu veröffentlichen«, berichtet Laar. »Wir haben daher einige Dichterinnen eingeladen, die im Writers in Exile Programm Zuflucht gefunden haben, aus Iran, Myanmar, der Türkei und Uganda.« Es werden also bekannte Autorinnen wie Anne Waldman, Sabine Gruber und Barbi Marković lesen, aber auch internationale wie lokale Neuentdeckungen. Augusta Laar freut sich auf die Vielfalt der Stimmen, auf neue Themen und ganz viel Austausch. Natürlich könne man darüber streiten, ob Literatur die Welt verändern kann, »aber wenn man und frau es nicht versuchen …« Oder wie die irische Dichterin Victoria Kennefick es ausdrückt: »Poetry has saved my life, made my life.« ||
SCHAMROCK-FESTIVAL DER DICHTERINNEN – CONFERENCE OF THE BIRDS
25.–27. Oktober | Werksviertel-Mitte Kunst, Atelierstr. 18 | Tickets bei München Ticket, ander Tageskasse und hier
Weitere Artikel zum Literaturgeschehen finden Sei in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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