Die Jazzrausch Bigband eröffnet die Bergson Phil’ im Kunstkraftwerk mit einem »Big Bang«. Und einem Best-of-Album.
»Big Bang« in der Bergson Phil‘
Der große Bang
Statt elitärem Jazz clubfähiger Heimatsound-Groove, das war der Plan. Zehn Jahre nach der Bandgründung und den Anfängen im ehemaligen Harry Klein hat die Jazzrausch-Bigband mit »Bangers Only« ihr zwölftes Album herausgebracht. Warum überhaupt noch eine CD, könnte man fragen. Haben die Jazzrauscher mit ihrer Mischung aus geballtem Bläsersound, Spoken Words und Improvisation doch längst ein Alleinstellungsmerkmal erreicht. Und werden, möchte meinen, doch eher über Spotify oder Youtube wahrgenommen und konsumiert, als über einen CD-Player. Das mag schon sein,sagt Posaunist Roman Sladek, Leiter der 15-köpfigen Kultband, um schließlich hinzuzufügen: »Also, ein Album ist so etwas wie eine Visitenkarte. Und deshalb eben mehr als eine Playlist oder ein paar Filme auf YouTube.«
Die CD »Bangers only«, deren Cover einen piktogrammartigen rotgelben Blitz auf weißem Untergrund zeigt, ist anders als alle vorhergehenden Alben eine Reduktion aufs Wesentliche. Es geht ausschließlich um Hits aus der zehnjährigen Geschichte, von »j’arrive« aus derAnfangszeit bis zu aktuellen Titeln wie »Der Dorfdadaist«. Alle 13 Titel sind nach dem Jazzrausch-Erfolgsrezept gestrickt. Das heißt, es geht um eine perkussive Electronic-Oberfläche, um beim Zuhörer das Gefühl von »Erleben« in Gang zu bringen. Darauf bauen sich dann anspruchsvolle Inhalte in Improvisationen auf, mit denen Jazz der alten Schule gerne »gleich ins Haus fällt«. Die Bläsersätze sind festgelegt und durchgestaltet. Und sie klingen bei der Jazzrausch Bigband nur deshalb nicht abgehangen, weil Arrangeur und Keyboarder Leonhard Kuhn das Talent besitzt, das Material traumwandlerisch flink und zielgerecht zu überarbeiten und zurechtzumachen für den Auftritt. »Ich schreib oft relativ schnell und spät, kann man sagen«, sagt Kuhn. Er sei es gewohnt, dass er, wenn er ein Stück fertig habe, es »am nächsten Morgen« von der Band hören könne.
Am 9. Oktober kann man die Jazzrausch Bigband mit ihrem aktuellen Programm im Bergson Kunstkraftwerk erleben, beim »Big Bang«, der Eröffnung des Elektra Tonquartiers. Und das ist einerseits etwas Besonderes, andererseits ein Höhepunkt einer langen Vorbereitungsphase. Denn an diesem Abend weihen die Musikerinnen und Musiker dort die speziell für sie als »Residence Ensemble« des Hauses konzipierte Bergson Phil’ ein. »Es gibt ja keine gute oder schlechte Akustik, sondern nur eine, die sich für die jeweilige Nutzung eignet oder nicht«, sagt Bandleader Sladek mit Blick auf das Event. »Eine Kirche hat für Vokalmusik eine geile Akustik, aber für verstärkte Musik, Techno, Metal, Jazz, Hip-Hop, ist das keine gute Option.« Spricht es in die hallarme Bergson Phil’, die neben elektrisch verstärkten Projekten ebenso für akustische geeignet ist. Denn wenn nötig, dann hilft die Beschallungstechnik des Tonquartiers nach, um den Saal akustisch in eine Halle zu verwandeln. Und so ein Konzept ist in dieser konsequenten Umsetzung ein Novum in der Münchner Konzertlandschaft. ||
BIG BANG: OPENING DER BERGSON PHIL’ IM ELEKTRA TONQUARTIER
Bergson Phil’ im Bergson Kunstkraftwerk | Am Bergson Kunstkraftwerk 2 | 9. Oktober | 20 Uhr | Tickets: 089 44443480
Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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