Das P1 als Promi-Club hat Geschichte. Das Haus der Kunst würdigt den Ort mit einer Ausstellung, die an ein exklusives München mit Rockstars, Reichen und diversen Paradiesvögeln erinnert.

P1. Die Ausstellung

P für Promi

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Hippieparty 1967 | © Fotoarchiv Otfried Schmidt, Süddeutsche Zeitung Photo

Noch bis vor ein paar Monaten hatte das Münchner Stadtmuseum in der Ausstellung »Nachts« den Club als begehbare Skulptur und die Clubszene als sozialen Katalysator dieser Stadt gefeiert. Zu sehen war dort unter anderem die fast komplette, dem Stadtmuseum vermachte Einrichtung des legendären Atomic
Café. Auch aus dem Morizz, der Registratur oder dem Ultraschall II gab es Reliquien. Was teilweise faszinierend, aber auch irgendwie leicht traurig und nostalgisch anzusehen war. Denn wenn nun schon die Clubkultur museal geworden oder auch der Berliner Techno immaterielles Kulturerbe ist, was heißt das dann? Die Party ist over? Wird statt in den Clubs nun nur noch über Clubs in Ausstellungen und Seminaren geredet? Und bleiben wir jetzt alle daheim?

Das sind Fragen, die kann man sich aktuell auch im Haus der Kunst stellen. Denn dort wird in der Archiv Galerie die Ausstellung »Glamour und Geschichte. 40 Jahre P1« gezeigt. Auch dort erwarten einen zahlreiche Reliquien und viele Anekdoten. Und wie auch bei »Nachts« geht es zudem um eine Überhöhung, und wenn man so will auch Aufwertung der Clubkultur. Deshalb werden mit dem P1 auch ganz allgemein die Clubs als »Räume des künstlerischen Ausdrucks und Experimentierens, Orte der Teilhabe und Identitätsbildung, Schauplätze von Begegnung und Begehren« thematisiert. Dass man nach der offiziellen Geburtstagsparty im März das P1 zusätzlich mit einer Ausstellung im Haus der Kunst ehrt, hat aber auch mit dessen Lage zu tun. Sind beide doch unter demselben Dach vereint und damit seit vielen Jahren Nachbarn. Die »40 Jahre« meinen dabei den Nachtclub in seiner heutigen, vom Feinkostkönig Michael Käfer geschaffenen Form. Dem hatte Papa Gerd den Club 1984 zum 25. Geburtstag geschenkt.

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Queen 1984 | © Picture alliance, Fryderyk Gabowicz

Zu der Zeit lief das P1 eigentlich schon recht gut. Statt der heutigen Glamourwelt war dort aber die Münchner New-Wave- und Punkszene versammelt. Die blieb auch dort, vermischte sich aber bald mit der mondäneren Käfer-Clique. Dann kamen unter anderem dank Produzent Giorgio Moroder mit Mick Jagger, Prince, Led Zeppelin oder Tina Turner bald die Rockund Pop-Heroen in die Stadt. Für Konzerte oder Studioaufnahmen, danach ging es ins P1 zum Feiern. Auch viele Filmstars bogen damals im Club ein, während man auf heutigen »Starfotos« aus dem P1 fast nur noch Fußballer und Models sehen kann.

Legendäre Ereignisse wie Whitney Houstons erstes Konzert vor europäischem Publikum oder eine Party für Tina Turner, bei der es falsche D-Mark-Scheine von der Decke regnete, gehören der Vergangenheit an. Das gilt auch für die Skandale im P1, das 1950 im Ostflügel des Haus der Kunst als »Atelier-Restaurant« entstand und danach zu einem Lokal der Münchner Kunstszene wurde. Zu diesen Skandalen gehörten einige der berühmten Mottopartys. Wie etwa die »Metzgerparty«, bei der echtes Fleisch Teil der Dekoration war. Oder das »Römerfest«, bei dem ein Student als Jesus am Kreuz hing. Klar, dass die Kirche über diesen »Party-Jesus« not amused war. Auch die »harte Tür« gehört zur P1-Geschichte, für die in den 80ern Jan Klophaus zuständig war. Der verweigerte nicht nur Trachtlern den Eintritt, sondern ließ etwa auch die Scorpions draußen stehen. Erzählt werden diese Legenden in Form von Archivmaterial wie Fotos und Zeitungsartikeln. Zudem ist ein Magazin über das P1 geplant.

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Mick Jagger und Bekanntschaft | ©nInterfoto, Franz Hug

Außerdem ist die Raumgestaltung vom anfänglichen Standort im Ostflügel inspiriert. Und die Raumelemente sind vom minimalistischen Design des Mailänders Matteo Thun beeinflusst, der das Lokal in den 2000er Jahren umgestaltet hat. Seit neun Jahren gehört dem langjährigen Geschäftsführer Franz Rauch der Laden. Die Geschäfte lässt er seinen Sohn Basti führen. Das Geheimnis des P1? Das verriet Michael Käfer kürzlich im SZ-Interview: »Es kam in der Anfangszeit eben alles zusammen: die extreme Ballung toller Leute in der Stadt und wir mit unserem sehr professionell geführten und doch auch lockeren Club. Wir waren einfach anders, wir waren der erste Club und keine Diskothek.« Womit er meinte: kleiner, ohne Diskokugel, ohne Eintritt und mit fester Community. Wenn das so stimmt, wird mit dem P1 also auch eine Wiege der Münchner Clubkultur geehrt. ||

GLAMOUR UND GESCHICHTE. 40 JAHRE P1.
Haus der Kunst | Prinzregentenstr. 1 | bis 23. Februar 2025 | tägl. ausser Di 10–20 Uhr, Do bis 22 Uhr | Tickets: Tageskasse

Weitere Ausstellungsbesprechungen finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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