Am 13. Juli startet die 7. Klohäuschen-Biennale – und feiert ein kleines Jubiläum mit vielen Gästen
Klohäuschen-Biennale
Großausstellung en miniature
DAS KLOHÄUSCHEN
Großmarkthalle (Westtor) | Thalkirchner Str. / Ecke Oberländerstr. | 14. Juli bis 3. August | Mi 10–12, Do bis Sa 18–20, So 11–13 Uhr | Eintritt frei | Eröffnung: 13. Juli, 20 Uhr, Stimmungsvolle Schlagershow mit den ÄHMIGOS | 25. Juli, ab 18 Uhr, Katalog-Release-Party mit Musik & Performance | 31. Juli, 8 Uhr, Führung durch den Großmarkt mit Leonhard Dünninger | 3. August, 20 Uhr, Das große Finale | Website
Kunstausstellungen sind wie Schall und Rauch. Aufbauen, anschauen, abbauen und weg. Das Einzige, was bleibt, sind zentnerschwere Kataloge, die Regalmeter füllen und jeden Umzug zum Kraftakt machen. Da loben wir uns doch die Kataloge der KloHäuschen-Biennale, derer bisher sechs an der Zahl bei einer Größe von 7 x 10 Zentimeter keine 12 Zentimeter Regal beanspruchen, Leichtgewichte allemal, dafür aber jeweils mindestens zweibändig, selbstredend zweispra-chig und inhaltlich durchaus gewichtig – die kleinsten Kataloge für die kleinste Biennale.
Klein? Möchte man meinen! Die Künstlerliste der diesjährigen 7. Biennale mit über 200 Namen und 32 beteiligten freien Kunstinstitutionen macht einen ungläubig staunen. Das KloHäuschen, dieses winzige Kunstörtchen an der Großmarkthalle – acht Quadratmeter Herrenklo mit sechs alten Pissoirs, einer Wand aus Glasbausteinen, vanillegelben Kacheln an den Wänden und Löchern im Boden –, das seit 15 Jahren in Eigeninitiative betrieben wird von der Künstlerin Anja Uhlig, diese Mischung aus Kunstprojekt und Ausstellungsort spielt dieses Jahr bei den ganz Großen mit.
Die KloHäuschen-Biennale nimmt sich ihre große Schwester in Venedig zum Vorbild und behandelt die 32 eingeladenen freien Kunsträume wie die Pavillons in den Giardini: Unabhängig kuratierte Einzelpräsentationen, die wie abgegrenzte Inseln auf den verkleideten »neutralen« Wänden im Innenraum des neu geschaffenen White Cube gezeigt werden. Nein, richtig gelesen, nicht über die ganze Stadt verteilt, sondern alle 32 Teilnehmenden mit ihren über 200 KünstlerInnen zusammen in dem kleinen
Raum. Dazu bekam jede Institution im Vorfeld je sieben kachelförmige weiße Holzplatten im Format 24 x 12 x 0,5 Zentimeter geliefert, aus denen sie mit sieben KünstlerInnen eine Präsentation kreieren soll. Der Fantasie der Gestaltung der einzelnen Kacheln und auch deren Anordnung – auch von 2–D zu 3–D ist möglich – sind keine Grenzen gesetzt. Bei den engen räumlichen Gegebenheiten natürlich immer mit Rücksicht auf die Nachbarn. Was man im Vorfeld schon heraushört: Bei manchen Kunsträumen hat sich ein offenbar sehr fruchtbarer kreativer, auch zwischenmenschlich intensiver Prozess in Gang gesetzt. Den KünstlerInnen werden nicht nur ihre Kacheln zur Gestaltung überlassen, sondern es werden ganze Ausstellungskonzepte und Raumgefüge ersonnen, Miniaturausstellungen, die in sich stimmig sein sollen und vom Prinzip her genauso funktionieren wie in realen Räumen, nur hier eben im Puppenhausformat.
Was insgesamt dabei herauskommen wird, darauf ist Anja Uhlig auch gespannt. Eine visuelle Wunderkammer? Ein Mosaik an Kunst? Eine Großausstellung en miniature? Dass das alles auf der von Rasso Rottenfußer konzeptuell entworfenen architektonischen Grundlage perfekt inszeniert werden wird, darauf ist aller Erfahrung nach Verlass. Der Münchner Künstler, der dem KloHäuschen seit Jahren eng verbunden ist, hat mit seinen künstlerischen Rauminterventionen und Displays schon an vielen Orten überzeugt, sei es im Haus der Kunst, im Kunstraum München oder im Pavillon im Alten Botanischen Garten.
Bleibt trotzdem die Frage an Anja Uhlig, was sie zu der Idee einer »Großausstellung« mit 32 freien Kunstinstitutionen bewogen hat? »Mein pubertierendes KloHäuschen mit seinen zarten 15 Jahren mal mit diesen Räumen bekannt zu machen, also in die Gesellschaft einzuführen.« Es gehört zum Konzept von Anja Uhlig, dass sie ein wenig augenzwinkernd dem KloHäuschen ein ES zuspricht, ausgestattet mit eigenem Charakter, Willen und Persönlichkeit. So sieht sie es auch mehr als Gastgeber denn als Ausstellungsraum. Dieses Jahr, so seine Sprecherin Anja Uhlig, »nimmt es sich auch als Raum ausnahmsweise mal zurück – so gut es das halt hinbekommt – und überlässt zu seinem Jubiläum seinen Gästen die große Bühne.« Und diese Gäste sind die sogenannten »Freien Räume«, die Anja Uhlig hiermit sichtbar macht. Nichtkommerzielle, privat oder als Verein organisierte Orte für zeitgenössische Kunst, kleine und größere Initiativen, die vom Engagement, der Selbstorganisation ihrer frei und unabhängig und zumeist auf eigenes Risiko agierenden BetreiberInnen leben. Das Spektrum der präsentierten Münchner Räume ist breit und bezieht auch ein paar auswärtige Orte mit ein. Es reicht von etablierten Vereinen wie dem DG Kunstraum Diskurs Gegenwart, dem Kunstraum München und La Garaasch (Kunstverein Ebersberg), über KünstlerInnenräume wie Appartement der Kunst, Kunstbüro reillplast oder Nodepressionroom, über Privatinitiativen wie Schnitzer & Studio und AlmResidency bis hin zu temporären Plattformen wie der ersten Reihe von PLAN-Z Architekten.
Als Gastgeber dieser Vielfalt an engagierten Kunstorten kann sich das KloHäuschen aber auch selbst als Institution einreihen. Mehr noch, es ist, um in seiner eigenen Terminologie zu bleiben, trotz seiner »zarten 15 Jahre« erwachsen geworden. Denn mit der Präsentation der Freien Räume wird die diesjährige KloHäuschen-Biennale zum Ereignis. Sie stellt einen Meilenstein in der Wahrnehmung der kleineren Kunstinitiativen und Off-Spaces als ernst zu nehmende Kulturinstitutionen dar, ermöglicht Kennenlernen und Austausch untereinander, stößt Kooperationen an und erhöht damit die Hoffnung, dass die Freien Räume noch mehr in den Blick der Stadt mit all ihren Fördermöglichkeiten geraten. Last but not least: Die 7. Biennale wird die Bibliotheken der Kulturschaffenden und Kunstbegeisterten mit ihrem lesenswerten Kompendium bereichern – aber nicht belasten. ||
Weitere Artikel zum Münchner Kunstgeschehen findet ihr in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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