Die Literatur im Kulturbereich des Bayerischen Rundfunks wird jetzt besonders leichtfüßig. Vielleicht kriegt sie Flügel und macht sich bald ganz davon.

Literatur im Bayerischen Rundunk

TokTok, die spinnen ja

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Gefunden auf Instagram | Herkunft unbekannt

Die öffentlich-rechtlichen Medien stecken in einem Dilemma. Erst sendeten sie so lange dumme Quizsendungen, niveaulose Schlagershows und schlechte Filme, dass das Publikum unter 70 im 21. Jahrhundert kein Fernsehen mehr schaute (was auch?). Plötzlich tauchten böse soziale Medien auf, die nun die Jugend faszinieren. In einem Reflex glaubt man bei ARD und ZDF, das Programm dümmer und schneller machen zu müssen, weil man glaubt, dass soziale Medien dumm und schnell sind (was nur die halbe, also gar keine Wahrheit ist). Als das Fernsehen dumm und schnell genug geworden war, hatte logischerweise das Gegenteil Erfolg: lange Formate, aufwendige Reportagen, teure Serien, für die jeder gerne zusätzlich Geld beim Streamingdienst bezahlt. Zu dem Zeitpunkt hatten die öffentlich-rechtlichen Programme ihre langen Formate, Dokumentationen und großen Serien längst abgeschafft. Die Autor*innen bekommen Ausfallhonorare fürs Nichtarbeiten, während die ARD die Hälfte ihrer Sendezeit, nämlich abends, zu Weihnachten und über die Sommermonate hinweg, das Programmmachen einstellt, nichts produziert, trotzdem Gebühren einstreicht und Wiederholungen sendet.

Um auf dem internationalen Markt der Streamingdienste mitzuhalten, ist die ARD mit ihrem Sieben-Milliarden-Euro-Etat zu klein. Gleichzeitig senden Blogger*innen heute ohne jeden Etat und täglich an ein Publikum, das ins Unermessliche geht. Die TikTokerinnen Lisa und Lena Mantler hatten 2023 fast 20 Millionen Follower, der Nachrichten-Marktführer »Tagesschau« mit seinem Millionenetat weniger als ein Viertel davon. Man merkte in den teuren Intendant*innen-Etagen: Zeit für ein Umdenken! Wir machen jetzt statt Radio und Fernsehen einfach TikTok!

Also kündigte der Bayerische Rundfunk im letzten Jahr an, seine Kulturprogramme im Radio zu schreddern. Ganz im Stile des vergangenen amerikanischen Präsidenten bezeichneten die Verantwortlichen (Damen zumeist) dies als »Kulturoffensive«. Im BR-Fernsehen gab es schon länger keine nennenswerten Kultursendungen mehr. Das Letzte, was man von der Intendantin Katja W. zu diesem Thema gehört hatte, war der legendäre Satz: »Wir werden nicht einen Cent aus der Kulturberichterstattung nehmen.« Blieb die Frage, was mit den vielen, vielen Cents geschehen würde, die frei geworden sind durch die Streichung von Sendungen wie dem »Kulturjournal« (ganz verschwunden), »Jazz & Politik« (abgeschafft), »Nachtstudio« (jetzt ein Modepodcast, früher sendeten hier der Papst oder Adorno), »Diwan« (jetzt ein Musikformat mit Gesprächsunterbrechung). Wo sind all die Cents?

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