Gesellschaftlich engagiert und dezidiert politisch zeigt sich das Filmschoolfest in seiner
diesjährigen Ausgabe. Erstmals stammen knapp die Hälfte aller Beiträge von Regisseurinnen.

Aleeza Chanowitz in ihrem Film "Mushkie"| © Filmschoolfest

Aleeza Chanowitz in ihrem Film „Mushkie“| © Filmschoolfest

Schon seit 1981 steht das Internationale Festival der Filmhochschulen auf der Agenda jedes Münchner Cineasten. Längst hat sich das Festival für Nachwuchsfilmer zu einem der bedeutendsten seiner Art gemausert, verbunden mit einer langen Tradition – und mitunter auch namhaften Gewinnern. Ob Lars von Trier, Caroline Link, Thomas Vinterberg, Susanne Bier, Florian Gallenberger, Maren Ade oder beispielsweise Patrick Vollrath im letzten Jahr, dessen Wettbewerbsfilm »Alles wird gut« zuerst einen Student Academy Award in Bronze und später sogar noch eine Oscarnominierung in der Kategorie »Bester Kurzfilm« einheimsen konnte.

Kein Zweifel: Das Filmschoolfest Munich hat sich längst als gewichtiges Sprungbrett erwiesen – und dient neben den zahlreichen Preisverleihungen (mit immerhin 53 500 möglichen Euro für den studentischen Klingelbeutel) als Vernetzungsbörse für zukünftige Film- und Fernsehprojekte und neue Startup-Produktionsbüros. Zugleich lebt das Festival der Filmhochschulen seit jeher von seiner
angenehm lockeren Atmosphäre im Filmmuseum München, welches in diesen Novembertagen von besonders jugendlichem Elan erfüllt ist: mit permanenten Möglichkeiten, sich als Zuschauer wie Filmemacher oder Jurymitglied direkt kennenzulernen.

Gut 60 junge RegisseurInnen der renommiertesten Filmhochschulen der Welt werden vom 13. bis zum 19. November in München zu Gast sein – mit 50 Kurzfilmen im Gepäck. Zum ersten Mal wird im diesjährigen Festivaltreiben neben einem neu geschaffenen Publikums-Award auch ein Preis für die beste Animation verliehen, der jener weltweit zuletzt enorm wachsenden Produktionssparte Tribut zollt: Das lange Zeit etwas stiefmütterlich behandelte Subgenre hat visuell wie narrativ weit mehr zu bieten als knuffige Animationsfiguren, was zum Beispiel der Film »Cipka« beweist.

Überhaupt gibt sich das diesjährige Festivalprogramm im Duktus deutlich politischer, gesellschaftlich engagierter als in der Vergangenheit (u.a. mit dem dreiteiligen Sonderprogramm zum Themenkreis »Flucht 2.0« und dem sehenswerten Film »Passenger«) – und möchte inhaltlich auch den aktuellen Genderdiskurs innerhalb der Filmbranche mehr als nur streifen. Schließlich stammen knapp 50 Prozent aller ausgewählten Filme in diesem Jahr von Filmemacherinnen aus aller Welt: Mehr waren es noch nie. Eine kluge kuratorische Entscheidung der Auswahljury um Simon Koenig, Maria Reinup und Kaspar Heinrich aus 244 Filmsichtungen, die sicherlich auch die gegenwärtige Pro-Quote-Regie Debatte neu befeuern wird, gerade auch im kulturellen Austausch zwischen den Teilnehmenden aus 21 Nationen. Im diesem Zuge wird es ebenfalls eine Premiere geben: die Verleihung des »Female Filmmakers Award for a Better Future«.

Isolation als programmatischen Schwerpunkt in allen Genres und dramaturgischen Schattierungen von traurig (z.B. in »Searching for Wives«) bis skurril-grotesk (»[Out of Fra]me« mit dem rahmensprengenden Protagonisten Paul) wird es dagegen lediglich auf der Leinwand zu sehen geben, da das #FSFMUC schon von Beginn an vom regen Get-TogetherGedanken des verstorbenen Festivalgründers Prof. Wolfgang Längsfeld geprägt war. Über Isolation vor dem Rechner, Onlinepornografie und die Dauerberieselung durch neuen Social-Media-Content wird Prof. Henning Patzner in einer der neu geschaffenen »Filmschool Lectures« sprechen, die im »Roten Kino« der HFF München bei freiem Zutritt abgehalten werden.

An derselben Ausbildungsschmiede studiert auch der frisch gebackene StudentenOscar-Preisträger in Gold: Alex Schaad. Sein beunruhigend zeitgemäßer Siegerfilm »Invention of Trust«, der vielschichtig um Datenkraken aus dem Netz und kriminelle Geschäfte kreist, wird unter anderem die 36. Ausgabe des Filmschoolfest Munich eröffnen: Hier schlägt der Puls höher, in jeder Hinsicht.

FILMSCHOOLFEST MUNICH
Filmmuseum München und HFF München
13.–19. November| vollständiges Programm
auf der Website

 


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