Die Stadtplanung in München setzt neuerdings stolzgeschwellt auf Umbauen statt Neubauen. Während die öffentlicheHand die Nachhaltigkeit anscheinend gerade neu entdeckt, setzt die Architektin Anna Heringer sie schon längst um.
Stadtplanung in München
Des Kaisers neuer Kleiderschrank
Weihnachten steht vor der Tür. Da kann man sich, getrieben von Harmoniesucht, schon mal was schönreden. Im Planungsreferat der Landeshauptstadt München müsste demnach das ganze Jahr über Weihnachten sein. Denn gerade hat Stadtbaurätin Elisabeth Merk, begeistert von sich und ihrem Amt, ein neues Programm verkündet: Ab jetzt steht die Umbaukultur an vorderster Stelle! Nicht mehr Abriss und Neubau und all die dazugehörigen Baustellenlöcher, nein, ab jetzt wird nachhaltig umgebaut. Von dieser Euphorie konnte man sich im November bei der Pressekonferenz anstecken lassen – oder auch nicht. Man saß da und wunderte sich: All die Projekte, die da vorgestellt wurden, hätten auch schon seit Jahrzehnten umgewidmet, anders gedacht werden können. Von der Idee, Baumaterialien zu recyceln und sie erneut zu verwenden, erzählen Professoren wie Lydia Haack, Vorstand des BDA Bayern, ihren Studenten schon seit Jahren. Bis derlei vernünftige, notwendige, pragmatische Ideen sich in der Münchner Stadtverwaltung tatsächlich konkret niederschlagen, vergehen jedoch Jahre und Jahrzehnte.
Der Jubel über die »Umbaukultur« bezieht sich auf nicht mehr als acht Projekte, darunter diese: In der FritzSchäfferStraße 9 in RamersdorfPerlach soll sich ein zweiteiliges Gebäude, das vor allem als Büro genutzt wird, zum Teil leer stand und derzeit von shaere zwischengenutzt wird, in ein »zukunftsgerichtetes Quartier« verwandeln, das dann auch ein paar Wohnungen anbietet. Dem ging ein einjähriger Ideenfindungsprozess voraus: erst der »Vision Workshop«, bei dem sehr viel geredet wurde, dann ein Wettbewerb und danach noch ein weiterer »kokreativer« Workshop.
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