Linda Benedikt hat mit »Katzen duschen nicht« ein hinreißend freches Katzenbuch geschrieben – für Erwachsene
Toni ist schwul und trägt gerne viele Halskettchen auf einmal. Amsel ist fußballnarrisch und süchtig nach Milchschnaps. Dass beide Untermieter ihre Gastgeberin Amanda schamlos ausnutzen, sich mit wachsenden Ansprüchen in deren Wohnung und Leben breitmachen und ihr sogar beim Duschen und Schlafen auf die Pelle rücken, geht jedoch zu weit. Aber man kann es ihnen einfach nicht übel nehmen: Toni ist ein Kater und Amsel trotz ihres Namens eine Katze.
Die Münchner Autorin Linda Benedikt hat sich von ihren beiden Katzen zu einer Reihe kurzer Episoden inspirieren lassen, die sich lose zu einer durchgehenden Geschichte verbinden. Diese Tierstorys sind von höchst verrückter Art und nicht für Kinder gedacht. Benedikts Ich-Erzählerin Amanda schlägt sich als freie Schriftstellerin durch und führt mit Toni und Amsel eine anstrengende WG, in der die Stubentiger den Ton angeben. Denn beide sind äußerst neugierig, diskussionsfreudig, streit-und unternehmungslustig. Der adlige Toni erschreckt Amanda zunächst durch seine Überintelligenz, die sich erst legt, als die zerzauste Amsel dazustößt.
Das Zusammenleben ist wie in jeder Familie geprägt von Eifersüchteleien, Buhlen um Aufmerksamkeit, Über-die-Stränge-Schlagen und skurrilen Streichen. Weil Amanda ihnen vorrechnet, wie teuer ihre Sonderwünsche sind, gründen Toni und Amsel einen Katzenfunk zum Geldverdienen. An Weihnachten sind sie schwerbeleidigt, weil das Christkind nicht erscheint, und als die Autorin zur Frankfurter Buchmesse fährt, lassen sie die Möbel tanzen. Was sie gar mit fünf Mäusen, zwei Geckos und einem Meerschweinchen im Badezimmer anstellen, muss man selber lesen. Leider segnet die Amsel das Zeitliche, führt sich aber im Himmel so grantig auf wie der Dienstmann Aloysius – mit Erfolg. Hund san’s scho, diese Katzen.
Linda Benedikt hat sich mit ihrem Roman »Der Rest ihres Lebens« und der Erzählung »Eine kurze Geschichte vom Sterben« sensibel in die Emotionen älterer Frauen eingefühlt. Hier erzählt sie mit losgelassener Fantasie herrliche Absurditäten und surreale Wunderlichkeiten, doch dank ihres lockeren, münchnerischen Tons klingt alles wie aus dem realen Leben gegriffen. Und ist dabei so komisch,dass man nur noch laut schmunzeln kann. Rebecca Pozzan hat das fernab aller kätzischen Niedlichkeitsklischees originell illustriert. Ein ideales Geschenk, auch für sich selbst und nicht nur für Samtpfotenfans. ||
LINDA BENEDIKT: KATZEN DUSCHEN NIE!
Arche, 2016 | 121 Seiten | 15 Euro
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