Grenzen sind in der Welt des klassischen Gesangs nicht mehr zeitgemäß. Fatma Said zeigt daher auf der Bühne, was alles musikalisch zusammengehören kann.

Fatma Said

Die Brückenbauerin

fatma said

Eine Sängerin, die ungewöhnliches Repertoire pflegt: Fatma Said | © James Bort

Fatma Said ist eine singende Scheherazade zwischen Orient und Okzident: Unvergessen der Liederabend der damals 29-jährigen Sopranistin aus Kairo in der Londoner Wigmore Hall vom Dezember 2020 als optisch wie akustisch brillant gefilmter Stream! Zunächst widmete sich Said allerlei »Blumen-Liedern«, von Mozarts und Clara Schumanns Vertonungen des Goethe’schen »Veilchen« über Brahms und Strauss bis Schuberts umfangreicher »Viola«. Der zweite Teil umfasste Lieder zu »Nacht und Träume« – so auch der Titel des eröffnenden Lieds von Franz Schubert. Fauré, Debussy, Sibelius und Grieg folgten, bevor der letzte Teil mit großartig tänzerischen Songs von Leonard Bernstein und Kurt Weill ganz in die Gefilde des Broadway wechselte. Da bekam das Timbre von Fatma Said einen Hauch erdiges Aroma. Und wer genau hinschaute, sah, dass sie einen goldenen Anhänger in den Umrissen Afrikas trug mit einer kleinen Perle dort, wo ihre Heimat Ägypten liegt.

Fatma Said erhielt bereits mit 13 Jahren Gesangsunterricht in Kairo, wo ihr Vater Ahmed Hassan Said lange Jahre die »liberale Partei« Ägyptens leitete, machte mit 16 einen Meisterkurs bei der berühmten Gesangsprofessorin Renate Faltin in Berlin, bestand die Aufnahmeprüfung an der Hanns-EislerHochschule und begann 2009 das Studium als jüngste Künstlerin ihres Jahrgangs. Mit 22 wurde sie Mitglied des Opernstudios der Mailänder Scala und drei Jahre später stand sie dann 2016 auf der Bühne dieses legendären Opernhauses als Pamina in Peter Steins auf DVD festgehaltener Inszenierung von Mozarts »Die Zauberflöte« und konnte die ungekürzten Dialoge in perfektem Deutsch sprechen.

Ihre 2020 erschienene Debüt-CD »El Nour« begann mit Maurice Ravels »Shéhérazade«. Es folgte Spanisches von de Falla, José Serrano, Fernando Obradors und sogar Federico García Lorca, Volkslieder zur Begleitung einer Gitarre! Exquisit Französisches (Berlioz, Philippe Gaubert, Bizet) schloss sich an und Exotisches aus Fatma Saids Heimat. Nun begleitete sie ein wunderbares Quartett aus Percussion, Kontrabass, dem alten andalusischen Hackbrett namens Kanun, der Ney, einer aus dem Mundwinkel angeblasenen Flöte, und Klavier. Am Ende assistierte das Vision String Quartet, eine Viertelstunde, wie man sie sich fremdartiger und zugleich aufregender kaum vorstellen kann und die damit auf der anderen Seite dokumentiert, welche musikalischen übergreifenden Experimente auch im Rahmen klassischen Repertoires inzwischen möglich, vielleicht sogar nötig sind.

Nach München kommt Fatma Said nun mit der Musik ihrer zweiten CD »Kaleidoskop«, einem Vexierspiel von Chansons, Liedern und Arien der vermeintlichen »leichten Muse« zwischen französischer Opéra Comique, Oscar Straus und Johann Strauss, Lehár (»Giuditta«) und Offenbach (»Barcarole«) bis hin zu Filmmusik, Astor Piazzolla und der entzückenden Tango-Habanera »Youkali« (Kurt Weill). Ob auf Französisch, Spanisch, Englisch, Deutsch oder in ihrer Muttersprache Arabisch: Fatma Said singt mit einer überbordenden Lust an Leben, Lieben und Verführung, die vor herb-erotischer Eleganz nur so vibriert. ||

FATMA SAID & MÜNCHEN SYMPHONIKER
Prinzregententheater | 27. März | 20 Uhr
Tickets: 089 54818181

Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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