Das Bayerische Jazzfestivaljahr startet wie gewohnt mit der Jazzwoche Burghausen. Und das Programm sucht weiterhin die Synthese der Stile.
Jazzwoche Burghausen 2023
Jazz in der Breite
Die Internationale Jazzwoche Burghausen ist schon seit einigen Jahren programmatisch ein Kessel Buntes. Der Amerikaner Lafayette Harris zum Beispiel hat mit seinem swingendperlenden Pianospiel wiederholt für funkelnde Highlights in Burghausen gesorgt. Diesmal ist er wieder dabei, wenn zum Frühlingsanfang in der Stadt an der Salzach die Jazzfans auf ihre Kosten kommen. Lafayette Harris wird ab dem 21. März die Late Night Sessions anführen. Der Wettbewerb um den Nachwuchspreis wiederum, mit dem die Jazzwoche beginnt, hat nach dem Ende der dreijährigen Pandemie wieder die Spannbreite, für die er in der Szene bekannt ist.
Fünf Bands aus vier Ländern geben sich als Finalisten aus 60 Bewerbern die Klinke in die Hand. Der italienische Vibrafonist Michele Sannelli gehört dazu. Inspiriert von dem französischen Schlagzeuger Pierre Moerlen und dessen Progressive-Rockband Gong hat der Mailänder mit seiner Formation »The Gonghers« eine eigene Art von Modern Jazz entwickelt. Der Münchner Bassist Nils Kugelmann nimmt hingegen gerne afrokubanische Rhythmen als Ausgangspunkt für seine Kompositionen. Zu seinen Mitstreitern beim Nachwuchsjazzfinale gehören unter anderem der Pianist Luca Zambito (»Junger Münchner Jazzpreis 2021«) und der Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber (Mitglied bei LBT, Fazer, Embryo und Watoo). Mit Ambient-Sound versucht die niederländische Elektro-Jazzband Fenix zu punkten, wohingegen der italienische Bassist Michelangelo Scandroglio mit seinen Kollegen eine neue Art von Free Jazz zelebriert. Für die große Oktett-Besetzung steht der fünfte Kandidat, das Jarecki Jazz Octet aus Polen. Der Gewinner dieser 13. Ausgabe des Burghausener Nachwuchspreises spielt am 22. März in der Wackerhalle als Vorgruppe zu dem Eröffnungskonzert der Burghausener Jazzwoche.
Das bestreiten der amerikanische Gitarrist Lee Ritenour & Friends. Eine Bühnenkarriere von fünf Jahrzehnten hat Ritenour bereits hinter sich, vor allem als Sideman und Studiomusiker unzähliger Größen des Jazz. Ein Vorbild nennt er unter vielen: »Wes Montgomery ist die Nummer eins.« Nach diesem ersten Highlight ist mit dem Bassisten Heiri Känzig ein Mitglied der Urbesetzung des Vienna Art Orchestra in Burghausen zu Gast. Känzigs aktuelles Programm, das er mit seinem Sextett spielt, ist eine Tour d’Horizon durch Kontinente und Stile. Tags darauf bietet Supergombo aus Frankreich Afrofunk, bevor der amerikanische Pedal-Steel-Gitarrist, begleitet von seinen vier Kollegen, in die Saiten greift. Dann sind die Frauen an der Reihe: Trudy Lynn sorgt mit ihrem aktuellen Programm »Golden Girl« für viel Blues. Ihr folgt als jüngere Lady Ina Forsman mit R&B und Soul.
Dann gibt sich zum Abschluss der Jazzwoche Burghausen wieder ein männlicher Star mit einem außergewöhnlichen Soloinstrument die Ehre: Der Brite Theon Cross definiert den Platz der Tuba im Jazz unter neuen, urban groovenden Vorzeichen. Es wäre ein kurioser Abschluss im Hauptprogramm der Jazzwoche, wäre da nicht noch im zweiten Programmteil Jaga Jazzist, ein renommiertes norwegisches Nu-Jazz-Oktett. Das lässt sich in keine Stilschublade packen und das seit 1996. Als Clubfinale runden dann die Jazznacht am Samstag, der Frühschoppen am Sonntag und ein Konzert des Landesjugendjazzorchesters das Festival ab. Und wer selbst lernen will, kann sich in einer Meisterklasse von Trompeter Jon Faddis unterrichten lassen. Burghausen ist also auf alle Fälle einen Abstecher wert. ||
52. INTERNATIONALE JAZZWOCHE BURGHAUSEN
Burghausen | Wackerhalle, Stadtsaal, Mautnerschloss u.a. | 21.–26. März
verschiedene Zeiten | Tickets: 08677 91646333
Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
Maxi Pongratz: Das neue Album »Musik für Flugräder«
Bregenzer Festspiele 2024: Ein Blick ins Programm
Mdou Moctar: Live in Ampere München
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton