Der bayerische Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume ist seit Februar im Amt. Wer ist der Mann? Christiane Pfau, Rupert Sommer und Volker Derlath haben ihn getroffen.
Markus Blume im Interview
Grußonkel, Gärtner, General
Markus Blume, Minister für Wissenschaft und Kunst in Bayern, ist ein vielbeschäftigter Mensch. Bis man einen Termin bei ihm bekommt, kann es leicht neun Monate dauern. Er verleiht Preise für Projekte in Wissenschaft und Lehre, Kunstförderpreise, vergibt Stipendien, eröffnet Labore und Studienräume, legt Grundsteine und hält Vorträge und Grußworte bei Empfängen. Regelmäßig flattern seine Terminvorschauen auf die Tische der Redaktionen, manchmal mit dem Hinweis, welche Veranstaltungen besonders fototauglich sein könnten. Wer ist der Mann, dessen Name auch in der Kulturlandschaft kaum jemand zuordnen kann? Seiner offiziellen Vita entnimmt man: 1975 in München geboren, seit 2008 als CSU-Mitglied im Landtag, hat Politik studiert, war Söders Generalsekretär und Wahlkampfleiter, und seit 23. Februar 2022 ist er für Kunst und Wissenschaft in der bayerischen Regierung zuständig. Als er das Amt übernahm, wurde ihm an verschiedener Stelle quasi als einziges besonderes Kennzeichen attestiert, dass er früher den Eiskunstlauf als Hobby betrieb.
Sitzt man ihm schließlich gegenüber, im Kaminzimmer, am Ende des kalt ausgeleuchteten »Alten Ministergangs« in einem ehemaligen Kloster gegenüber dem Münchner Literaturhaus, erlebt man einen Mann, der in Sekundenschnelle die Rollen wechselt. Dabei füllt er keine ganz aus, sondern reißt sie gut geölt nur an: von leicht entnervt bis aufmerksam, von flapsig bis betont seriös ist in der knappen Stunde, die er uns einräumt, alles vorhanden. Er weicht zurück, dann prescht er vor, immer darum bemüht, die Zügel in der Hand zu behalten. Der joviale, gönnerhafte, noch nicht ganz landesväterliche Geschenkeverteiler – macht er das so gern, weil er dann selbst im Rampenlicht steht? – prallt auf den hemdsärmelig-charmanten Buben, der den Eindruck macht, als würde er statt »Räuber und Gendarm« jetzt eben Künstler und Kunstminister spielen. Er verrät nicht, welches Stück er zuletzt gesehen hat, ob er Musik mag oder Bücher oder Filme. Er kennt sich inhaltlich nicht besonders gut aus, was er aber gar nicht unter den Teppich zu kehren versucht. Nach unserem Gespräch wird er in Erfahrung bringen, von wem die Bilder in seinem Besprechungsraum stammen, er wird in Zukunft Paul Heyses Gedicht über das Bier erkennen und er wird wissen, wer seit Jahrzehnten das Oktoberfest fotografisch auf unverwechselbare Weise begleitet (es ist derselbe Fotograf, der ihn beim Interview ablichtet).
Bei der Verleihung des Bayerischen Kunstförderpreises im November 2022 sagte der Schauspieler Stefan Herrmann, er könne nicht Klavier spielen, nicht malen, nicht tanzen, aber »Ich kann so tun als ob«. Markus Blume erwiderte, das sei doch eine beachtliche Parallele zur Politik. Fake it till you make it! Wir wollten wissen: Was kann er besonders gut als ob? Was treibt den Grußonkel vom Dienst wirklich um? Mag er seinen Job? Hat er Pläne?
Christiane Pfau: Hallo, Herr Blume. Von welchem Termin kommen Sie gerade? Und was machen Sie nach unserem Gespräch?
Markus Blume: Vorhin saß ich am selben Tisch, Thema war die Zukunft der Hochschule für Musik und Theater München, die in einem extrem sanierungsbedürftigen Bau untergebracht ist. Wir sind gerade dabei, Mittel und Wege zu finden, damit wir mit der Sanierung vorankommen. Ich glaube, das Ergebnis ist gut, gut für die Hochschule. Und nach unserem Gespräch
werde ich kurz durchschnaufen und mich dann auf den Weg zur Pinakothek der Moderne machen. Dort kann ich heute die große Max Beckmann-Ausstellung eröffnen.
CP: Wissen Sie, was Sie da sehen werden?
MB: »Departure« heißt die neue Ausstellung.
Rupert Sommer: Nach welchen Kriterien wählen Sie als Minister aus, welche Termine Sie wahrnehmen?
MB: Mein Amt bringt viele Termine mit sich, bei denen ich einfach dabei sein muss. Schauen Sie sich an, wie viele Hochschulen wir in Bayern verantworten, wie viele staatliche Kultureinrichtungen, von Staatsoper und Staatstheater über die Museen und dann noch Einrichtungen wie die Staatsbrauerei Weihenstephan! Dazu kommen die gesamten Unikliniken in Bayern – heute habe ich beispielsweise die Aufsichtsratssitzung in Augsburg geleitet, gestern war ich zum Tag der Hochschulmedizin in Berlin… Sie merken, man kommt schon kaum dem Pflichtprogramm hinterher. Aufteilen geht nicht, denn es gibt hier keinen Staatssekretär – dabei wäre das für die Größe des Hauses sicher angemessen. Und dann kommen noch eine ganze Reihe zusätzlicher Termine hinzu, die interessant und einfach schön sind, wie zum Beispiel die Pompeji-Ausstellung in der Antikensammlung. Darauf hat mich der Schulleiter meiner Kinder hingewiesen.
RS: Wenn es einen Staatssekretär gäbe, könnten Sie dann repräsentative Aufgaben abgeben, um selbst mehr für die großen Inhalte zuständig zu sein?
MB: Ich denke, dass ich eine gute Balance finde zwischen den großen Inhalten, wie Sie es nennen, und den repräsentativen Aufgaben. Bayern verfügt über so einen reichen kulturellen Schatz, den sollten wir nicht nur verwalten. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, dafür zu sorgen, dass noch mehr Licht darauf fällt. An manchen Stellen helfen wir mit, dass er poliert wird. Dieser Schatz verdient es, von mehr Personen als nur von einem Minister repräsentiert zu werden.
RS: Mit Schatz meinen Sie aber jetzt nicht den Schatz, der gerade verschwunden ist, oder?
MB: Wir müssen uns leider auch manchmal mit Dingen befassen, die verschwinden.
Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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