Hier wieder unser Überblick über einige denkwürdige Aufführungen der Münchner Theater im März. Die kompletten Kritiken finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Theater im März
Kuckuck-Theaterfestival für Anfänge(r)
»Willkommen, Bienvenue, Wëllkomm!« schallt es den allerkleinsten unter den Theaterfans passenderweise gleich zum Start des diesjährigen Kuckuck-Festivals entgegen. Denn gerade sie haben besonders lange darben müssen. 2020 fiel das »Festival für Anfänge(r)« ganz aus, 2021 zog es in den Sommer und damit in die Nachbarschaft vieler attraktiver Familienaktivitäten um. Die für Null- bis Fünfjährige reservierte kleinste Bühne der Schauburg war aufgrund der Pandemiebeschränkungen gefühlt ewig unbespielbar. Und Onlineformate funktionieren für diese Zielgruppe noch nicht. Da muss eine Gemeinschaft zum Anfassen her, Naherfahrungstheater! Und »Willkommen …« ist so ein Fall. Keine vierzig Minuten dauert die theatrale Begegnung mit sauren Früchten, geometrischen Grundformen und drei Menschen, die summen und singen, die Luft besprühen, sich Staub aus den Kleidern klopfen und ihr Publikum in verschiedenen Sprachen begrüßen. (Sabine Leucht)
KUCKUCK – THEATERFESTIVAL FÜR ANFÄNGE(R)
Schauburg, Stadtmuseum, Evangelische Familienbildungsstätte | 11.–21. März
Tickets: 089 23337155, 089 5522410, 089 23324482
30 Jahre Fastfood Theater
Als die Gruppe startete, hieß Comedy noch Kabarett, und die Vorstellung, ohne festen Text auf die Bühne zu steigen, trieb den meisten Schauspieler:innen Stressschweißperlen auf die Stirn. Aber Fast Food hatte Spaß daran, sich vom Publikum und von Konkurrenten herausfordern zu lassen. Die Impro-Montage verstetigten sich, bald kamen Sitcoms dazu, Theater-Battles, Meisterschaften, Auftritte im Schlachthof, Tourneen, eine eigene Improschule, die Nachfolger wie Tatwort anschob. Unternehmen ließen sich coachen, aus dem studentischen Verein wurde ein Profiteam mit eigenen Veranstaltungsreihen, Inszenierungen, Workshops, das je nach Auftragslage jubilierte oder eben improvisierte. (Ralf Dombrowski)
RENDEZVOUS MIT…
Wirtshaus im Schlachthof | 11. März, 2. April, 7., 21. Mai | 20 Uhr | Tickets gibt es hier und hier
Pigs
Die Zuschauer sitzen, so viel sei schon verraten, an einem großen ringförmigen Tisch. Jeder Platz ist mit grauen Eisenstangen abgetrennt, die an die engen Stallboxen erinnern, in die die Schweine oftmals gepfercht werden. An jedem Platz gibt es einen Bildschirm, über den die Zuschauer verschiedenen Experten zum Thema Schwein gegenübersitzen. Metzger, Tierethiker, Agrarpolitiker, Klimaaktivisten, Schweinehalter, Wissenschaftler oder religiöse Vertreter kommen zu Wort und erklären ihren Standpunkt. Die Zuschauer sind dazu aufgefordert, immer wieder die Plätze zu wechseln, um so mit den verschiedenen Positionen konfrontiert zu werden und die eigene Haltung zu hinterfragen. (Tobias Obermeier)
PIGS
Kammerspiele – Therese-Giehse-Halle | 11., 12., 14.–17., 19., 21.–25. März | verschiedene Zeiten
Tickets
Animal Farm
Was genau Sapir Heller an dieser Geschichte interessiert hat, wird nicht recht klar an diesem Abend, der zwischen pfiffigen choreografischen und schönen chorischen Szenen zur Geschwätzigkeit neigt und immer wieder den Rhythmus verliert. Steht hier unser gesellschaftliches Miteinander zur Debatte oder wollen die da oben nur spielen? Denn das tun sie tatsächlich eindrucksvoll. (Sabine Leucht)
ANIMAL FARM
Volkstheater | Tumblingerstr. 29 | 16., 17., 23., 24. März | 19.30 Uhr | Tickets 089 5234655
Two of Us/Burning Love
Alle Musikprogramme bleiben im Repertoire und werden in unregelmäßigen Abständen im Café gespielt. Das Konzept der Verneigungs-Reihe geht auf: Auch wer die Vorbilder nicht oder nur wenig kennt, erfährt Biografisches und erlebt einen Querschnitt ihres Werks. Und für Fans ist es ein Leckerbissen, weil der musikalische Kern erfasst wird, ohne durch optische Kopierversuche die Erinnerung ans Original zu trüben. (Gabriella Lorenz)
TWO OF US/BURNING LOVE
Metropoltheater | 28., 30., 31. März / 1., 13., 14. April
19.30 Uhr | Tickets 089 32195533
Stickman / Wir wollen nie nie nie
In einem von mehreren Videoteasern zum Stück steht ein einsamer Stecken auf leerer Bühne stramm und hinter ihm verkündet ein Schriftzug: »stick being watched«. Ein bisschen Marcel Duchamp, ein bisschen Understatement und ein bisschen Sinnesverwirrung verspricht dieser intime Abend, der auf mehreren Metaebenen zugleich operiert, beständig Wahrnehmungs-(Re)framing betreibt und ihre und unsere Manipulierbarkeit selbst zum Thema macht. »Sehr witzig und in der Kommunikation mit dem Publikum sehr intelligent«, verspricht Erbelding.
Raum 305 ist ein interdisziplinär aufgestelltes Team, bestehend aus dem Schweizer Regisseur, Jongleur und Performer Philipp Boë, dem tanzenden Puppenspieler Jarnoth und dem Trapezkünstler Moritz Haase. Ihr Debüt von 2019 hat 2021 an den 1st Annual International Circus Awards teilgenommen, lässt sich aber mit seiner knappen Spielfilmlänge schlecht als Nummer in ein Varietétheaterprogramm wie das des GOP einfügen, wo Jarnoth in »Der kleine Prinz auf Station 7« die unscheinbare und im Wortsinn gesichtslose Titelfigur zur erstaunlich vielfältigen Projektionsfläche entwickelt hat. Eine sehr ähnliche Puppe ohne Gesicht gibt es auch jetzt wieder – und mit Jarnoth und Moritz Haase zwei Männer ohne Haare, die einander zu spiegeln und zu ergänzen scheinen. (Sabine Leucht)
STICKMAN / WIR WOLLEN NIE NIE NIE
HochX | Entenbachstr. 37 | 31. März / 1., 2. April | 20 Uhr
Tickets: 089 90155102
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