Die All-African-Sause »Le Club Reloaded« ist aufs Neue elektrisierend.

Le Club Reloaded

Lebensfreude tanken

le club reloaded

All-African-Straßenmarktsause (Ensemble) | © GOP

Vor etwa vier Jahren waren einige von ihnen schon mal da. »Le Club« hieß der Abend damals, heute hat er das momentan so beliebte Wort »reloaded« im Schlepptau und gerade so viel Neues, dass sich ein Wiedersehen lohnt. Keine Springseile also diesmal, keine Waschschüsseljonglage und kein Spaßmacher, der sich die Jeans an den Leib tanzt, dafür turbogeschossartig über die ganze Bühne fliegende Keulen, die Daniel Esaye & Mengistu Ashenafi Hailu einander so gut gelaunt und bouncy zuwerfen, als hätten sie allmorgendlich Flummies zum Frühstück.

Die Clubatmosphäre, der die All-African-Sause ihren Namen verdankt, ist diesmal nur Erinnerung. Auf der Bühne hängen nur ein paar Kleider zwischen Hauswänden, eine Kamera fährt durch Straßen und Märkte, und wie schon 2017 sorgen vier burkinische Musiker in traditionellen Gewändern und zwei Tänzerinnen (Diarra Mbaye hat mit Aminata Dembelé einen neuen Zweitwirbelwind an ihrer Seite) mit ihren kolibriflügelflinken Armen und Beinen für das Gefühl, dass man mit einem solchen Temperament, mit dieser schon auch etwas klischeehaft ausgestellten afrikanischen Lebensfreude, glücklicher wäre.

Der Abend in der Regie von Pierre Caesar und Markus Pabst feiert den Spirit des Miteinanders und die Gleichzeitigkeit von Modernität und Tradition in den fünf Ländern des afrikanischen Kontinents, aus denen die 13 Künstler kommen. Die Reibungen und Krisen darf sich das Varieté gerne schenken. Also freut man sich erneut an den auch optisch grandiosen Bauchmuskeln des 2017 noch als Neuentdeckung gefeierten Tarik Usman aus Addis Abeba, die ihn auch ohne Zuhilfenahme seiner Arme die Polestange hochtragen. Wenn man Tarik in seinem Cyr-Reifen sieht, ist man sich fast sicher, dass er ihn für kaum eine Tätigkeit verlassen müsste. Und erst die adventskranzkleinen Minireifen, mit denen er zu einem Kreisel verschmilzt: irre!

Einen Pausenclown oder Moderator braucht der Abend nicht. Es bleibt einem ja selbst kaum Zeit, zwischen den fliegenden Körpern, Gliedern, Kissen, Keulen und Händen auf Trommeln mal Luft zu holen. Neben Jade Lee Petersens Kontorsionsnummer, die man immer an Jades weißem Rockskelett erkennt – und an den unvergleichlichen Phantomschmerzen, die sich etwa dann einstellen, wenn sich der zartgliedrige Südafrikaner das gestreckte Bein von hinten über die Schulter legt –, sorgt diesmal auch der athletische Mohamed Tadei aus Tansania für Schnappatmung, der seinen Handständen nicht nur extreme Schwerpunktverschiebungen zumutet, sondern auch noch die wackeligsten Unterbauten, die man sich vorstellen kann.

Den durch die Bank tollen Künstlern und allen, die ihren Lieben eine elektrisierende Begegnung mit ihnen zu Weihnachten schenken wollen, ist zu wünschen, dass »Le Club Reloaded« planmäßig bis 9. Januar durchspielen kann. Dass die Band aus Burkina Faso dies nicht tut und die Musik zwischendurch aus der Konserve kommt, ist der einzige kleine Wermutstropfen des Abends, der auch ein Wiedersehen mit dem Fußjonglage-Duo Eyerusalem & Tsion verheißt. Ihr umjubeltes München-Debüt feierten die Äthiopierinnen in der GOP-Show »La Strada«, auf dessen Premiere der Lockdown folgte. Das soll bitte kein böses Omen sein! ||

LE CLUB RELOADED
GOP Varieté-Theater | Maximilianstr. 47 | bis 9. Jan. | Di bis Fr, 20 Uhr, Sa 17.30 und 21 Uhr, So/Feiertag 14 und 18 Uhr, nicht24., 31.12., 1.1. | Tickets: 089 210288444

Mehr Theaterkritiken gibt es in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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