Sündige Nonnen, ein Meisterwerk der modernen Kunst und vierzig Jahre Nachwuchs – das Kino im November hat es wieder in sich. Die kompletten Texte finden Sie in der Ausgabe 112. Hier geht es zum Kiosk.
Kino im November 2021
Bergman Island
In der Summe ist das trotzdem ein ironisch gefärbter (»In Bergmans Haus kann man sehr gut einschlafen«) wie leichtfüßig inszenierter Film über das Filmemachen in geradezu mediterranem Stil. Kurzum: ambitioniert-eigenständiges Autorenkino, wie es dem verehrten Meister sicherlich gefallen hätte. (Simon Hauck)
BERGMAN ISLAND
Frankreich, Belgien, Schweden, Deutschland 2021 | Regie: Mia Hansen-Løve | Mit: Vicky Krieps, Tim Roth, Mia Wasikowska u.a.
105 Minuten | Kinostart: 4. November
Filmschoolfest Munich 2021
Mit 46 Kurzfilmen aus 26 Ländern ist wieder eine breite Auswahl an unterschiedlichsten Eindrücken und Ideen zu erleben. »Die diesjährigen Filme sind persönlich, politisch, unkonventionell und von hoher Qualität«, wie Leiterin Diana Iljine zusammenfasst – auch wenn das im Grunde in jedem Jahr zutrifft. (Matthias Pfeiffer)
FILMSCHOOLFEST MUNICH 2021 – INTERNATIONALES FESTIVAL DER FILMHOCHSCHULEN MÜNCHEN
14. bis 20. November | Tickets und Spielzeiten
Das Land meines Vaters
Eingebettet in ein starkes Schauspielensemble mit Veerle Baetens (»The Broken Circle«) und Jungstar Anthony Bajon (»Silberner Bär«-Gewinner 2018 für Cédric Kahns »Auferstehen«) überzeugt »Das Land meines Vaters« obendrein bis in die Nebenrollen. Hierzulande, wo Landwirte in erster Linie als mediale Zirkusfiguren (»Bauer sucht Frau«) missbraucht werden, wäre dagegen ein ähnlich gestricktes »Land und Leute«-Drama im Grunde unmöglich: Denn wer würde schon Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer das Bauerngen schauspielerisch abnehmen? (Simon Hauck)
DAS LAND MEINES VATERS
Frankreich, Belgien 2021 | Regie: Edouard Bergeon | Mit: Guillaume Canet, Veerle Baetens, Anthony Bajon | 103 Minuten | Kinostart:
18. November
Das schwarze Quadrat
Auch wenn es in Meisters Film, zu dem dieser auch das mit dem Tankred-Dorst-Drehbuchpreis ausgezeichnete Skript verfasste, um hohe Kunst geht, wird dieses Thema nur am Rande gestreift, etwa mit Onelinern wie »Immer, wenn man einen Camus braucht, ist keiner da« oder »Gold kann jeder Bauarbeiter kaufen, aber Kunst nur die oberen Zehntausend«. Vielmehr ist der Nachwuchsregisseur an der exakten Zeichnung seiner Charaktere interessiert. Das gelingt mal recht gut, wie im Fall der zwielichtigen, über Leichen gehenden Kunstkennerin Martha, die von Ausnahmeschauspielerin Sandra Hüller (»Toni Erdmann«) mit fast schon sinnlicher Brutalität verkörpert wird. Und mal weniger gut, wie bei der attraktiven Bordpianistin Mia, die das Zeug zur betörenden Femme fatale hätte, was jedoch von Pheline Roggan nur bruchstückhaft umgesetzt wird. Was dem »Schwarzen Quadrat« zudem fehlt, ist eine gewisse Stringenz und Ausgewogenheit der einzelnen Sequenzen. (Thomas Lassonczyk)
DAS SCHWARZE QUADRAT
Deutschland 2021 | Drehbuch und Regie: Peter Meister
Mit: Bernhard Schütz, Sandra Hüller, Jacob Matschenz u.a.
105 Minuten | Kinostart: 25. November
Benedetta
Was Skandalmeister Paul Verhoeven mit seinem neuen Geniestreich »Benedetta« auf die Leinwand bringt, wirkt vielleicht zunächst wie eine Hommage an die Nunsploitation-Streifen der Siebziger. Aber Verhoeven ist ja nicht nur ein Meister des Skandals, sondern auch der Doppelbödigkeit, bei dem sich hinter dem Habitus des Reißerischen ein treffsicheres Konzept verbirgt. So arbeitet er in seinem Film einen wahren Fall aus dem Italien des 17. Jahrhunderts auf und baut aus weiblicher Sexualität, religiöser Hingabe und dem politischen Willen zur Macht einen herrlichen Historienthriller. (Matthias Pfeiffer)
BENEDETTA
Frankreich 2021 | Regie: Paul Verhoeven
Mit: Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphné Patakia u.a. | 127 Minuten
Kinostart: 2. Dezember
Und als Stream-Tipp: McCartney 3,2,1
Rick Rubin, der weißbärtige, barfüßige Schrat im ausgelutschten T-Shirt, ist selbst längst Legende, aber für »McCartney 3,2,1« wird er wieder zum neugierigen Buben, der sich seinem Idol zu Füßen setzt und ihm im Gespräch versucht, die Magie der erwachenden Popmusik zu entlocken. Sechs Folgen hat die Dokuserie, jeweils rund eine halbe Stunde inszeniertes Gespräch zwischen Rubin und McCartney, gedreht im artifiziellen Schwarz-Weiß des mythischen Künstlertums, mit dem sich die Essenz der Aussage auch optisch auf einen Fokus innerhalb des vignettierten Raums konzentrieren lässt. (Ralf Dombrowski)
McCARTNEY 3,2,1
USA 2021 | Regie: Zachary Heinzerling
Produktion: Rick Rubin, Paul McCartney
177 Minuten | bei Disney +
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