Gestern veröffentlichte die Bayerische Akademie der Schönen Künste einen Protestbrief anlässlich der Schließung der Kulturstätten im Rahmen des aktuellen Corona-Lockdowns. Wir veröffentlichen hier den kompletten Brief, sowie die Liste der UnterzeichnerInnen.
Protestbrief der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Die unterzeichnenden Mitglieder der Bayerischen Akademie der Schönen Künste protestieren dagegen, dass Stätten der Kultur und Bildung, wie Theater, Konzerthäuser, Museen und eben auch die Akademie, in den Verlautbarungen etlicher Politiker auf Bundes- und Landesebene unter dienstleistende Vergnügungs- und Freizeitveranstaltungen eingeordnet und den gleichen Verboten und Vorschriften wie Spielhallen, Wettannahmestellen, Fitness-Studios, Spaßbäder und Bordelle unterworfen werden.
Wir erkennen durchaus die Bemühungen der Politik zum Eindämmen der Pandemie an und wir begrüßen die neuen Unterstützungsmaßnahmen für die in Not geratenen Betroffenen, aber wir vermissen einen differenzierten Umgang bezüglich der Einrichtungen für Kultur und Bildung. Was als „Lockdown light“ verkauft wird, droht die Existenz zahlloser in kulturellen Bereichen Tätiger zu zerstören.
Auch betrachten wir es als Ungleichbehandlung, dass für gut befundene Schutzkonzepte die pauschale Schließung der Kulturstätten nicht verhindern konnten, während die Nutzung überfüllter öffentlicher Verkehrsmittel weiterhin akzeptabel erscheint.
Kultur als „Unterhaltungs- und Freizeitgestaltung“ abzuwerten, empfinden wir als erschreckenden Offenbarungseid mancher Volksvertreter, gerade der etablierten und großen Parteien. Hier wird offensichtlich, welch geringer Wert der Kultur von vielen Politikern zugemessen wird. Dass Kultur und nicht die Wirtschaft den Menschen zum Menschen macht und die Entwicklung der Menschheit vorangebracht hat, verschwindet und verstummt hinter Angst, Unverständnis und Verboten. So werden Freiräume für (kultur-) politische Äußerungen von Repräsentanten des extremen Randes geschaffen, von denen wir uns nicht vertreten sehen wollen!
Wir fordern die Verantwortlichen auf, sich differenziert mit den Kulturschaffenden auseinanderzusetzen und deren Arbeit auch in Zeiten der Pandemie zu ermöglichen.
Winfried Nerdinger (Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste)
Mario Adorf
Anita Albus
Volker Banfield
Thomas Bechinger
Senta Berger
Axel Block
Rainer Bock
Wolfgang Boettcher
Dieter Borchmeyer
Hans-Jürgen von Bose
Nikolaus Brass
Alfred Brendel
Andrea Breth
Hermann Czech
Dieter Dorn
Ursula Ehler
Brigitte Fassbaender
Catalin Dorian Florescu
Helmut Friedel
Werner Fritsch
Cornelia Froboess
Katharina Gaenssler
Christian Gerhaher
Nikolaus Gerhart
Lena Gorelik
Dominik Graf
Peter Gülke
Georg Friedrich Haas
Peter Michael Hamel
Lambert Hamel
Dorothee Hartinger
Gert Heidenreich
Wilfried Hiller
Stephan Huber
Magdalena Jetelová
André Jung
Joachim Kalka
Johannes Kalitzke
Salome Kammer
Gottfried Knapp
Herlinde Koelbl
Werner von Koppenfels
Edgar Krapp
Franz Xaver Kroetz
Michael Krüger
Dietrich Krusche
Andreas Kühne
Helmut Lachenmann
Andrea Landolfi
Klaus-Dieter Lehmann
Dagmar Leupold
Hans Maier
Friedhelm Marx
Peter von Matt
Eva Mattes
Siegfried Matthus
Martin De Mattia (M+M)
Wolfgang Matz
Waltraud Meier
Thomas Meinecke
Olaf Metzel
Franz Armin Morat
Sten Nadolny
Kent Nagano
Olga Neuwirth
Dagmar Nick
Georg M. Oswald
Karl-Heinz Ott
Kevin Perryman
Heinz Pfahler
Hans Pleschinski
Gerhard Polt
Christoph Poppen
Wiebke Puls
Andreas Rebers
Aribert Reimann
Bettina Reitz
Edgar Reitz
Wolfgang Rihm
Julian Rosefeldt
Peter Ruzicka
Kaija Saariaho
Christoph Sattler
Klaus G. Saur
Rafik Schami
Friedrich G. Scheuer
Roland Schimmelpfennig
Tobias PM Schneid
Enjott Schneider
Brigitte Schwacke
Lutz Seiler
Michael Semff
Bernhard Sinkel
Kerstin Specht
Arnold Stadler
Uwe Timm
Rudi Tröger
Manfred Trojahn
Margarethe von Trotta
Manos Tsangaris
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