Am 3. Oktober erschien unsere 100. Ausgabe. Die Redaktion und ehemalige MitstreiterInnen haben noch einmal zurück geblickt und ihre Gedanken zu diesem Ereignis formuliert. Hier gibt es wöchentlich eine Auswahl davon.
Begeisterung, Sturheit und einen langen Atem braucht, wer ein Kulturblatt gründet.
GISELA FICHTL, Literatur-Redakteurin seit 2011
Als ich gefragt wurde, ob ich als Literaturredakteurin beim »Münchner Feuilleton« einsteigen wolle, gab ich dem Projekt insgeheim keine drei Monate zum Überleben. Aber sich für ein Vierteljahr mal in ein völlig aussichtsloses Projekt zu stürzen, das hatte doch was. Einmal nicht nach Vernunftgründen handeln, einmal sämtliche Bedenken über Bord werfen. Denn ein Printprodukt aufzuziehen, wenn andere Zeitungen gerade um ihre Existenz bangen, ein reines Feuilleton, wenn überall sonst gerade die Kulturteile eingedampft werden, das kam mir schon völlig irre vor. Dass man damit nicht reich wird, war ohnehin klar. Und siehe da: Es war ein wunderbares Gefühl, so aufrechten Hauptes in die entgegengesetzte Richtung zu marschieren und so zu tun, als hätten all die guten Argumente für Printmedien und Kulturteile plötzlich Gewicht, und man könne die Welt neu erfinden. Das war vor 97 Ausgaben! Und dieses wunderbare Gefühl hat über all die Jahre nicht nachgelassen. Wir sind immer noch da und haben den guten Argumenten Gestalt gegeben – 100 Ausgaben lang. ||
MATTHIAS PFEIFFER, Online-Redaktion und Autor
»Und für was schreibst du dann?«
»Für das››Münchner Feuilleton‹.«
»Ach, für die ›Süddeutsche‹?«
» … «
So oder so ähnlich sahen in den letzten fünf Jahren einige Gesprächsanfänge aus. Nun, man kann nicht von jedem erwarten, jedes Presseerzeugnis zu kennen, zumal eine Kulturzeitung immer noch den Status eines Nischen- und Randgruppenprodukts hat. Wenn man jedoch mal die Zeitung durchblättert, erstaunt es immer wieder, wie breit gefächert diese »Nische« eigentlich ist. Und sicher ist man eher der Mittelpunkt der Stehparty, wenn die eigenen Artikel in einer führenden Tageszeitung abgedruckt werden. Für einen selbst ist es aber ein genauso befriedigendes Gefühl, Mitglied dieser einzigartigen, familiären Geheimorganisation zu sein. Dazu kommt noch die Chance, eigene Interessen und Leidenschaften abseits des Allbekannten einbringen zu können und sie auch noch in der Hand in gedruckter Form vor sich zu sehen. Das ist mehr als Artikelschreiben oder die Webpräsenz pflegen, sondern Teil eines wunderbaren Projekts zu sein, das in dieser Form nicht nur in München einzigartig ist. Da kann die SZ noch ein wenig warten. ||
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