Ralf Dombrowski – »111 Gründe, Jazz zu lieben«
Wer einmal Zugang zum Jazz gefunden hat, den lässt dieser musikalische Kosmos nicht mehr los. So reichhaltig sind die Entdeckungsmöglichkeiten, musikalisch und politisch, historisch und geografisch. Der Jazzkenner Ralf Dombrowski, der auch gelegentlich selbst in Tasten und Saiten greift und in dieser Zeitung als Musikredakteur wirkt, hat mit »111 Gründe, Jazz zu lieben«, seinen Fundus geöffnet und lässt uns an erstaunlichen Geschichten teilhaben. Natürlich geht es hauptsächlich um MusikerInnen, aber auch um Instrumente, Technik, Produktionsbedingungen, geheimnisvolle Vokabeln wie »mixolydisch #11« und die Frage, wer eigentlich das Girl from Ipanema war. Und das Ganze in einer Sprache, die so cool daherkommt, als wär’s ein Solo von Miles Davis. Und weil »rd« nicht nur Journalist, sondern auch Fotograf ist, fügt er den 111 Gründen einen Chorus aus Musikerporträts hinzu, der die jeweiligen musikalischen Stimmungen regelrecht spüren lässt. Fast alle Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen die MusikerInnen in Konzertsituationen. Es ist deutlich zu erkennen, wie sehr sie in ihrer Haltung und Mimik eins sind mit dem, was sie spielen.
Zum Schluss kommt dann das, was kommen muss: 111 Alben als Hörvorschlag aus der Jazzgeschichte von 1917 bis in die Gegenwart. Das reicht locker für eine längere Zeit- und Weltreise. Und danach gibt es sicherlich einige LiebhaberInnen mehr, die hoffentlich bald wieder die Jazzclubs und Konzerthallen füllen werden, um die Freiheit, auch die Anarchie, vor allem die Lebendigkeit zu spüren, die in der Jazzmusik atmet. ||
RALF DOMBROWSKI: 111 GRÜNDE, JAZZ ZU LIEBENEINE LIEBESERKLÄRUNG
Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2019 | 264 Seiten
Premium-Paperback | mit zwei farbigen Bildteilen | 14,99 Euro
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