Bis zum Fest dauert es jetzt wirklich nicht mehr lange. Wer unter seinen Lieben Bewunderer obskuren Filmgenusses hat, sollte sich unsere DVD-Tipps näher ansehen. Mehr gibt es hier, hier oder hier.
The Wild Boys
von Matthias Pfeiffer
Man kann es nicht fassen, dass jemand so was gemacht hat. Bertrand Mandico hat mit »The Wild Boys« einen cineastischen Exzess geschaffen, wie man ihn nur selten sieht. Ob man das als surrealen Coming-of-Age-Film, queeres Inselabenteuer oder psychedelisches Freud-Märchen bezeichnet, ist egal. »The Wild Boys« ist vor allem brillant. Alles beginnt mit einem kleinen Missgeschick, in das fünf Oberschicht-Jungs verwickelt sind: Sie töten bei einem okkulten Ritual aus Versehen ihre Lehrerin. Um wieder auf den Pfad der Tugend zurückzufinden, werden sie dazu verurteilt, auf dem Kutter eines alten Kapitäns anzuheuern. Nach Erniedrigung und Knochenarbeit landen sie auf einer Insel voller tropischer Sinnesfreuden. Doch dann beginnen die Freunde sichgrundlegend zu verändern. Was hier zwischen pulsierenden Farben und fragwürdigen Flüssigkeiten alles passiert, lässt sich nur schwer fassen. Deshalb macht es Sinn, sich die DVD oder Blu-Ray aus dem Hause Bildstörung zu holen, dann kann man gleich mehrmals auf diesen anziehend-abstoßenden Trip gehen. ||
THE WILD BOYS
Frankreich 2019 | Regie: Bertrand Mandico
Mit: Pauline Lorillard, Vimala Pons, Diane Rouxel u. a. | 110 Minuten
Black Christmas
von Chris Schinke
Dieser kanadische Horror-Hit aus dem Jahr 1974 wurde schnell zu einem Klassiker des Genres und inspirierte in seinem Gefolge zahlreiche Slasher-Filme. Besonders verstörend: Zuschauer erfahren den Mordrausch des Killers per Wackelkamera aus der Ego-Perspektive. Der Terror nimmt seinen Anfang im Verbindungshaus einer Collegestudentinnen-WG. Eigentlich wollen die Frauen nur in Ruhe gemeinsam den Heiligen Abend verbringen, aber dazu kommt es nicht. Von den notorisch misogynen Gewaltfantasien des Genres weiß sich auch »Black Christmas« nicht frei. Und dennoch ist hier etwas anders: Toxische männliche Gewalt wird hier direkt thematisiert und anhand eines kleinen Reigens gekränkter Männer-Egos vorgeführt. Kein Wunder, dass junge Filmemacherinnen im Jahr 2019 diesen Faden aufnehmen und »Black Christmas« ein Remake verpassen. Sophia Takal und April Wolfe nehmen sich des Stoffs in ihrer Interpretation des Originals an (Kinostart: 12. Dezember). Der perfekte Anlass, um die Urversion nachzuholen. ||
BLACK CHRISTMAS
Kanada 1974 | Regie: Bob Clark | Mit: Olivia
Hussey, Margot Kidder u. a. | 98 Minuten
Das könnte Sie auch interessieren:
Fünf Seen Filmfestival 2024: Wie es weitergeht
The Card Counter: Der neue Film von Paul Schrader
Ennio Morricone - Der Maestro: Ab heute im Kino
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton