Brandt Brauer Frick sind Pioniere einer elektroakustischen Clubkultur. Passt gut ins Kreativquartier.
Auch Trends werden älter. Als Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick vor einem Jahrzehnt begannen, Mikrofone an ein altes Klavier zu klemmen, kleine Motive aufzunehmen und das Ganze mit Dance-Beats unterlegt zu einer Mischung aus Electronic Dance Music, Minimal und improvisiertem Clubsound zu verquirlen, gehörten sie noch zu den Pionieren dieser szenenübergreifenden Klanggestaltung. Inzwischen hat der Spaß am Spiel mit den Möglichkeiten elektroakustischer Kombinationen zahlreiche Kollegen erfasst und das Berliner Trio zu Wegbereitern gemacht, die sich ihrerseits überlegen, wohin denn nun die Pfade führen sollen. Projekte mit Orchestern, die das Prinzip geschichteter, sich stetig verändernder Klangmontage aus dem Popkontext in einen größeren Rahmen gestellt haben, gab es bereits, ebenso verschiedene Soloaktivitäten, Filmmusiken, Theaterarbeiten. Brandt Brauer Frick haben daher beschlossen, zum Zehnjährigen ihrer Experimente eine Art Fazit zu ziehen, indem sie das mit der Zeit immer dichter werdende instrumentale Beiwerk wieder auf eine Basis reduzieren, die sich an der Transparenz der frühen Aufnahmen orientiert.
Dabei geht es nicht um Ablenkung durch die sich bis ins Hypnotische addierenden Pulse des musikalischen Flusses, sondern um ein Statement zu einer zunehmend als irritierend empfundenen Vielfalt der alltäglichen, musikalischen Eindrücke. »Wir greifen diese Unruhe lieber auf, anstatt sie zu verdrängen«, meint Paul Frick zu den Ausgangspunkten des aktuellen Programms »Echo«, mit dem die drei Grenzgänger derzeit auf Tournee sind. »Wir machen also keine Musik, die einem dabei hilft, alle Probleme hinter sich zu lassen. Es geht im Gegenteil eher darum, die ganzen Aggressionen des Alltagslebens umzulenken und umzuwandeln – in etwas Positiveres.«
Etwas, wozu man tanzen kann. Etwas, das aber ebenso das Publikum fordert und ihm bei genauem Hinhören eine ganze Reihe Querbezüge sowohl in die Clubkultur wie in die zeitgenössische Neoklassik präsentiert. Brandt Brauer Frick machen Musik am Puls einer Zeit, die sich selbst ein Rätsel geworden ist. Und in die man mit viel Neugier eintauchen kann. ||
BRANDT BRAUER FRICK
Import Export Kantine| Dachauerstr. 114 | 13. Nov. | 20 Uhr
Tickets: 01806 700733
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