Die internationale Kunstmesse »Highlights« bietet Glanzstücke und Meisterwerke.
Genug ist nicht genug, so könnte das Motto im Münchner Kunstherbst lauten. Seit über 30 Jahren öffnen die hiesigen Galerien zeitgenössischer Kunst beim Open-Art-Wochenende Mitte September gleichzeitig ihre Türen: dieses Jahr 64 Ausstellungen mit fast hundert Künstlern. Hinzu kamen noch die Exhibitions und Events der Initiative »Various Others«, wo Münchner Galerien, Institutionen und Off-Spaces mit internationalen Partnern kooperieren. Künstler, Kuratoren, Sammler und Kunstfreunde von außerhalb sollen bitte das Münchner Leuchten genauer in Augenschein nehmen. Hier in Dialog treten – und sich nicht nur auf den weltweiten Messen flüchtig begegnen, so Ingrid Lohhaus von der Galerie Rüdiger Schöttle.
Auf internationale Ausstrahlung setzt auch die »Highlights«, eine Münchner Kunstmesse von höchstem Rang, die heuer ihr Zehnjähriges feiert und ihre Schätze standesgemäß in der Residenz präsentiert. Im Kaiserhof hat Tom Postma, der führende Kunstmessendesigner, eine Leichtbauhalle gestaltet, die den Besucher einstimmen und überraschen will, Räume für die 51 Aussteller und Konzentration für die Kunst schafft – und eine Bar in den Mittelpunkt stellt. Neben der glanzvollen Eröffnung gibt es ein Charity-Dinner, aber auch ein Vortragsprogramm. Rolls-Royce, einer der Sponsoren, präsentiert sich als Design-Unternehmen und lädt in seine Lounge.
Messeleiterin Juana Schwan bemüht sich um ein jüngeres Sammlerpublikum. Erweitert hat sich dabei sich auch das Zeitfenster der angebotenen »Antiquitäten« auf Kunst nach 1945, ein wachsendes Marktsegment. Neben den langjährig vertretenen Hochkarätern der Branche – von Alter Kunst bis zu Klassikern der Moderne und nun bis in die Gegenwart, von historischem Porzellan, Möbel- und Goldschmiedekunst bis zu modernem Design – ist der Münchner Galerist Walter Storms (siehe Seite 27) dieses Jahr erstmals dabei, mit seinen Hausheiligen Günther Fruhtrunk und Sean Scully. Auch vielversprechende junge und ganz junge Galerien sind mit von der Partie. Behning und Niehues aus Düsseldorf zeigt eine fragile Gold- und Kupferskulptur von Gerhard Haese, entstanden 1986. Kaufkräftige Besucher, die sich in ein Stück verliebt haben, können auf doppelte Expertise vertrauen, auf die der Kunsthändler und die Begutachtung jedes Objekts durch externe Experten.
Nicht-Käufer sollten sich von den 25 Euro Eintritt nicht abschrecken lassen, denn die »Highlights« bietet gleichsam einen Museumsbesuch, eine Entdeckungstour durch die Kunstgeschichte vieler Genres, die sich auch anreisende Connaisseure und Museumsleute nicht entgehen lassen. Zu den Meisterwerken zählen beispielsweise »Die Zahlung des Zehnten oder der Dorfrichter« von Pieter Breughel dem Jüngeren aus den Altmeister-Schätzen der Genfer Galerie De Jonckheere oder die von Langeloh Porcelain, Spezialist für rare Porzellane, angebotene seltene Meißen-Schale (1730) aus dem Besitz August des Starken, deren Bemalung eine »Shiba Onko«-Szene zeigt, der einen ertrinkenden Spielgefährten aus dem Wasserbottich befreit.
Als Jubiläumshighlight versammelt die Sonderschau »Orangerie« besondere Spitzenstücke: eine reizende, 10 cm hohe, aus Elfenbein geschnitzte Spiegelkapsel (Anfang 14. Jhd.) der Kunsthandlung Julius Böhler oder bei Antiquar Heribert Tenschert das von Conrad von Toul illuminierte Stundenbuch für die zweite Frau des Herzogs von Bedford, Jacquette de Luxembourg (1432–1444). Renaissance-Sammelobjekte zusammengetragen hat der Münchner Wunderkammer-Spezialist Georg Laue, der zu den Mitbegründern dieser Messe gehört, ebenso wie Konrad O. Bernheimer. Beim Großmeister des Münchner Kunsthandels gibt es unter anderem ein spätbarockes Stillleben mit Violoncello, chinesischem Porzellan und Kirschen von Cristoforo Munari (1667–1720) zu sehen. Das passt nicht nur ins Musik- oder Esszimmer, sondern zu jeder Lebenslage. ||
HIGHLIGHTS
Residenz München, Eingang Hofgarten
16.–20.10.| 11–19 Uhr, Do bis 22 Uhr | 25 Euro
inkl. Messemagazin, erm. Senioren/Studenten 20/10 Euro, bis 18 J. frei | Führungen: 19./20.10., 12–13 Uhr | Info zum Vortragsprogramm u. Sonderführungen Residenz
Das könnte Sie auch interessieren:
»Im Labyrinth der Zeiten«: Die Ausstellung des Jüdischen Museums
Oskar Schindler: Die Ausstellung im Sudetendeutschen Museum
»Neues Licht aus Pompeji« in der Staatlichen Antikensammlung
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton