Das will der neue Resi-Intendant Andreas Beck – mit alten Stücken genauso wie mit neuen. Alle fragen nach dem Wert des Menschen.
Für München hat Andreas Beck seinen Vertrag mit dem Theater Basel, das er seit 2015 leitete, ein Jahr früher gelöst, nicht ohne die kommende Spielzeit auch in Basel vorzubereiten. Seine Chefdramaturgin Almut Wagner hält in der Schweiz die Stellung und folgt im Herbst 2020 ans Residenztheater nach. Der 54-Jährige ist erleichtert, dass die Vorbereitungszeit vorbei ist: »Die Doppelbelastung seit Dezember 2017 war nicht leicht für das Team und mich. Jetzt bin ich froh, dass die Klamotten hier und die Kisten ausgepackt sind, die Proben begonnen und wir die erste Etappe der Bergbesteigung geleistet haben. Jeder Weg beginnt ja mit dem ersten Schritt.« Seine Stellvertreterin und Kommunikationsdirektorin Ingrid Trobitz ergänzt: »Wir hatten im Juli schon vier Probenstarts.« Beide kennen sich und das Haus gut: Beck, der in München Theaterwissenschaft studierte, war von 1994 bis 1998 Dramaturg am Resi, Ingrid Trobitz damals für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Was in den laufenden Proben entsteht, ist ab 18. Oktober zu sehen. Beck eröffnet im Cuvilliéstheater mit der Uraufführung »Wir sind hier aufgewacht«. Der Regie-Shootingstar Simon Stone (inszenierte in den Kammerspielen »Rocco und seine Brüder«) hat in Becks Auftrag Motive aus Marivaux’ »Der Streit« und Calderons »Das Leben ein Traum« collagiert und inszeniert. Womit das Spielzeitthema gesetzt ist: Die Identität, der Kern des Menschen und sein Wert. Am 19. Oktober folgt im Residenztheater das Auftragswerk »Die Verlorenen« des österreichischen Dramatikers Ewald Palmetshofer (künftig auch Dramaturg am Haus), inszeniert von Nora Schlocker, die mit Julia Hölscher und Thom Luz das Hausregieteam bildet. Der Klangforscher Luz zeigt am 26. Oktober im Marstall die Uraufführung »Olympia in the Dark« nach einer Komposition von Charles Ives. Am Tag zuvor stellt der britische Regisseur Joe Hill-Gibbins im Resi Gorkis »Sommergäste« vor. So geht es Schlag auf Schlag durch die Spielzeit mit 28 Premieren. Elf davon sind Uraufführungen, fast alles Auftragswerke, acht Aufführungen übernimmt Beck aus Basel, darunter Simon Stones »Drei Schwestern«, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen waren.
Andreas Beck ist ein lockerer, lebhafter Gesprächspartner, der bei aller Eloquenz nie ins Wolkige oder Floskelhafte abgleitet. Die Rückkehr nach München sieht er keineswegs als Heimspiel: »Ich bin 20 Jahre älter als damals. Nicht nur ich, auch die Stadt hat sich verändert. Ich muss mein Bild an die Realität anpassen. Das ist die erste Aufgabe – München im Ankommen neu zu begreifen.«
Unter den 55 Schauspielern sind nur fünf Gäste wie Publikumsliebling Brigitte Hobmeier. Circa ein Drittel bringt Beck aus Basel mit, ein Drittel der Resi-Schauspieler bleiben (u. a. Sibylle Canonica, Juliane Köhler, Sophie von Kessel, Oliver Nägele). Ein weiteres Drittel hat er von anderen Theatern geholt. Wie lange dauert es, bis so ein Ensemble zusammenwächst? Beck bleibt vorsichtig: »Da gibt es keine Vorhersagen. In Basel ist das schnell gelungen. Hier haben wir ein großes Ensemble, weil wir weitgehend auf Gäste verzichten, aber wir haben uns viel Mühe gegeben beim Zusammensetzen. Erfahrungsgemäß dauert es eineinhalb Jahre, bis sich das zurechtruckelt. Manchmal trennen sich die Wege auch wieder rascher als gedacht.«
Gabriella Lorenz‘ komplettes Interview mit Andreas Beck finden Sie in der aktuellen Ausgabe im Online-Kiosk, an den Verkaufsstellen und im iKiosk
RESIDENZTHEATER
Tickets: 089 21851940 | www.residenztheater.de
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