Einfach schön: Die neue Show im GOP »Sông Trang. Wenn der Mond sich im Fluss spiegelt«.

»Sông Trang« zitiert artistisch Szenen aus einem idealisierten Dorf- und Alltagsleben in Vietnam | © GOP Varieté

»Sông« bedeutet Fluss auf Vietnamesisch, »Trang« der Mond. Der Titel wird vielfach aufgegriffen in der aktuellen Show im GOP. Ein zart schimmernder Vollmond scheint hinter der Bühne auf, farbige Stoffbahnen wiegen sich sanft wie leichte Wellen. Das Quaken von Fröschen und Knattern von Motorrollern stimmt ein auf den Ausflug nach Asien. »Sông Trang. Wenn der Mond sich im Fluss spiegelt« versucht nicht mit den großen Ethnoshow-Spektakeln zu konkurrieren, entfacht kein regenbogenbuntes Feuerwerk exotischer Effekte, doch wenn man sich von falschen Erwartungen frei macht, entfaltet der Abend einen unwiderstehlichen Zauber. Die Inszenierung verzichtet auf Pomp, Glamour und Glitzerkostüme, beschränkt sich auf einfache Requisiten wie Seegraskörbe, Kegelhüte, Leitern und Bambusrohre, die als Trapezstangen und Vertikalpole dienen, zu Brücken, Türmen und Stegen und allerlei Gebilden zusammengesteckt werden, über die die Künstler kletteräffchengeschwind mit fantastischer Geschicklichkeit turnen. Nur eine Frau im Ensemble spricht Englisch und die üblichen witzigen Überleitungen eines Moderators fehlen bei dieser etwas anderen Varietéshow. Dafür treibt ein clownesker Pantomime als ewiger Versager zwischendrein mit Selfiestick, Handy und einem imaginären Motorroller selbstironische Späße.

Das Programm, das Regisseur Knut Gminder und Cie Xich-Lo in Hanoi mit dreizehn von der Vietnam Circus Federation ausgebildeten Artisten erarbeitet haben, fächert Bilder von schlichter Schönheit auf, die Szenen aus dem Arbeitsalltag und Dorfleben zitieren. Wobei diese natürlich so ästhetisiert sind, dass sie unser Traumbild vom lächelnden Asien nicht trüben. Darin eingewoben sind artistische Nummern, in denen die Akteure ihre perfekte Körperbeherrschung, unglaubliche Kraft und Präzision der Bewegungen demonstrieren. Ein Mann hängt sich an den Fuß einer im vertikalen Spagat in der Luft schwebenden Frau. Ein anderer trägt seine auf einem Bein auf seinem Kopf stehende Partnerin zwei aneinandergelegte Leitern hinauf und hinab. Mit berückender Anmut führen die Frauen ein akrobatisches Lotusblütenballett vor und lassen auf den Finger- und Fußspitzen bunte Tücher schirmchengleich kreisen. Untermalt von einer Mischung aus traditioneller vietnamesischer Musik, Popsongs und Hip-Hop sehen wir atemberaubende Balanceakte, Handstandäquilibristik, tolle und lustige Kunststücke. Da wird Federball mit den Füßen gespielt, mit schwindelerregendem Tempo hüpfen die Kerle auf den Händen und dem Hintern über ein Seil.

Im Zentrum stehen hier nicht dramatisch inszenierte Solonummern, sondern das Zusammenspiel und der Zusammenhalt der Gruppe. Fast alle sind ständig auf der Bühne präsent, assistieren einander oder ziehen gemeinsam an einem Sicherungsseil. Gegen Ende gleitet ein Paar auf einem Floß herein, während »Moon River« auf Vietnamesisch und Englisch erklingt, erleben wir eine liebreizend choreografierte kleine Liebesgeschichte mit einem gerade durch seine Einfachheit richtig rührenden Happy End. ||

SÔNG TRANG
GOP Varieté-Theater| Maximilianstr. 47
bis 3. Nov.| Mi bis Fr, 20 Uhr (ab Sept. auch Di), Sa 17.30 und 21 Uhr, So und Feiertag 14.30 und 18.30 Uhr | Tickets: 089 210288444

 


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