Mit Katrin Miller hat das Kinderfilmfest eine neue Leiterin gefunden.
Wie ist es wohl, in dieser Zeit aufzuwachsen? Die Dauerberieselung unserer Tage macht schließlich auch vor
Kindern und Jugendlichen nicht halt. Das Filmfest München setzt da ein Zeichen, damit der kreative Kosmos der Jüngsten nicht austrocknet. »Fantasie ist etwas, das die Entwicklung fördert«, betont Katrin Miller, die in diesem Jahr zum ersten Mal das Kinderfilmfest leitet. Sie übernahm das Zepter von Katrin Hoffmann, die 14 Jahre lang die Reihe betreute. Ohne Zweifel ist mit Miller eine würdige Nachfolgerin gefunden. Die Begeisterung für Filme bringt sie schon aus der Kindheit mit.
Später studierte sie Medienpädagogik, Kommunikationswissenschaften und Germanistik und arbeitete zu dem Zeitpunkt bereits für Film und Fernsehen. »Die Arbeit an Filmsets hat die eskapistische Faszination natürlich ein bisschen aufgelöst, aber dafür beginnt man auf ganz neue Dinge zu achten. Man sieht das Medium Film dann mit ganz anderen Augen«. Von 2007 bis 2017 war sie für die SchulKinoWoche Bayern tätig und setzte sich hier für die Vermittlung von Film- und Medienkompetenz an Schulen ein.
Zum diesjährigen Fokus auf die Fantasie gibt es auch ein Begleitseminar des Bundesverbands Jugend und Film mit dem Titel »Das Fantastische im Kinderfilm«. Die Besinnung auf die eigene Vorstellungskraft ist laut Miller besonders wichtig: »Die Kinder sind ständig mit Medien beschäftigt. So etwas wie Langeweile kommt vielleicht schon gar nicht mehr auf. Die Figuren unserer Filme sind davon nicht betroffen, sie entwickeln ihre Fantasie im freien Spiel«. Die Grenzen des Möglichen werden von der Filmauswahl gekonnt übertreten: Da wird die 12-jährige Sue zur unsichtbaren Superheldin, die ihre Mutter aus den Fängen des Bösen retten muss (»Invisible Sue«, Regie: Markus Dietrich). Im Trickfilm »Jacob, Mimmi und die sprechenden Hunde« von Edmunds Jansons kämpft eben dieses ungewöhnliche Gespann gegen den Abriss eines Abenteuerspielplatzes. Und im Stop-Motion-Abenteuer »Käpt’n Morten« (Regie: Kaspar Jancis) findet sich ein kleiner Junge plötzlich auf Käfergröße geschrumpft.
Aber auch sehr reale Probleme spielen sich auf der Leinwand ab. Priya Ramasubban erzählt in »Chuskit« die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte eines Mädchens im Himalaya. Sie träumt davon, endlich die Schule zu besuchen, doch nach einem Unfall kann sie das Haus nicht mehr verlassen. Außerdem will ihr streng konservativer Großvater nichts von den Bildungswünschen seiner Enkelin wissen. Für Chuskit sind das aber keine Gründe aufzugeben. Von Kapitulation halten auch Lotta und Cheyenne, die Heldinnen in Neele Leana Vollmars »Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!« nichts. Die beiden haben es sich in den Kopf gesetzt, auf eine Megaparty in ihrer Gegend zu gehen – dass die arrogante Gastgeberin sie gezielt nicht eingeladen hat, ist nebensächlich.
Neben dem Filmprogramm hat auch die Medienbildung ihren festen Platz. Der Trailer wurde wieder im Rahmen des Projektes »Trailer Kids« des Medienzentrums München des JFF produziert, in diesem Jahr von einer Klasse der Grundschule an der Turnerstraße. Dazu sind auch die Nachwuchsreporter wieder unterwegs. Vom Medienzentrum betreut, bekommt hier eine Gruppe Jugendlicher einen praktischen Einblick in die Medienarbeit. Was die Bildung im medialen Bereich angeht, ist Katrin Miller optimistisch: »Im Bereich der Filmbildung ist in den letzten Jahren schon sehr viel passiert. Vieles hat auch schon Einzug in die Lehrpläne gehalten«. Wann, wenn nicht heute ist Medienkompetenz unersetzbar? Und die Fantasie natürlich auch. Das gilt nicht nur für Kinder. »Sich seine Fantasie zu bewahren, ist etwas Wichtiges, für das man sich immer freimachen sollte. Auch als Erwachsener kann man sich in Kinderfilmen widerspiegeln.« ||
FILMFEST MÜNCHEN
27. Juni bis 6. Juli| verschiedene Spielorte
Programm
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