Kumiko Noshiro präsentiert eine Ballettgala mit ihren LieblingstänzerInnen – von Lucia Lacarra bis Diego da Cunha.
Zu den internationalen Stars der Ballettgala, die sie veranstaltet, zählt Kumiko Noshiro einen Michael-Jackson-Darsteller aus Salzburg. Dort hat Peter Breuer im Mai mit »Moonwalk« ein Stück choreografiert, das nicht nur Glanznummern des King of Pop rasant in Szene setzt, sondern dahinter auch den Menschen mit seinen Träumen sucht. Mit dem Brasilianer Diego da Cunha steht ihm am Salzburger Landestheater ein Tänzer zur Verfügung, der mit explosiver Lässigkeit und authentischer Attitüde der Pop-Ikone erstaunlich nahekommt.
Er tanzt mit Karine de Matos, die in der Rolle der Music personifiziert, woran Michael Jackson mehr als an Nr.-1-Hits gelegen hätte, dessen »I Just Can’t Stop Loving You«, aber auch Asaf Messerers »Spring Waters«-Pas de deux von 1951 mit seinen spektakulären Hebungen. Das weist schon auf die Mischung von klassischem und modernem Tanz hin, die Kumiko Noshiro liebt, die Leiterin der Munich International Ballet School, die eine so hochkarätige Gala nun zum viertem Mal in München auf die Bühne bringt.
Am weitesten in die Vergangenheit zurück greifen die Pas de deux aus den Petipa-Balletten »Giselle« und »Le Corsaire«, für die sie Natasha Kusch und Matthew Golding gewonnen hat. Natürlich sind diese Stücke bekannt, aber Kumiko Noshiro begründet ihr Interesse daran mit den Interpreten, die sie zusammenbringt: »Das gleiche Stück hat jedes Mal, wenn andere es tanzen, eine ganz andere Farbe, und mein Liebling Natasha Kusch mit einem neuen Partner auch. Sie und Matthew Golding sind außerdem nicht nur technisch große Künstler. Sie stehen auch für eine innere Haltung und machen aus ihrem choreografischen Material etwas Besonderes.«
Etwas Besonderes bietet auch das Wiedersehen mit der unter der Direktion von Ivan Liška am Bayerischen Staatsballett hochgeschätzten und vom Publikum verehrten Lucia Lacarra, deren Generosität, im Tanz so viel von sich selbst zu geben, Menschen berührt, wie es nur selten glückt. Sie kommt nun erstmals mit ihrem neuen Tanzpartner Josué Ullate nach München und tanzt mit ihm zu George Bizets symphonischer Musik und zu Percussion von Pedro Navarrete einen Ausschnitt aus der »Carmen«-Version von Víctor Ullate, die sich ohne Folklore auf das Zeitlose des Stoffes konzentriert. Vom Vater ihres Partners übernahm sie am Anfang dieser Spielzeit die künstlerische Leitung des Víctor Ullate Balletts in Madrid, wo ihre steile Karriere begann, als sie mit 16 Jahren für eine Solistin einsprang. Vor Lucia Lacarra war die von vielen unvergessene Maria Eichwald erklärter Publikumsliebling beim Staatsballett. Sie tanzte kürzlich am Teatro San Carlo in Neapel mit Alessandro Staiano die Premiere von »Cinderella«.
Dessen Direktor Giuseppe Picone ließ sich im Sommer 2018 von Rachmaninows »Elegie« zu einem neoklassischen Pas de deux inspirieren, der ihr so gefiel, dass sie ihn noch in Neapel einstudierte und jetzt für die Gala wählte, weil Rachmaninows Musik auch sie begeistert. Zwei weitere ehemalige Solisten des Bayerischen Staatsballetts, Katharina Markowskaja und Maxim Chashchegorov, kreieren mit Yuka Oishi – ihr »Sacré« für Sergei Polunin zeigt das Staatsballett im Rahmen von »À Jour« – ein amüsantes Stück über die Sprache, die Blaue Engel sprechen könnten. Dazu inspirierte ein Gemälde von Paul Klee die japanische Choreografin.
Außerdem sind Emily Bromberg und Rainer Krenstetter vom Miami City Ballet mit einem Ausschnitt aus Vladimir Malakhovs »Cinderella« angekündigt. Filipa de Castro und Carlos Pinillas vom Portugiesischen Nationalballett tanzen Remi Wortmeyers »As We Are«, und vom Europaballett St. Pölten zeigen Letiza Calvete und Florian Cador, was Peter Breuer zu »Anybody out there« aus dem Pink Floyd-Album »The Wall« choreografierte. Auch diese Stücke tragen zur interessanten Vielfalt der Stile bei, die auf der Fahne dieser Gala steht. ||
4. BALLETTGALA MIT INTERNATIONALEN STARS
Gasteig, Carl-Orff-Saal| 23. Juni | 19 Uhr| Informationen: Munich International, 089 55088955 und 0172 2729773
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