Elton John sagt »Tschüss«. Und da so viele dabei sein wollen, macht er das gleich zweimal.
Man solle kein klassisches Biopic erwarten, das hat Hauptdarsteller Taron Egerton über »Rocketman« gesagt. Stattdessen sei der Film ein Fantasy-Musical, bei dem die live vor der Kamera eingesungenen Songs einige der größten Momente in Elton Johns Karriere widerspiegeln. Einen ersten Eindruck davon kannman seit Februar in Form eines zweieinhalb-minütigen Trailers im Internet bekommen. Der komplette Film von Dexter Fletcher, der auch aus dem Leben von Freddy Mercury ein erfolgreiches Biopic (»Bohemian Rhapsody«) gemacht hat, kommt am 31. Mai in die deutschen Kinos. Dann kann man noch mal bequem im Kinosessel nacherleben, wie aus Reginald Dwight, dem schüchternen Musikstudenten an der Royal Academy Of Music, derextravagante Popstar Elton John wird. Die Idee, einen Film über sein Leben drehen zu wollen, die hatte Sir Elton John bereits 2012 geäußert.
Aber damals war für die Realisierung wohl noch nicht der passende Zeitpunkt, im Gegensatz zu jetzt. Denn der Original-Rocketman ist seit September auf Abschiedstour. »Farewell Yellow Brick Road« heißt sie und soll insgesamt drei Jahre dauern, mit mehr als 300 Shows in Nordamerika, Europa, dem Mittleren Osten, Asien, Südamerika und Australien. Am 26. Mai und 5. Juli wird der 72-Jährige auch in der Münchner Olympiahalle haltmachen. Als Grund für seine finale Tour hat Elton Johnähnlich wie Ozzy Osbourne oder Heino den Wunsch genannt, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Das heißt mit seinem EhemannDavid Furnish und den Söhnen Zachary Jackson Levon und Elijah Joseph Daniel.
Aber zuvor geht es für den britischen Sänger, Pianisten und Komponisten, der 1998 von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen wurde, noch einmal zurück auf die »Yellow Brick Road«. Um gemeinsam mit seinen Millionen Fans all die großen Hits wie »Your Song«, »Tiny Dancer«, »Rocket Man«, »Crocodile Rock«, »Goodbye Yellow Brick Road«, »Candle In The Wind« oder »Nikita« und eine mehr als 50 Jahre umfassende Musikkarriere zu zelebrieren. Seine ersten Gehversuche hat der in der Nähe von London aufgewachsene Reginald Dwight Mitte der Sechziger als Keyboarder in der Band Bluesology gemacht, bevor er dann zum Popchamäleon Elton John mutierte. Für seinen Künstlernamen wurde er vom Sänger John Baldry inspiriert, dessen Vornamen ermit dem des Saxofonisten Elton Dean kombinierte. Das Debüt »Empty Sky« erschien 1969.
Die Texte dafür genauso wie für etwa 30 weitere Alben (darunter das zuletzt erschienene »Wonderful Crazy Night«) hat Bernie Taupin geschrieben, mit dem Elton John bis heute eine kongeniale Songwriter-Partnerschaft verbindet. Wie sich die beiden über eine Annonce kennengelernt haben, auch davon wird in »Rocketman« erzählt. Oder davon, wie der Sänger mit schrillen Hüten, Brillen und Plateauschuhen seine Minderwertigkeitskomplexe kompensiert hat. Zu seiner Homosexualität hat sich Elton John erst in den Neunzigern öffentlich bekannt, das dann aber so offensiv wie kaum ein anderer großer Star. Und dass er nun endlich die als Teil der Schwulenbewegung erkämpfte Chance auf ein normales Familienleben nutzen will, das ist durchausverständlich. ||
ELTON JOHN
Olympiahalle| 26. Mai, 5. Juli | 19 Uhr
Tickets: 089 54818181
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