Die Achtziger standen Pate, die Gegenwart macht mit. Das Dark-Pop-Duo Lebanon Hanover pflegt die Kunst melancholischer Verlorenheit.

Lebanon Hanover

Dunkle Jugend

lebanon hanover

Beautiful Achtziger: das Popduo Lebanon Hanover | © Caroline Bonarde

Mundwinkel nach unten statt Fäuste nach oben! Traurigkeit und Lebensmüdigkeit als Gegenentwurf zur Masse, das verbindet man seit jeher mit der schwarzen und schwarz bekleideten Szene. Lieber tiefes Dunkel statt graues Bunt! Dabei muss man ehrlich sein, Karikatur und Ernst gehen da gerne auch mal Hand in Hand. Unddann kommt 2013 das Duo Lebanon Hanover mit einem Song wie »Sadness is Rebellion« um die Ecke. Was soll man sagen? Das passt! Das hört sich nicht nach Klischee an, sondern nach authentischem (Über-)Lebensgefühl. Außerdem kann man wunderbar dazu tanzen, während man auf den Boden starrt.

Drei Jahre zuvor wurde das Projekt von der Schweizerin Larissa Iceglass und dem Engländer William Maybelline gegründet. Mal ist Deutschland, mal die britische Insel das Zentrum der gemeinsamen Klangtüftelei. Das Ergebnis ist das, was man erwartet, wenn man Titel wie »Tomb for Two« oder »Gallowdance« liest. Monotone Rhythmen, verwaschene Gitarren treffen auf Synth-Klänge, die nach eingefrorener Neonreklame klingen. Dazu die Vocals, entweder Marlene Dietrich im Opiumrausch oder oszillierend zwischen tief und schief. Ja, man kennt es aus den guten alten Achtzigern, als die Welt noch richtig im Angesicht der Bombe und des Kalten Krieges unterging. Aber man muss das Rad nicht neu erfinden, damit es gescheit rollt.

Und für eine traurig-anregende Fahrt durch die Nacht sind Lebanon Hanover ein einwandfreies Transportmittel. Seit einigen Jahren zieht dieses Konzept auch Hörer außerhalb der ursprünglichen Szene an. Postpunk, Coldwave und Synthpop sind plötzlich wieder ein größeres Ding. Mit dem Greyscale hat sogar das sonnige München inzwischen sein eigenes Tagesfestival. Jetzt kann man sich fragen, ob dem ein weiterer Retrotrend zugrunde liegt oder ob es einfach Klänge gibt, die die Moden überdauern. Schließlich könnte gerade in lärmenden Zeiten Introspektion das beste Heilmittel sein. Aber nachdenken kann man auch später, zuerst in der Muffathalle traurig rebellieren bzw. rebellisch traurig sein. Vielleicht legt sich das hipsterige Studentenpublikum auch bald auf andere Emotionen fest. Richtige Traurigkeit kostet schließlich eine Menge Kraft. ||

LEBANON HANOVER
Muffathalle | Zellstr. 4 | 21. März | 20 Uhr | Tickets: 089 54818181

Weitere Vorberichte finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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