Kindertheater ist eine Herausforderung. Das Gärtnerplatztheater stellt sich ihr mit »Peter und der Wolf« und »Der kleine Prinz« gleich doppelt.

Kindertheater am Gärtnerplatztheater

Harte Schule, aber ehrlich

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Peter Pan (Luca Seixas), auch ein Kinderhit am Gärtnerplatz | © Marie-Laure Briane

Kinder sind ein hartes Publikum. Wenn man sie in einer Vorstellung verliert, die Aufmerksamkeit schwindet, dann machen sie eben etwas anderes. Kinder sind nicht wie Erwachsene, deren Gipfel der Selbstbestimmung es ist, sich möglichst unauffällig rauszuschleichen, was alle Jubeljahre mal passiert. Erwachsene harren bei theatraler Langeweile höflich aus, Kinder hingegen werden aktiv und das nicht immer im Sinne der Vorstellung. Das sei die erste Hürde, erklärt Susanne Schemschies. Sie ist die Leiterin des »Jungen Gärtnerplatztheaters«. Und sie kann nun gleich doppelt überprüfen, wie sehr Inszenierungen sich in jungen Augen und Ohren bewähren. Im März stehen zwei Kinderstück-Premieren auf dem Programm: Eine Neuproduktion und Uraufführung des »Kleinen Prinzen« und der Allzeithit klassischer Kindermusik, Prokofjews »Peter und der Wolf«.

Kinder- und Jugendstücke gehören mittlerweile bei allen großen Theatern ins Programm. Unter der Intendanz von Josef E. Köpplinger sei der Fokus darauf aber am Gärtnerplatztheater sehr stark, erklärt Schemschies. Man produziere Stücke für die große Bühne, wie etwa das Ballett »Peter Pan«, wo es dann auch extra Schulklassen-Aufführungen gibt, mit 800 Schülerinnen und Schülern im Haus. Man entwickle aber auch mobile Produktionen, die dann an die Schulen oder in die Kindergärten kommen können. Eine solche wird »Der kleine Prinz« sein. Als Komponist wurde der 1993 geborene Philipp Manuel Gutmann verpflichtet. Und bei solchen Produktionen sei es wichtig, dass sie auch so geschrieben seien, dass sie problemlos an Orten außerhalb des Stammhauses aufgeführt werden könnten, mit Instrumenten, die transportabel seien, erklärt Schemschies. Außerdem bräuchte man bei Uraufführungen einen bekannten Namen oder eine bekannte Geschichte wie eben »Der kleine Prinz«. Anders sei die Hürde zu hoch.

Es geht hier ja nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Lehrkräfte. Die müssen auf das Angebot des Theaters anspringen und mit ihren Klassen einen Vorstellungsbesuch buchen. Wenn sie aber selbst das Gefühl hätten, sie verstehen nicht, was da gezeigt wird, dann würden sie auch nicht mit ihrer Klasse kommen, so Schemschies. Und Musik- oder Tanztheater hat es da sowieso noch einmal schwerer als Sprechtheater. Das ist aber kein Grund, sich entmutigen zu lassen. »Es gibt beim Theaterschauen kein Richtig oder Falsch«, betont Schemschies. Der eine sieht einen Thron auf der Bühne, der andere einen Stuhl und der dritte eine Toilette. Und nichts davon ist besser als das andere. Und das ist erst einmal etwas komplett anderes, als es in der Schule der Fall ist, wo es ganz klar immer nur eine richtige Lösung gibt. »Aber das sind die falschen Voraussetzungen. Das ist im Theater anders«, sagt Schemschies. Und wenn diese Hürde erst einmal genommen wurde, sei die Selbstwirksamkeit, die die Kinder und Jugendlichen durch die Freiheit der Interpretation erfahren, etwas ganz Wertvolles und etwas, was Theater eben richtig gut kann. Die eigene Wahrnehmung ist die richtige, die eigene Person und die eigene Meinung zählen.

Also, auf ins Theater für Kinder! Und noch ein paar grundlegende Sachen fügt Susanne Schemschies hinzu: Kindertheater sollte nicht betulich sein. »Das sind junge Menschen, ja, aber Kinder sind nicht doof, man muss sie ernst nehmen als Kinder. Und man muss das Ding ohne Studium verstehen können. Theater ist in erster Linie ein Unterhaltungsmedium. Und das ist bei Kindern nicht anders.« ||

SERGEJ PROKOFIEW: PETER UND DER WOLF
12., 13., 17., 20. März | 10.30 Uhr
PHILIPP MANUEL GUTMANN / ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY: DER KLEINE PRINZ
26., 27. März | 10.30 Uhr
Gärtnerplatztheater – Orchesterprobensaal
Gärtnerplatz 3 | Tickets: 089 21851960
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