Der Allgäuer Gitarrist Elias Prinz hat seine Nische gefunden. Er bewährt sich als Rising Star des Gypsy Jazz.
Elias Prinz
Djangos Spirit
Eine CD voller Gypsy-Swing-Aufnahmen hatte so sehr die Aufmerksamkeit des damals zwölf Jahre alten Elias Prinz im Allgäu geweckt, dass er bald schon begann, das Gitarrenspiel des legendären Django Reinhardt zu transkribieren und zu üben. Und noch heute schöpft der mittlerweile an der Musikhochschule studierte Elias Prinz seine eigene Musik aus jenen Anfängen einer europäischen Jazzmusik, wie sie Django Reinhardt trotz seiner infolge eines Unfalls verbrannten linken Hand in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hatte. Nicht einmal die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten hatte die Jazzkarriere des legendären Gitarristen stoppen können. Ganz im Gegenteil schien seine Popularität ihn sogar davor bewahrt zu haben, wie andere Sinti und Roma im besetzten Frankreich von den Nationalsozialisten ermordet zu werden. Umso trauriger mutet es an, dass Django Reinhardt dann kurz nach dem Ende des Naziterrors im Mai 1953 mit gerade mal 43 Jahren an einem Schlaganfall starb.
Entsprechend assoziiert sein Name immer noch jenen Anfangspunkt des Gypsy Jazz, an welchem sich Jahrzehnte später mit Elias Prinz ein Musiker orientiert, der dafür auch schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Für den typischen Instrumentalklang nutzt Elias Prinz dann natürlich auch eine jener speziellen Gitarren, wahlweise mit dem kleineren ovalen Schallloch oder aber auch mit dem großen D-Loch, wie sie der italienische Gitarrenbauer Mario Maccafferi Anfang der 30er Jahre für die Firma Selmer angefertigt hatte. Solche und weitere Veränderungen einer ursprünglich klassischen Gitarre sollten sie rüsten, um sich klanglich und dynamisch auch gegen andere Instrumente in einem Orchester zu behaupten.
Die ersten Schellackaufnahmen von Django Reinhardts Gitarrenspiel waren damals trotzdem eine technische Herausforderung. Gleichwohl Elias Prinz mittlerweile eine weitaus bessere Technik zur Verfügung steht, gelingt es seinem Trio mit dem Rhythmusgitarristen Jean-Baptiste Delattre und der Kontrabassistin Ida Koch, auch die Aura der damaligen europäischen Spielart des Jazz in seiner Ursprünglichkeit wieder erstrahlen zu lassen. Dafür bezieht sich Elias Prinz im Übrigen nicht nur auf sein großes Vorbild Django Reinhardt, sondern auch auf spätere Koryphäen der Szene. Schon das Titelstück seines Albums »Dinalie Mineure« greift eine Komposition des Gypsy-Jazz-Gitarristen Baro Ferret auf, für die Prinz sein Trio noch um Violine, Cello und Klarinette erweitert hat. Prinz erinnert zudem auch an jene deutschen Musiker wie den Klarinettisten und Sänger Horst Winter, den Tanzorchesterleiter Hans Rehmstedt oder die Sängerin Henriette Schäffler, wenn er zum Beispiel das von ihnen damals etablierte Lied »Ich liebe die Sonne, den Mond und die Sterne« für sein Trio arrangiert. Und wie schon damals diese traurig schöne Melodie zart und sehnsüchtig einen Song lang den immer lauter werdenden Kriegsalltag auszublenden verstand, wohnt auch dem nunmehr auf Gitarre vorgetragenen Lied eine Wehmut inne, als ob das Stück mit seinen berührenden Harmonien eine Welt beschützen möchte, über der dunkle Wolken schweben. ||
ELIAS PRINZ TRIO
Seidlvilla | Nikolaiplatz 1 b | 19. Dez. | 19.30 Uhr | Tickets: 089 333139, Abendkasse
Künstlerhaus am Lenbachplatz, Millerzimmer | Lenbachplatz 8 | 31. Jan. 2025 | 19.30 Uhr | Tickets: 089 59918414
Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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