Der Regisseur Andres Veiel hat einen famosen Dokumentarfilm über Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl gemacht. Mit Thomas Lassonczyk sprach er über Faschismus in den USA, Rastplätze der Reflexion und die Demontage einer Legende.
Riefenstahl
»Die Nachtseite der Ästhetik«
RIEFENSTAHL
Deutschland 2024 | Regie: Andres Veiel | Sprecher: Ulrich Noethen | 115 Minuten | Kinostart: 31. Oktober | Website
MF: Rund 25 Jahre nach »Black Box BRD«, in dem Sie die Biografien des von der Roten Armee Fraktion ermordeten Deutsche-Bank-Vorstandssprechers Alfred Herrhausen und des RAF-Terroristen Wolfgang Grams nachzeichnen – wie hat sich der Dokumentarfilm seitdem gewandelt?
Andres Veiel: Dieses Genre besitzt immer noch eine ganz wichtige Funktion im Kino. Der Markt ist zwar umkämpfter, und viele Kinos haben sich bis heute nicht von der Coronapandemie erholt. Aber ich merke es an den Reaktionen auf »Riefenstahl«, dass es weltweit ein Bedürfnis gibt, sich mit Filmen zu beschäftigen, die jenseits der Reportage nur einfach Fakten liefern. Ich nenne es auch: ein guter Dokumentarfilm ist ein Rastplatz der Reflexion. Das heißt: sich anders und tiefer mit Zusammenhängen und Kontextualisierungen von Ästhetik und Ideologie auseinandersetzen. Das ist ganz stark.
Sie waren vor Kurzem in den USA. Wie ist Ihr Werk dort aufgenommen worden?
Dort wurde »Riefenstahl« als Film der Stunde erlebt, er wurde mir förmlich aus den Händen gerissen. Und viele meinten, er müsse noch vor den Wahlen in die Kinos, weil er eine Auseinandersetzung mit Faschismus ermöglicht, den die USA ja historisch nie erlebt haben. Gerade deshalb ist der Film eine Warnung: Er bringt offenkundig faschistische Äußerungen eines Präsidentschaftskandidaten in einen historischen Kontext, etwa wenn Trump von der Verseuchung amerikanischen Blutes durch Migranten spricht.
Das komplette Interview finden Sie ab Samstag in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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