Der Freistaat bietet das Zerwirkgewölbe, das historische Herz Münchens meistbietend zum Verkauf. Bravo! könnte der Steuerzahler applaudieren: Sollen doch die Investoren für das ruinöse Millionengrab zahlen.
Zerwirkgewölbe zum Verkauf
Kuckuck? Zerwirkt!
Es ist nicht das erste Grundstück des Freistaats mitten in der Landeshauptstadt, das wie ein Kuckucksei München prägt, ohne dass die Stadtgesellschaft, der Stadtrat oder Oberbürgermeister Dieter Reiter den geringsten Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Heimat hätten. Für die ist schließlich auch das Heimatministerium von Ministerpräsident Markus Söder zuständig. Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: In der Landeshauptstadt München können laut Stadtratsbeschluss seit Jahren keine öffentlichen Bauten mehr von privater Hand aufgekauft werden. Bauten und Grundstücke in München werden vermietet oder in Erbpacht für 60 bis 90 Jahre vergeben. Mit einer Ausnahme: Wenn sie nicht der Landeshauptstadt, sondern dem Freistaat Bayern gehören. Derselbe ist sogar laut Bayerischer Haushaltsordnung ipso iure verpflichtet, Gebäude, für die kein Bedarf durch Ministerien besteht, meistbietend zu veräußern. Für sanierungsbedürftige Bürogebäude aus der Nachkriegszeit in der Peripherie mag das Sinn machen. Nun trifft dieser Paragraf aber mitten ins Herz von München. Noch schlimmer: Das für den Freistaat nach Befragung aller Ministerien anscheinend nutzlose Gemäuer ist das älteste nutzbare Gebäude in ganz München. Es wurde 1264 erbaut. Unter den Gewölben des so genannten Zerwirks wurde fast hundert Jahre lang Bier gebraut, bis 1708 als kurfürstliches Bräuhaus, 1733 bis 1808 gehörte es dem Hofbräu. Seinen Namen erhielt das Zerwirk aus seiner Zeit als Metzgerei für Wildbret: Im Jagdjargon heißt das Zerlegen der Beute »zerwirken«.
Petition zur Rettung des Zerwirk
Den kompletten Artikel finden Sie ab dem 29. Juni in der 142. Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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