Die zweite Ausgabe des Grey Scale Festivals lädt alte und neue Szene-Stars des Electro Wave ins Muffatwerk.

Grey Scale Festival 2024

Ein bisschen finster

grey scale festival

Grüße aus den Achtzigern: The Human League | © GL Concerts

Sie wollten Nummer-eins-Hits schreiben wie Donna Summer. Aber das konnten sie nicht, weil sie nichts über Musik gewusst hätten, beschrieb Phil Oakey von The Human League einmal die Entwicklung seiner Band und fügte hinzu: »Wir waren nicht freiwillig experimentell!« Inspiriert von musikalischen Vorbildernwie David Bowie, Roxy Music oder T Rex gelang ihnen Ende der 70er Jahre dann trotzdem mit einfachen Mitteln so etwas wie der Beginn einer elektronischen Popmusik. Vor allem aber schufen sie 1982 mit »Love and Dancing« als The League Unlimited Orchestra eines der ersten Remix-Alben. Und ihre Hits wie »Don’t You Want Me« führten die Hitparaden an. Doch bald schon brach die Band auseinander. Ein Teil machte als Heaven 17 weiter, und Oakey begründete schließlich mit den beiden Sängerinnen Joanne Catherall und Susan Ann Sulley The Human League als Trio. Als solches sind sie heuer auch auf dem zweiten Grey Scale Festival im Muffatwerk zu erleben, wo einmal mehr die Graustufen einer elektronischen Musik innerhalb der Dark- und Cold-Wave-Grenzen ausgelotet werden.

Mit dabei ist auch das schwedische Synth-Pop-Duo Kite, das seine Musik 2019 zusammen mit dem Royal Swedish Orchestra zu einem opulenten Bombastwerk ausbauen durfte. Ebenfalls aus Stockholm stammt die Songwriterin und Sängerin Molly Nilsson, die ein eigenes Label gegründet hatte, um ihre Musik anfänglich auf selbst gebrannte CD-Rs mit handschriftlich gestalteten Covers zu vertreiben. Im Internet konnte sie sodann ihren Ruhm nähren. Live singt sie zu Playback, das sie auf CD vorproduziert hat. Anders macht es die aus dem Punk stammende kalifornische Band Ceremony, die mit regulären E-Gitarren die elektronischen Sounds erweitert. Korine aus Philadelphia knüpft indes wieder an Popmusik der Achtziger an, wie sie eben The Human League in England initiiert hatte. Und nach den Konzerten gibt es auf dem Grey Scale Festival im Muffatwerk eine tanzwütige After-Show-Party, für die Spezialist:innen wie die Berliner Techno-DJ Ellen Allien gebucht sind.

Ellen Alliens Begeisterung für die elektronische Musik nährte sich aus einem Londonaufenthalt Mitte der achtziger Jahre, wo sie den sogenannten zweiten Sommer der Liebe miterlebte, samt seiner berauschenden Acid-House-Partys. Nach Berlin zurückgekehrt, konnte sie sich dort als Techno-DJ etablieren, hatte auf Kiss FM ihre eigene Radioshow und gründete schließlich ein eigenes Label, aus dem dann BPitch Control Records hervorging. Insgesamt ist diese zweite Ausgabe des schon letztes Jahr gefeierten Grey Scale Festivals also so hochkarätig besetzt, dass die Gäste auch diesmal wieder bundesweit anreisen werden, um die präsentierten Graustufen zu genießen. Entsprechend empfiehlt es sich, die Eintrittskarten schon im Vorverkauf zu sichern. Es gibt sie bereits für 75 Euro, was gemessen am Programm und verglichen mit anderen Konzertpreisen ausgesprochen günstig erscheint. Wer allerdings nur zu der von GL Concerts und der Roten Sonne gemeinsam veranstalteten Afterparty ab 24 Uhr gehen mag, bekommt dafür gesonderte Tickets für 25 Euro. ||

GREY SCALE FESTIVAL
Muffatwerk, all Areas | Zellstr. 4 | 22. Juni | 17 Uhr | Tickets: 089 54818181

Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk

 


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